Trends auf der IDS – Implantologie

„Winplantologie“ – mehr von allem: Werkstoffe, Digi-Tools, Befestigung

Christian Ehrensberger
Implantologische Behandlungen bekommen für immer mehr Zahnärzte eine höhere Bedeutung – für Chirurgen ebenso wie für Prothetiker. Nach mehr als 50 Jahren entscheiden sich Patienten häufiger dafür, und die Möglichkeiten werden vielfältiger: neue Werkstoffe, ein erleichterter Einstieg dank digitaler Planungstools, stark arbeitsteilige Workflows. Und bei der Befestigung wird das „Für und Wider“ von Verschraubung oder Zementierung ergänzt durch eine dritte Option: die Retention durch reine Friktion.

Unter den Werkstoffen ist Titan als Standard etabliert, das „weiße Implantat“ aus Zirkonoxid ist – zumindest in Studien über einen Beobachtungszeitraum von fünf Jahren – absolut geeignet [Beuer/Spies, 2018]. Auch Kunststoffimplantate befinden sich im Einsatz [Nedjat, 2014], es werden bereits präklinische Studien mit Implantaten aus Magnesium durchgeführt. Damit könnten selbst ohne Zugabe von Wachstumsfaktoren (wie rhBMP-2) osteostimulative Effekte erzielt werden [Smeets, 2018]. Auch für resorbierbare Membranen kommen Alternativvorschläge: statt xenogenem Kollagen jetzt Seidenfibroin – für reißfeste, versteifte und plastisch verformbare Membranen mit einstellbarer Porendichte und ohne tierische Bestandteile. Die IDS 2019 zeigt, welche Werkstoffe sich heute anbieten und welche es in zwei, fünf oder zehn Jahren sein könnten.

Mehr Behandlungssicherheit, intelligenterer Workflow

Den Schritt in die Implantologie erleichtern können digitale Verfahren, denn ein konsequentes Backward-planning inklusive Bohrschablone gibt zusätzliche Behandlungssicherheit. Darüber hinaus wird es für den erfahrenen Implantologen wie für den Einsteiger immer interessanter, die einzelnen Arbeitsschritte intelligent verteilen zu können. Zu überlegen ist ja, ob ich „alles selbst“ übernehme oder zum Beispiel Intraoralscan und CT an einen spezialisierten Dienstleister oder einen industriellen Service sende und mir zunächst einen Therapievorschlag machen lasse. Auch das Teamwork von Chirurg, Prothetiker und Zahntechniker wird immer flexibler, so dass ein Messebesuch ein klares Win-win für das ganze Implantologie-Team zu werden verspricht. Dabei versteht es sich von selbst, dass das Ziel jeder (auch der digitalen!) Planung stets in der optimalen Ausnutzung der knöchernen Verhältnisse sowie in der prothetisch wünschenswerten Implantatposition besteht [Vollmer, 2018].

Wer die IDS mit diesem Fokus besucht, wird großten Nutzen für seine implantologische Zukunft daraus ziehen können – natürlich auch für die Prothetik. Ein Beispiel: Was hat man nicht alles gelesen über das „Für und Wider“ von Verschraubung oder Zementierung! Für die Zementierung spricht viel: einfacher, preisgünstiger, kein Zusatzaufwand für Schraubenkanäle (und für die Überlegung „okklusal oder transversal“), die Möglichkeit zum Ausgleich minimaler Passungenauigkeiten („passive fit“), die Option zum Herausnehmen (allerdings nur bei Verwendung von provisorischem Befestigungszement), der voll ausgefüllte Spalt zwischen Implantatbasis und Restauration – Mikroorganismen bleiben außen vor.

Zementierung oder Verschraubung? Retention durch Friktion!

Die Verschraubung bietet demgegenüber den Vorteil, die Restauration zu Kontrollzwecken immer wieder herausnehmen zu können, und die Retention ist – selbst bei ungünstiger Geometrie und Oberflächentextur des Stumpfaufbaus (= „zu glatt“ und daher nicht-retentiv) – ohne Wenn und Aber sichergestellt [www.zahnheilkunde.de]. Jetzt tritt als dritte Option das „Weder – Noch“ hinzu: kein Zement, keine Schraube, kein gar nichts [Studiengruppe Köln, 2018]. Die Friktion macht’s, befestigt Krone und Kappe, der Patient fühlt „festsitzend“, für den Zahnarzt bleibt es „herausnehmbar“.

Darüber hinaus bleibt die konsequente Nachsorge wichtiger Erfolgsfaktor in der Implantologie. Innovationen bei Ultraschall- und Pulverstrahlgeräten, adjuvante Maßnahmen für die professionelle und die häusliche Prophylaxe (etwa die Anwendung von Chlorhexidin oder spezielle Aufsätze für elektrische Zahnbürsten) – auch dazu findet der Messebesucher wie an keinem anderen Ort und zu keiner anderen Zeit die Gelegenheit: IDS 2019, 12. bis 16. März in Köln.

Christian Ehrensberger
Frankfurt am Main

Literaturliste

1. Tamar Lewin: Per-Ingvar Brånemark, Dental Innovator, Dies at 85. New York Times (New York edition), Dec. 28 (2014), Seite A28

2. de.wikipedia.org/wiki/Per-Ingvar_Brånemark (Zugriff am 7.1.2019)

3. Florian Beuer und Benedikt Spies: So weit – so gut. Z Oral Implant, 14. Jahrgang, 2 (2018), Seite 96-101

4. Armin Nedjat: Das PEEK Implantat als Alternative zum Titan. Implantologie Journal, 6 (2014), Seiten 8ff.

5. Ralf Smeets: Neue Materialien für neue Herausforderungen. Implantologie Journal, 6 (2018), Seite 50-52

6. Rolf Vollmer: Digitalisierung in der Implantologie – Chance und Risiko. Implantologie Journal, 10 (2018), Seite 3

7. www.zahnheilkunde.de/beitragpdf/pdf_5709.pdf (Zugriff am 4.1.2019)

8. Weder Schraube noch Zement. Fortbildungsreport „Studiengruppe Köln“. Z Oral Implant, 14. Jahrgang, 1 (2018), Seite 16

Dr. Christian Ehrensberger

Wissenschaftliche Leitung, Redaktion bei Dr. Kaschny PR GmbH

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