Der Hunger ist das größte Problem
Das ohnehin fragile Gesundheitssystem, der erschwerte Zugang zur Versorgung und die unzureichende soziale Sicherung lassen die Pandemie für hilfsbedürftige Menschen in armen Ländern besonders schwer wirken. Häufig fehlt es an Schutzartikeln, medizinischem Wissen und Diagnostikmöglichkeiten. Daher riegeln die Regierungen ihre Staaten nicht selten durch einen harten Lockdown ab. Doch dieses einzige, letzte Mittel verstärkt letztendlich die Hungersnot und damit auch die Armut. Hilfsorganisationen mit deutscher Beteiligung können daher nur mit medizinischer und humanitärer Hilfe die Projekte an den Einsatzorten unterstützen. Ein Überblick.
BRASILIEN
Zahnärztliches Hilfsprojekt Brasilien e. V.
Schülerhilfe im HomeOffice
Momentan liegen alle geplanten Einsätze vor Ort auf Eis. Der Verein weiß nicht, wann die Arbeit in Brasilien wieder möglich sein wird. Anfang Februar wurden noch sechs von sieben Stationen mit Behandler-Teams besetzt, bis im März alle Einsätze abrupt beendet werden mussten. Derzeit werden die Patengelder und alle weiteren finanziellen Hilfen, die durch die Altgoldspenden generiert werden, an die Stationen vor Ort gesendet. Die Schule findet immer noch überwiegend im Homeoffice statt: Man versucht, die Kinder mit Unterricht, Arbeitsmaterialien und Fitnessprogrammen online zu begleiten – oder überhaupt zu erreichen. Vorstand Ruben Beyer: „Ich finde es beeindruckend, wie intensiv und mit welchem Aufwand alle Beteiligten versuchen, den Kindern der Einrichtungen alles zu bieten, was möglich ist, den Kontakt zu halten und in der Krise auszuhalten beziehungsweise zu überleben.“
Spendenkonto:
Zahnärztliches Hilfsprojekt Brasilien e. V.Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG
IBAN:
DE67 3006 0601 0004 5553 33
NEPAL
Brepal e. V. und DESOCA e. V.
Die Beratung läuft jetzt über TeleMedizin
In Nepal ist die Lage äußerst angespannt. Aufgrund der steigenden Fallzahlen ordnet der Staat immer wieder Lockdown-Maßnahmen an und lässt Geschäfte schließen, allerdings ohne die Versorgung der Menschen aufrechtzuerhalten. Vor allem die Tagelöhner haben kein finanzielles Polster – sie sind die Hauptbetroffenen. „Die Menschen hier können dann entscheiden, ob sie verhungern oder an Corona erkranken“, bringt der Vorsitzende Dr. Klaus Eckert die Situation auf den Punkt. Die Organisationen haben Geld für Lebensmittelspenden überwiesen, doch vor Ort werden die Ärzte in diesem Jahr nicht mehr sein können. „Unsere Teams an zwei Standorten schlagen sich aber wacker“, betont Eckart. „Es macht uns alle stolz, dass sie doch schon viel gelernt haben und die Aufgaben, die anfallen, erledigen können. Außerdem nutzen wir jetzt mehr die Telemedizin. Ich bekomme fast täglich Bilder und Fragen zu den Patienten.“ Bei der zahnmedizinischen Versorgung ist der Bedarf nach wie vor groß, jedoch ist der Transport der beiden mobilen Behandlungseinheiten im Moment nicht möglich. Auch die Hygieneregeln können nur sehr schlecht eingehalten werden.
Spendenkonto:
DESOCA e. V.Grafschafter Volksbank
IBAN:
DE77 2806 9956 5720 5973
KENIA
Dentists for Africa e. V.
Schwerpunkt liegt auf der Nahrungsausgabe
Die Corona-Pandemie hat in Kenia verheerende Folgen. Die Ernährungssicherung ist gefährdet, was unter anderem an lokalen Sperrstunden oder der dauerhaften Schließung von Schulen liegt. „Viele Kinder erhalten hier normalerweise regelmäßige Mahlzeiten, die sich zu Hause nicht leisten können“, erzählt Dr. Hans-Joachim Schinkel, Initiator und erster Vorsitzender von Dentists for Africa. Seit Beginn der Corona-Pandemie liegt der Schwerpunkt der Vereinsarbeit auf der Versorgung von Kindern und Witwen. So werden Samen, Dünge- und Nahrungsmittel ausgegeben, außerdem Familien des Patenschaftsprojekts unterstützt. Für lokale Krankenhäuser werden Schutzausrüstungen zur Verfügung gestellt. Zudem initiieren die Mitarbeiter und Ehrenamtliche Aufklärungsprojekte für das Personal von Krankenhäusern und für lokale Gemeinden.
„Die aktuell angespannte Lage bestätigt uns, wie wichtig es ist, mit Partnern vor Ort zusammenzuarbeiten. Unsere gute Vernetzung ermöglichte es uns, gleich zu Beginn der Pandemie schnell Soforthilfe zu leisten. Es ist unser Ziel, die Organisationsstrukturen in Kenia mit Menschen aus der lokalen Bevölkerung weiter zu verstärken, um noch besser und nachhaltiger agieren zu können.“, beschreibt Schinkel die derzeitige Hilfsarbeit.
Spendenkonto:
Dentists for Africa e. V.Sparkasse Mittelthüringen
IBAN:
DE86 8205 1000 0140 0467 98
RUANDA
Dental Roots – raçines dentaires – Aktion Zahnwurzel e. V.
Zum Virus kam noch eine Naturkatastrophe
Auch in Ruanda waren die geplanten Hilfseinsätze durch die Abschottung des Landes in diesem Jahr nicht durchführbar. Dabei waren junge Nachwuchszahnärztinnen in den Startlöchern, um dem Team vor Ort zu assistieren. Auch sollten die Einsätze um drei neue Standorte erweitert werden. Als dann im April starke Niederschläge und Stürme vor allem im Norden und Nordwesten des Landes große Überschwemmungen verursachten, kam zur COVID-Krise noch eine Naturkatastrophe hinzu, die über 70 Menschenleben forderte. Etliche Häuser wurden zerstört, Hänge rutschten ab. Dental Roots rief daraufhin eine Spendenaktion ins Leben. So konnten insgesamt 5.000 Euro an drei Einrichtungen verschickt werden.
Spendenkonto:
Dental Roots – raçines dentaires – aktion Zahnwurzel e. V.Deutsche Apotheker- und Ärztebank
IBAN:
DE80 3006 0601 0002 7658 37
MADAGASKAR
Planet Action e. V.
Alle zivilen Flughäfen sind gesperrt
Um der Ausbreitung der Pandemie entgegenzuwirken, hat die madagassische Regierung die Mobilität drastisch eingeschränkt. Fahrten mit dem Auto sind nur mit maximal drei Personen, Masken, einem bestätigten Negativtest und einer Sondererlaubnis gestattet. Alle Flughäfen für Passagiermaschinen sind gesperrt. Schweren Herzens hat der Verein die geplanten Einsätze für Juli und September 2020 abgesagt. Die zwei letzten Einsatzteams mussten ihre Reise aufgrund der sich zuspitzenden Lage bereits vorzeitig im März abbrechen.
Da bei den Einsätzen stets Hunderte Menschen dicht an dicht gedrängt anstehen und auf ihre Behandlung warten, sind diese in der aktuellen Situation nicht adäquat umsetzbar. Aufgrund mangelnder Hygiene ist auch hier die Infektionsgefahr erhöht. Trotzdem hoffen die „Helfenden Hände“, dass sich die Situation in Madagaskar für die Bevölkerung bald verbessert. Dafür stehen sie in engem Kontakt mit den Partnern vor Ort. Unter Vorbehalt sind die nächsten Einsätze ab Februar 2021 geplant. Dafür gibt es auch bereits Anfragen von deutschen Zahnärzten.
Planet Action – Helfende Hände e. V.Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg eGI
BAN:
DE26 7956 2514 0007 5301 88
MYANMAR
Myanmarteam der Universität Witten/Herdecke
Wenigstens die Zeit für Vorbereitungen nutzen
Die ursprünglich für August oder September geplanten Hilfseinsätze konnten nicht realisiert werden. Die Hoffnung liegt auf dem Frühjahr 2021. In der Zwischenzeit haben die Helfer des Myanmarteams der Universität Witten/Herdecke die Zeit genutzt, um ausreichend materielle und finanzielle Spenden zu sammeln.
Spendenkonto:
Fachschaft Zahnmedizin der Universität Witten/ Herdecke e. V. Myanmarprojekt
IBAN:
DE10 3006 0601 0101 8225 27
MYANMAR
Stiftunglife – Swimming Doctors
Stop-and-go!
Seit 2010 ist die schwimmende Landarztpraxis im Irrawaddy-Delta, südwestlich von Yangon im Einsatz. Bis sie im April der Lockdown stoppte. Die Dorfvorsteher befürchteten, in die vom Schiff angelaufenen Dörfer könnte das Coronavirus eingeschleppt und verbreitet werden. Deshalb entschied die Organisation, das Schiff zunächst zurückzubeordern. „Hätten wir aber ab da unsere Einsätze erst einmal ruhen lassen, wäre über einen nicht absehbaren Zeitraum unsere ärztliche Hilfe gerade für chronisch Kranke und Kinder ausgefallen und unser Versorgungauftrag gefährdet“, berichtet Dr. Dieter Buhtz. Und so überzeugten sie die Dorfvorsteher, so dass die Besatzung unter bestmöglicher Einhaltung der Hygienemaßnahmen die Arbeit im Mai bereits wieder aufnehmen konnte, um sechs Tage später von den Behörden erneut gestoppt zu werden. Bis nach vielen Behördengängen und viel Formularbürokratie allseits grünes Licht gegeben wurde und die Swimming Doctors Ende Juni wieder zu Einsätzen aufbrechen durften. Der Patientenandrang ist im Anschluss so groß, dass die Gesundheitsaufklärung in den Schulen leider eingestellt bleiben muss.
Spendenkonto:
Stiftunglife – Swimming Doctors Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg
IBAN:
DE35 2695 1311 0000 3020 00
Afrika Asien
German Doctors e. V.
Die Teams vor Ort haben die Arbeit übernommen
Aufgrund der Reisebeschränkungen können zurzeit keine ehrenamtlichen Ärztinnen und Ärzte aus Deutschland entsendet werden. Daher haben die einheimischen Teams vor Ort die Arbeit – so weit wie möglich – übernommen. Die Hilfen in den festen Projekten in Kenia, Sierra Leone, Indien, Bangladesch und auf den Philippinen gehen so zumindest weiter. An manchen Orten sind auch Zahnmediziner im Einsatz. In fast allen Projekten stellen die Helfer den Menschen Lebensmittel zur Verfügung, damit sie nicht hungern müssen. Der Hunger ist eine große Bedrohung für die arme Bevölkerung – zumal die Versorgungsprobleme während der Corona-Ausgangsbeschränkungen in diesen Ländern noch größer geworden sind.
Spendenkonto:
German Doctors e. V. Bank für Sozialwirtschaft
IBAN:
DE26 5502 0500 4000 8000 20
SENEGAL
Mercy Ships Deutschland e.V.
Schutzausrüstung für die Helfer vor Ort
Auch der Einsatz von Mercy Ships Deutschland im Senegal musste aufgrund der Pandemie abgebrochen werden. Die Organisation steht trotzdem eng an der Seite der Menschen in der Subsahara. Ihre Situation und die unzureichende medizinische Versorgung dort sind die eigentlichen Probleme. Mercy Ships unterstützt die afrikanischen Partner mit Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln. Die Africa Mercy bereitet sich auf ihren nächsten Einsatz im Frühjahr 2021 vor und generiert als Vorbereitung die Corona-Testkapazitäten. Die deutsche Ärztin Dr. Silke Galama-Kessing hat ein Hygienekonzept entwickelt, mit dem der Einsatz im Senegal, wenn auch mit Einschränkungen, weitergeführt werden kann.
Spendenkonto:
Mercy Ships Deutschland e. V. Kreis-und Stadtsparkasse Kaufbeuren
IBAN:
DE58 7345 0000 0000 5244 47
Frankfurt am Main
Elisabeth-Straßenambulanz
Obdachlos in der Pandemie
Wer obdach- und damit auch meist mittellos ist, den trifft das Ausmaß der Pandemie besonders. In den Notunterkünften ist es eng. Der Abstand kann nur gewahrt werden, wenn sich weniger Menschen in den Räumlichkeiten aufhalten. Das Infektionsrisiko ist generell höher, wenn der Zugang zu Sanitäranlagen nicht oder nur eingeschränkt vorhanden ist. Dennoch stemmt die Elisabeth-Straßenambulanz mit verschärften Hygienemaßnahmen und eben der möglichen Distanz den Behandlungsalltag wieder. Viele warten sehr lange auf einen Zahnarzttermin und sind froh, hierher kommen zu können. Die zahnärztliche Sprechstunde hatte über Monate ausgesetzt werden müssen, da die ehrenamtlichen Zahnärztinnen und Zahnärzte in den eigenen Praxen involviert und Schutzausrüstungen knapp waren. Die personellen Kapazitäten und die Mehrausgaben für die Hygienemittel belasten den Verein sehr. Dr. Maria Goetzens, Leiterin der Elisabeth-Straßenambulanz, berichtet von der Herausforderung, die Mitarbeiter und Ehrenamtler zu schützen und gleichzeitig den möglichst barrierefreien Zugang zur medizinischen Versorgung zu gewährleisten. Ein Balanceakt.
Spendenkonto:
Caritasverband Frankfurt e. V.Bank für Sozialwirtschaft
IBAN:
DE68 5502 0500 3818 0113 00