Niedergelassen in einem ehemaligen Gotteshaus
„Ich hatte ungefähre Vorstellungen bezüglich der Immobilie, die ich für die Praxis suchte“, sagt der Zahnarzt. Die ehemalige Kirche erfüllte diese in nahezu allen Aspekten: zentral, gut angebunden. „Zusätzlich bot sie einen großen, offenen Raum, der komplett nach meinen Vorstellungen umgebaut werden konnte“, berichtet Eisinger. Mit dem Bauantrag wurde eine Nutzungsänderung vorgenommen; und bevor der Umbau schließlich begann, wurde die Kirche im Rahmen des letzten Gottesdienstes profanisiert – entweiht.
Was die neue Praxis betrifft, war die Grundidee relativ einfach, erzählt der Praxisinhaber. Eisinger skizzierte dem Architekten seine Vorstellungen, woraus dieser den definitiven Bauplan ableitete. Die Vorgaben des Zahnarztes: ungefähr gleich große Behandlungszimmer und kurze Wege zum Röntgen. Zudem sollte der Steri groß genug sein, um alle aktuellen – wie auch künftigen – Anforderungen zu erfüllen. Für Eisinger war ebenfalls wichtig, dass der Flur nicht wie ein langer Schlauch wirkt – immerhin handelte es sich um eine Länge von knapp 20 Metern. Es gab noch eine zweite Herausforderung: die Integration der alten Fenster, deren Sturz in vier Metern Höhe verläuft. Diese Räume wiederum sollten nicht zu hoch werden.
Die damaligen Kirchgänger sind heute Patienten
„Die architektonische Grundidee war, die vorhandene Weite, Großzügigkeit und Höhe des ehemaligen Kirchenraums von 10 mal 15 Meter und 4,70 Meter Höhe weitest - gehend zu erhalten und gleichzeitig in den einzelnen Behandlungsräumen eine für den Patienten angenehme Höhe zu erreichen“, erläutert Dipl.-Ing. Bernd König, der mit seinem Architekturbüro den Umbau leitete. „Das vorgegebene Raumprogramm wurde dabei in einer weitestgehend freien Form mit unterschiedlichen Biegungen und Höhen realisiert.“ Dabei wurden die ursprünglichen Raumhöhen in den Bereichen Empfang und Wartezimmer sowie vor den vier Meter hohen Fenstern beibehalten. Wer genau hinschaut, sieht auch noch die ehemalige Kirche in der neuen Praxis: „Die Trennwände zwischen den Behandlungsräumen sind im oberen Bereich in Glas ausgebildet, so dass der ehemalige Kirchenraum sowie die frühere Raumhöhe fast noch von allen Standpunkten aus erkennbar sind.“
Insbesondere die handwerkliche Umsetzung der verschiedenen Bögen und Höhen in Verbindung mit den notwendigen Schall- und Wärmeschutzvorgaben war hier aus Königs Sicht schwierig.
Und, wie arbeitet es sich in einem ehemaligen Gotteshaus? „Sehr schön“, freut sich Eisinger. „Und zwar unabhängig von der früheren Nutzung. Das liegt eher daran, dass die Praxis in dem großen ehemaligen Kirchenraum sehr offen und lichtdurchflutet wirkt.“ Die gelungene Architektur schätzen auch die Patienten – einige kennen die Praxis noch als Kirche. „Auch von den damaligen Kirchgängern haben wir bisher sehr viel positives Feedback bekommen.“