Neue Lobby für die zahnärztlichen Krankenhäuser-MVZ
Der neue Verband sieht sich als Sprachrohr für Patienten, Zahnmediziner und Mitarbeiter von zahnmedizinischen Versorgungszentren (ZMVZ). Er setzt sich deshalb „für Organisationsformen wie Z-MVZ und zahnmedizinische Verbände als integrale Bestandteile des notwendigen Qualitätswettbewerbs und für Zahnärzte/-innen, die sich von der aktuellen Standespolitik nicht hinreichend angesprochen fühlen, ein“, heißt es in der Pressemitteilung.
Zentrale Forderung des BNZK ist, dass die Gründung und der Aufbau von ZMVZ nicht eingeschränkt werden dürften. Nur dies erlaube „eine zukunftsgerichtete Gesundheitspolitik“.
„Die Forderungen der KZBV, mit dem in Abstimmung befindlichen Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) die Gründung von ZMVZ durch Krankenhäuser stark einzuschränken, würde massiv die Versorgung im ländlichen Raum schädigen“, heißt es außerdem auf der Website des Verbandes.
„Wir stehen für Angebotsvielfalt, qualitativ hochwertige und flächendeckende Versorgung sowie für den Aufbau nachhaltiger Strukturen in der Zahnmedizin“, erklärt der BNZK-Vorsitzende Dr. Daniel Wichels. Wichels ist Geschäftsführer der 2016 gegründeten Praxisgruppe zahneins, die nach eigenen Angaben mit rund 500 Mitarbeitern an 18 Standorten und mit einem Krankenhaus tätig ist.
Gründungsmitglieder: zahneins, die Acura Zahnärzte, Dentabene, DentConnect
Gründungsmitglieder sind neben zahneins die Acura Zahnärzte, Dentabene, DentConnect. Ziel sei, „Patienten/-innen (sic!) in ZMVZs qualitativ hochwertige Versorgung, beste Ausstattungen und kurze Wege ohne bürokratischen Aufwand und ohne lange Wartezeiten“ zu bieten und „mithilfe moderner Praxiskonzepte wie Z-MVZ die bestehenden Strukturen zu ergänzen“.
Für Zahnärzte übernähmen die Mitglieder des BNZK administrative nichtärztliche Aufgaben und würden diese als Z-MVZ „effizient adressieren, um Zahnmedizinern/-innen Freiräume für die Behandlung von Patienten zu schaffen“.
„Diese Strukturen bewirken eine Industrialisierung der Versorgung zugunsten der Investoren und zulasten einer dem Patientenwohl dienenden Versorgung!“
Kommentar Dr. Wolfgang Eßer
"Nach unseren Erkenntnissen stehen hinter den Gründern dieser neuen Interessenvertretung aus- und inländische Fremdinvestoren wie beispielsweise Acura Zahnärzte (Frankfurt am Main) = Investcorp (Bahrain), DentConnect (München) = EQT (Schweden), auch im Besitz der Ketten/Marken (Implaneo und Cureos) und Zahneins (Hamburg) = Summit Partners (USA).
Bei den BNZK-Gründern handelt es sich also um einen Bundesverband der Private Equity-Fonds in der Zahnmedizin, deren wohlfeil dargestellte Versorgungsabsichten wir derzeit nicht bestätigen können. Vielmehr ist schon aus den Internetveröffentlichungen und Fonds-Prospekten solcher Investmentgesellschaften erkennbar, dass nicht nachhaltige Versorgung der Menschen in unserem Land, sondern Renditeerzielungsabsichten die Motivation ihres Engagements im Bereich der zahnmedizinischen Versorgung sind.
Darüber hinaus dürfte der aktuelle Zusammenschluss zum Ziel haben, die gemeinsamen Bemühungen von Bundesorganisationen der deutschen Zahnärzteschaft, der KZBV, BZÄK und des FVDZ zu torpedieren, die dem Zugang solcher Kapitalgesellschaften mit äußerster Skepsis begegnen und gesetzlich einschränken wollen.
Die uns gesetzlich übertragene Sicherstellung einer flächendeckenden, wohnortnahen und qualitätsgesicherten Versorgung ist seit mehr als 60 Jahren durch die KZBV im Zusammenwirken mit den KZVen zuverlässig sichergestellt worden und wird durch freiberuflich tätige, dem Patienten- und Allgemeinwohl verpflichtete Zahnärztinnen und Zahnärzte auch in Zukunft im wohlverstandenen Sinne der Menschen in unserem Land gewährleistet werden.
Die Menschen in Deutschland sind mit ihren Zahnärzten in höchstem Maße zufrieden und geben ihnen regelmäßig die besten Noten für Freundlichkeit, Beratungs- und Behandlungsqualität. Das belegen diverse Umfragen, wie zum Beispiel das Patientenbarometer des Arztbewertungsportals jameda.
Die von Kapitalgesellschaften und Private Equity Fonds betriebenen Z-MVZ und Z-MVZ-Ketten stellen hingegen aus unserer Sicht keinen Zugewinn für die zahnmedizinische Versorgung dar. Aus unserer Sicht bewirken diese Strukturen vielmehr eine Industrialisierung der gesundheitlichen Versorgung zu Gunsten der Investoren und zu Lasten einer dem Patientenwohl dienenden Versorgung."
Dr. Wolfgang Eßer
Vorstandsvorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV)
(Auszug aus dem Beitrag „Die Digitalisierung in der vertragszahnärztlichen Versorgung – Entwicklungen und Ausblick“ in: iX Forum Gesundheitspolitik, Ausgabe 4/2018)
„Die Zahnheilkunde hat sich rapide weiterentwickelt, der Einzug der Digitalisierung im zahnmedizinischen Workflow und die damit verbundenen hohen Investitionen prägen diese Entwicklung. Die Aufspaltung der Zahnheilkunde in Spezialdisziplinen, die laufende Zunahme des Fachwissens basierend auf wissenschaftlicher Evidenz sowie der Wunsch unser Zahnärzte/-innen zur Arbeit in Teams gilt es Rechnung zu tragen“, erklärt der zweite Vorsitzende Prof. Dr. Hannes Wachtel.
Wachtel gründete 2010 die implaneo Dental Clinic München. Implaneo wurde 2016 Partner des Netzwerks DentConnect, heißt es auf der Internetseite des Privatinstituts für Paro- und Implantologie IPI München GmbH, das Wachtel 1994 mit aufbaute.
Zu seinen „ausdrücklichen Aufgaben“ zählt der in Hamburg ansässige BNZK die Zusammenarbeit mit zahnärztlichen Körperschaften und Organisationen. „Daher stehen wir für den konstruktiven Dialog zur Verfügung“, verlautbart die neue Organisation.
„Wir sehen die Zukunft der Zahnmedizin nicht im Z-MVZ!“
Kommentar Dr./RO Eric Banthien
"Die KZV Hamburg und die IGZ sehen die Zukunft der Zahnmedizin nicht im Z-MVZ, schon gar nicht, wenn es zu einer Kette gehört, und erst recht nicht, wenn diese Kette von einer Kapitalgesellschaft betrieben wird.
Die Zahnärzte sind durchaus in der Lage, aus dem Konzept der Freiberuflichkeit und der freien Niederlassung heraus, Antworten zu finden und Lösungen zu entwickeln, die den Herausforderungen der neuen Zeitläufe gerecht werden. Es ist immer gut, einen Ansprechpartner zu haben, in diesem Sinne könnte der neuen Bundesvereinigung eine Rolle zufallen. Grundsätzlich besteht Gesprächsbereitschaft, aber wir wollen wissen, worüber gesprochen werden soll. Dazu sollte die neugegründete Vereinigung bitte schnellstens ihre Position zu Kapitalgesellschaften als Eigner von Z-MVZ-Ketten darstellen."
Dr./RO Eric Banthien
Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hamburgund
Vorsitzender der Interessengemeinschaft Zahnärztlicher Verbände Deutschlands e.V. (IGZ)