Ein Foto und seine Geschichte

Werbung im Eishockey-Stadion?

Wo andere ihre Zähne aufs Spiel setzen, wirbt Dr. Timo Simniok für das perfekte Lächeln! Der Zahnarzt aus der Wedemark bei Hannover macht mit Bandenwerbung im Eishockey-Stadion auf seine Praxis aufmerksam – aber nicht, weil er ein Fan ist!

„Eigentlich sind meine Erfahrungen mit Werbung im Allgemeinen sehr gemischt“, räumt Dr. Timo Simniok ein – und bezieht sich auf Henry Ford, der mal gesagt haben soll: „Fünfzig Prozent bei der Werbung sind immer rausgeworfen. Man weiß aber nicht, welche Hälfte das ist.“ Dieser Ausspruch gebe auch seine Einstellung wider, sagt der 42-Jährige: „Es ist schwierig, den wirklichen Nutzen von Werbung zu messen. Nach Auswertung meiner betriebswirtschaftlichen Kennzahlen der vergangenen Jahre durch meinen Steuerberater konnte ich jedenfalls keinen signifikanten Zusammenhang von Werbeausgaben und Zahnarzthonorar feststellen.“

Und dennoch: Wer ein Heimspiel der Wedemark Scorpions besucht, dem lacht das Abbild von Simniok fröhlich von der Bande entgegen. „In der Wedemark, in der meine Praxis liegt, herrscht eine starke Überversorgung an Zahnarztpraxen“, erläutert er. „Somit spüre ich schon einen starken Wettbewerb um die Gunst der Patienten.“

Die Bande ist 4 m x 1 m groß

Wie viele Praxisinhaber ist aber auch Simniok zwiespältig, wenn es um Werbung geht. „Einerseits widerstrebt es mir als redlicher Zahnarzt überhaupt zu werben. Denn die Gründe, warum Patienten sich bei mit behandeln lassen, sollten Vertrauen, Kompetenz und Qualität sein und nicht irgendwelche manipulativen Versprechen in Werbeanzeigen“, betont der Praxischef. „Andererseits meldet sich schnell das schlechte Gewissen, wenn andere Kollegen Werbung nutzen. Dann stellt sich häufig das Gefühl bei mir ein, eine wichtige betriebswirtschaftliche Maßnahme nicht durchgeführt und dadurch das angestrebte betriebliche Ergebnis in Gefahr gebracht zu haben.“

Um auf seine Praxis und seine Leistungen aufmerksam zu machen, nutzt Simniok seine Homepage. Darüber hinaus postet er regelmäßig Fortbildungen und neue Entwicklungen auf Facebook. Außerdem ist der Zahnarzt Mitglied im örtlichen Gewerbeverein, der Interessengemeinschaft Bissendorfer Kaufleute. Diese Mitgliedschaft ermöglicht es ihm, alle zwei Jahre eine eigene Seite im lokalen Wochenblatt zu gestalten. In unregelmäßigen Abständen schaltet er dort auch mal Anzeigen, „wie zum Tag der Zahngesundheit oder zu einem Senioren-Special“. Auch um gute Beurteilungen beim Arztbewertungsportal jameda ist Simniok bemüht. „Den Hauptschwerpunkt meiner werberischen Aktivität sehe ich klar im Internet und bei Social Media.“ 

Ausnahme: die 4 m x 1 m große Bande im Eishockey-Stadion in Bissendorf. Vor knapp zehn Jahren, im Januar 2009, ließ sich Simniok in unmittelbarer Nähe nieder – nur zwei Kilometer Luftlinie trennen Stadion und Praxis. „Im Übrigen habe ich als Kind in dieser Eishalle Schlittschuhlaufen gelernt“, verrät der Zahnarzt. Und als Mitglied einer Amateurtruppe stand er sogar selber mit dem Schläger auf dem Eis. „Leider lässt sich die Arbeit als Zahnarzt nur unzureichend mit den gesundheitlichen Risiken des Eishockeys vereinbaren. Somit musste ich meine Karriere schnell wieder beenden“, lacht Simniok.

In der Wedemark spielte Eishockey schon immer eine große Rolle – hier begann die Geschichte der Hannover Scorpions, die 2010 Deutscher Meister wurden. Los ging es aber 1973, als neben dem Freibad im Ortsteil Mellendorf eine Kunsteisbahn errichtet wurde. Zwei Jahre später wurde der Eishockey-Verein der ESC Wedemark e. V. gegründet. Mit Beginn der 90er-Jahre starteten die Scorpions dann richtig durch – die Profimannschaft, die Hannover Scorpions, wurde gegründet. „An dieser Stelle muss ich zugeben, dass mein Engagement gegenüber Sportvereinen jeglicher Art nie weiter als zur Stufe des ‚Sympathisanten‘ gereicht hat. Ein richtiger ‚Fan‘ bin ich nie gewesen“, gesteht Simniok. 

Dennoch habe er natürlich mitverfolgt, wie die Hannover Scorpions 2010 den Meistertitel errungen haben. „Da einige meiner Patienten und auch Teile des Praxisnetzwerks bei den Scorpions engagiert sind, wurde ich in den letzten Jahren auch immer mit interessanten Neuigkeiten versorgt.“ So erfuhr Simniok auch vom sich anbahnenden Zusammenschluss der Hannover Scorpions und der Wedemark Scorpions wieder zu einer Mannschaft. Und dann hatte er die Idee: „Da habe ich mich entschieden, als Sponsor aktiv zu werden. Die hohen Zuschauerzahlen und die wirklich guten Spielergebnisse haben mir gezeigt, dass das richtig war. Wenn die Wedemark Scorpions spielen, sehen durchschnittlich 1.200 Zuschauer die Partien, die einmal pro Woche im heimischen Stadion ausgetragen werden.“

Coole Sportart, coole Praxis

Dennoch sei sein Engagement bei den Hannover Scorpions nicht primär aus dem Motiv entstanden, Werbung zu machen. „Die Kosten des Sponsorings sind viel zu hoch, um sie unmittelbar mit Mehreinnahmen in der Praxis verrechnen zu können“, betont Simniok. „Meine Motive sind vielmehr idealistischer Natur: Ich halte es für sinnvoll, als lokales Unternehmen auch regionale Kultur- und Sportveranstaltungen zu unterstützen. Auch wenn die Wedemark sicher keine klassische ländliche Region ist, finde ich es dennoch wichtig, dass sich nicht alle Events und Freizeitangebote in der Metropole Hannover ballen. Mit der Bandenwerbung stehe ich somit in einer Reihe mit weiteren lokalen Unternehmen, die sich für die Gemeinde und die Region aussprechen.“

In der Praxis habe er schon viele positive Reaktionen von Patienten – und auch Spielern – erhalten, die die Bandenwerbung gesehen haben. „Ob sich Patienten aufgrund der Bandenwerbung zu einem Besuch in meiner Praxis entschieden haben, kann ich nicht nachweisen“, sagt Simniok – befragen will er sie dazu „nun wirklich nicht“.

Trotzdem freue er sich, wenn seine Praxis mit der echt „coolen Sportart assoziiert wird“. Im Übrigen gab es bei ihm schon immer den fachlichen Zusammenhang von dentaler Traumatologie und Eishockey – „wodurch ein weiterer Bezug meiner Praxis zum Eishockeyspiel hergestellt wäre“, erläutert Simniok.

Was erhofft er sich nun von der Bandenwerbung? „Ich wünsche mir, von den Zuschauern im Eishockey-Stadion als ein regionaler Unternehmer wahrgenommen zu werden, der sich für die Belange der Region interessiert“, betont der Praxischef. „Ich möchte mit der Bandenwerbung zeigen, dass meine Praxis mittlerweile so gut läuft, dass ich mich für gesellschaftliche Projekte engagieren kann!"

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