„Möchten wir vielleicht Alpakas?“
Herr Dr. Maluche, Frau Maluche, wie kommt man auf die Idee, sich Alpakas anzuschaffen?
Dr. Detlef Maluche: Der Auslöser war ein Urlaub 2009 in Südtirol. Ich habe drei Jahre in Bozen in einer Privatpraxis gearbeitet und wollte mit meiner Frau einfach die Region wiedersehen. Da wir beide mal ein Pferd besaßen, haben wir uns eine Araberzucht in Oberbozen angesehen. Als dann auf dem Hof eine Herde von circa 50 Tieren, Lamas und Alpakas, nahezu lautlos an uns vorbei getrieben wurde, war das tatsächlich ein Schlüsselerlebnis. Denn wie viel Lärm schon zwei Pferde verursachen können, wisssen wir nur zu gut.
Wie entstand dann aus dieser spontanen Begeisterung die Zucht?
Auf der Rückfahrt im Auto haben meine Frau und ich uns angesehen und überlegt: „Möchten wir vielleicht Alpakas?“ Für die Entscheidung und Vorbereitung unserer eigenen Zucht haben wir uns zwei Jahre Zeit genommen. Unsere Erfahrungen aus der Pferdehaltung waren da sehr hilfreich. Wir haben Seminare bei anderen Züchtern besucht und uns Höfe angesehen. Am 11.11.2011, als das Rheinland den Beginn der Karnevalszeit feierte, standen die ersten beiden Stuten auf unserer Weide, eine davon trächtig. Im Juni 2012 kam das erste Fohlen zur Welt. Ein besonderes Erlebnis!
Warum eigentlich Alpakas und keine Lamas?
Alpakas haben uns einfach mehr gefallen als Lamas. Der Kindlichkeitsfaktor spielte für meine Frau und mich eine wesentliche Rolle und ganz besonders das einfachere Handling. Beim Alpaka liegt der Widerrist – die Rückenhöhe – zwischen 70 und 90 Zentimetern, beim Lama bei circa 130. Wir meinen, dass das Alpaka besser in die stadtnahe Gegend passt. Außerdem brauchen sie weniger Platz auf der Weide. Das misst man in sogenannten Vieheinheiten [landwirtschaftlicher Flächen- und Futterbedarf in Hektar, bezogen auf ein Rind. Anm. d. Red.]. Bei Alpakas beträgt das Verhältnis 0,08 zu 1, bei Lamas 0,1 zu 1. Mit unseren 13 Tieren haben wir damit 1,04 Vieheinheiten auf unseren 0,8 Hektar [8.000 Quadratmeter].
Putzen Sie Ihren Alpakas die Zähne oder erledigt das ein Veterinär? Oder pflegen sich die Tiere ihre Zähne wie von selbst, dank artgerechter Fütterung?
Die richtige Ernährung, also tägliches Grasen und dauerhaft gutes Heu, legt schon mal einen guten Grundstein für gesunde Zähne. Dennoch kontrollieren wir die Schneidezähne regelmäßig auf die richtige Stellung und auf Gesundheit. Eine Besonderheit bei den Neuweltkameliden [Säugetierfamilie aus der Ordnung der Paarhufer, zu der Alpakas gehören, Anm. d. Red.] ist, dass diese nur im Unterkiefer Schneidezähne haben. Im Oberkiefer gibt es eine Kauplatte. Wichtig ist, dass die Schneidezähne genau im richtigen Winkel auf die Kauplatte treffen, da sie sonst weiterwachsen und die Tiere nicht mehr richtig fressen können. Trotz optimaler Versorgung kann es zu Fehlstellungen wie Unter- oder Überbiss kommen. Dieses Problem muss durch Abschleifen der Zahnspitzen behoben werden. So etwas macht dann der Tierarzt.
Gibt es auch medizinische Eingriffe, die Sie an den Alpakas selbst durchführen, Herr Dr. Maluche?
Ja, kleinere, nach Absprache mit dem Veterinär, zum Beispiel das subkutane Injizieren zur Entwurmung. Durch die dicke Haut bei den Alpakas ist das ganz was anderes als beim Menschen. Auch wenn sich bei einem der Tiere, zum Beispiel durch Verletzung, mal ein Abszess entwickelt hat, helfen mir meine medizinischen Kenntnisse. Als Zahnarzt ist mir natürlich grundsätzlich die Zahnkontrolle bei unseren Tieren wichtig. Zwar ist es schwierig, beim Alpaka den Gebisszustand komplett zu überwachen, weil die Backenzähne weit hinten liegen und nicht direkt einsehbar sind. Aber die Unterkiefer-Frontzahnkanten kann ich selber einkürzen, damit sie mit der Oberkiefer-Frontkauplatte abschließen, ohne dass wir den Veterinär rufen müssen. Bei größeren Problemen müssen wir ihn aber doch holen, damit das Tier sediert werden kann. Solche größeren Probleme sind zum Beispiel verändertes Kauverhalten wie das sogenannte „Wickelkauen“ [angekautes Futter wird wegen Zahnschmerzen oder Fehlstellungen der Zähne wieder fallengelassen, Anm. d. Red.] und Fressunlust. Auch den Zahnwechsel habe ich immer im Blick, da sind meine Kenntnisse logischerweise hilfreich.
Alpakas werden zuweilen auch als „Delfine der Anden“ bezeichnet. Rührt das aus der beiden Tierarten gemeinen „Rudelbildung“?
Nein, die Bezeichnung kommt daher, dass Alpakas mindestens genauso gut, wenn nicht noch besser, für Therapiezwecke bei Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen oder Behinderungen geeignet sind. Durch ihr vorsichtiges, zurückhaltendes Wesen, das kuschelige Aussehen und das flauschige Fell haben traumatisierte Menschen, Autisten und andere wenig Berührungsängste und überwinden ihre Ängste leichter. Wenn sie dann noch ein Alpaka am Halfter in eine bestimmte Richtung oder über ein kleines Hindernis führen können, ist das sehr gut fürs Selbstvertrauen. Natürlich haben auch andere Tiere eine positive Wirkung auf Menschen, dazu gibt es ja genügend Literatur. Aber Alpakas eben ganz besonders. Wir konnten so zum Beispiel Besuchern helfen, die sich nach Hundebissen generell vor Tieren fürchteten.
Neben der Zucht haben Sie Besucher zu betreuen, außerdem führen Sie einen kleinen Shop mit Produkten aus der Alpakafaser – Ponchos, Mützen, Handschuhe. Wie viel Zeit wenden Sie pro Woche dafür auf? Und wer ist wofür zuständig?
Bei mir sind es zwischen 10 und 15 Stunden, bei meiner Frau ebenfalls. Je nach Jahreszeit kann es noch etwas mehr sein, zum Beispiel müssen wir im Herbst über mehrere Wochen das Laub zusammenkehren. Wir teilen uns die Aufgaben, einer würde das nicht schaffen, und auch nicht wollen. Was auf der Weide zu tun ist, machen wir beide zusammen. Ansonsten kümmert sie sich um Internet und Social Media, um die 900 Abonnenten bei Facebook und die 25 auf YouTube, außerdem um Termine mit Kunden und Besuchern. Ich bin fürs Bauen der Unterstände und Zäune zuständig und für Instandhaltung und Reparatur. Ich hätte ja meinen Beruf verfehlt, wenn ich nicht handwerklich begabt wäre. Beruflich kommt es auf Mikrometer an, die Kollegen wissen das. Da finde ich es sehr entspannend, dass der Zaunpfahl auch mal zwei Zentimeter links oder rechts vom markierten Punkt stehen kann.
Das Alpaka
Zoologische Merkmale
Alpakas zählen wie ihre nahen Verwandten, die Lamas, zu den Neuweltkameliden. Ihre entfernteren Verwandten Kamele und Dromedare gehören zu den Altweltkameliden ... [Beide] werden in der Familie der Kamelartigen zusammengefasst und sind Wiederkäuer. Die weiblichen Tiere heißen wie bei Pferden Stuten, die männlichen Hengste. Kastrierte Hengste sind Wallache. Fohlen werden als Crias bezeichnet ...Es gibt sie in verschiedenen Farben. Sie gehören zu den Schwielensohlern, wodurch sie einen lautlosen und geschmeidigen Gang haben. Sie sind Wiederkäuer und können bis zu 20 Jahre alt werden. Nach einer Tragzeit von fast einem Jahr bringen die Stuten in der Regel ein Fohlen zur Welt.
Herkunft und natürlicher Lebensraum
Die Heimat der Alpakas sind die südamerikanischen Anden, wo sie in einer Höhe von 3.000 bis 4.500 Metern in großen Herden leben. Hier müssen die Tiere mit harten Umweltbedingungen zurecht kommen. In der kargen Landschaft gibt es wenig Futter und stark schwankende Temperaturen, daher sind sie sehr anpassungsfähig. In unseren Breitengraden müssen sie jedes Frühjahr geschoren werden.
Wesen
Alpakas sind Fluchttiere. Von Natur aus sind sie neugierig und zugleich vorsichtig. Sie halten gern erst einmal Abstand. Zudem sind Alpakas sanft und sensibel. Um die häufigste Frage zu beantworten: Ja, sie können spucken. Es ist Teil ihrer Verständigung untereinander. Aber wenn sie richtig erzogen und gehalten werden, tun sie dies nicht gegenüber Menschen.“
Auszug von der Internetseite der Maluches
https://www.rheinland-alpakas.de/was-sind-alpakas/index.html