Deutsche Cleft Kinderhilfe e. V. in Ruanda

Endlich eine OP für Sifa

Anfang Februar, kurz bevor die Coronavirus-Pandemie die Welt lahmlegte, traf das Team der Deutschen Cleft Kinderhilfe in Rwamagana, Ruanda, ein. 30 Kinder und Jugendliche mit zum Teil schwer ausgeprägten Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten (LKG-Spalten) operierten sie. Besonders ein Fall bleibt in Erinnerung: Die 16-jährige Sifa kann nach der OP endlich das erste Mal ohne Probleme ihren Namen aussprechen.

Das Krankenhaus in Rwamagana ist bei Hilfseinsätzen in Ruanda die Basisstation für die beiden ehrenamtlichen Ostafrika-Projektleiter der Deutschen Cleft Kinderhilfe, Dr. Dr. Oliver Blume, Facharzt für MKG-Chirurgie und Zahnmedizin aus München, und Gunther Au-Balbach, Facharzt für MKG-Chirurgie aus Solingen. Während des zehntägigen Einsatzes operierten die beiden gemeinsam mit einem afrikanischen Team 30 Kinder und Jugendliche mit zum Teil schwer ausgeprägten Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten. Das jüngste war gerade einmal zwei Monate alt. Eingriffe bei diesem massiven Ausprägungen fordern Chirurgen und auch Anästhesisten heraus.

Damit einheimische Ärzte die Kinder und Jugendlichen nachhaltig medizinisch behandeln können, gehört deren Schulung zu den langfristigen Zielen des Projekts. Der Verein arbeitet daher daran, entsprechende Strukturen aufzubauen und zu etablieren und steht in stetigem Austausch mit den Partnern vor Ort. Schließlich gilt: Je länger die Spalten unbehandelt bleiben, desto größer können die Folgen für die Betroffenen sein.

Alles zur Organisation

Die wichtigste Aufgabe des Deutsche Cleft Kinderhilfe e. V. ist die Ermöglichung der Operationen von betroffenen Kindern aus armen Verhältnissen. In den eigenen Projekten fördert der gemeinnützige Verein das Konzept einer umfassenden interdisziplinären Behandlung von Spaltkindern, das heißt den Einbezug und die Zusammenarbeit von Chirurgen, Kinderärzten, Zahnärzten, Kieferorthopäden und Sprachtherapeuten.

Spendenkonto:

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Die Aufbauarbeit der Deutschen Cleft Kinderhilfe über die vergangenen zehn Jahre zahlt sich langsam, aber spürbar aus: Inzwischen konnte von Au-Balbach und Blume ein festes Team aus afrikanischen Ärzten vor Ort ausgebildet und etabliert werden. Geleitet wird das Projekt vor Ort vom einheimischen Chirurgen Dr. Laurent Siborurema. Er organisiert auch Einsätze in Ruanda und Tansania.

Grundsätzlich herrscht ein eklatanter Fachärztemangel in Ruanda, es fehlen auch Zahnärzte und MKG-Chirurgen. Es gibt kaum Spezialisten für Kieferorthopädie, Kinderzahnheilkunde oder Implantologie. Folgetherapien und interdisziplinäre Behandlungen, wie sie bei LKG-Spalten notwendig sind, sind daher kaum realisierbar. 

Sifas Schicksal

Beim letzten Einsatz bewegte das Team besonders das Schicksal der jungen Sifa. Über 16 Jahre musste die junge Frau mit einer inzwischen vier mal zwei Zentimeter großen Gaumenspalte leben. Essen und Trinken waren nur eingeschränkt möglich, ihre Artikulation ebenfalls. Die psychisch-sozialen Folgen belasteten Sifa sehr. Ein langer Weg lag hinter ihr, bis sie endlich das erste Mal ihren Namen richtig aussprechen konnte. Die OP der großen Gaumenspalte in diesem Alter ist eine noch größere Herausforderung und birgt das Risiko, dass sich die Naht entlang der riesigen Spalte wieder öffnet. Doch die Operation gelang, noch kurz bevor der Einsatz zu Ende ging. Am nächsten Tag bei der Nachuntersuchung überraschte Sifa dann alle: Erstmals sprach sie ihren Namen ohne Probleme aus.

Ruanda

Ruanda im Osten des afrikanischen Kontinents gehört zu den Ländern, die sich wirtschaftlich stark entwickeln, aber immer noch eine der höchsten Armutsraten aufweisen. So leben 55 Prozent der Bevölkerung in extremer Armut, das heißt von weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag. Im Durchschnitt bekommt jede Frau fünf Kinder. Von 1.000 Kindern sterben 35 vor ihrem fünften Lebensjahr. Die ärztliche Versorgung bleibt mangelhaft mit einem Mediziner pro 25.000 Einwohnern. Die Gesamtbevölkerung des Binnenstaats beträgt 12,3 Millionen, in der Hauptstadt Kigali leben 859.000 Menschen.

Nach dem Völkermord Mitte der 1990er-Jahre an 800.000 Menschen der ethnischen Gruppen der Tutsi und der gemäßigten Hutu durch radikale Hutu und dem Ende des Bürgerkriegs regiert Präsident Paul Kagame das Land autoritär, lässt aber einen für Afrika relativ hohen Anteil an Frauen in Politik und Wirtschaft mitwirken. 2019 betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 825 US-Dollar pro Kopf. Die gesprochenen Sprachen sind Kinyarwanda und Französisch.

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung steigt der Konsum von zuckerhaltigen Nahrungsmitteln und damit auch das Vorkommen von Karies.

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