12 Prozent mehr ZFA-Azubiverträge – trotz Pandemie
Um satte 9,3 Prozent war die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2020 im Vergleich zum Vorjahr in den drei Wirtschaftsbereichen Industrie und Handel, Handwerk sowie Freie Berufe zurückgegangen. In diesem Jahr schnellten die Ausbildungszahlen dagegen wieder nach oben, und zwar um 2,0 Prozent. Trotz der Pandemie unterzeichneten die Betriebe 435.383 neue Verträge (Stand: 30. September). So meldeten Industrie und Handel ein Plus von 0,4 Prozent, das Handwerk verzeichnete eine Zunahme von 2,7 Prozent.
Den prozentual stärksten Zuwachs gab es aber bei den Freien Berufen: Dort wurden bis Ende September 47.504 neue Ausbildungsverträge unterschrieben; 9,9 Prozent mehr als 2020. Allein 14.221 neue Verträge wurden mit ZFA-Azubis abgeschlossen – ein Plus von 11,88 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist ein wirklicher Erfolg, denn Pandemie-bedingt gab es zum zweiten Mal in Folge die Schwierigkeit, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen. Schließlich waren die Zugangswege zur Berufsberatung immer noch eingeschränkt und Ausbildungsmessen, Jobbörsen und Betriebspraktika konnten weder wie gewohnt stattfinden noch durch digitale Angebote komplett ersetzt werden.
Zudem ging auch die Zahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger weiter zurück. Laut Bundesagentur für Arbeit kommen 2021 auf 100 betriebliche Ausbildungsplätze bundesweit nur 87 gemeldete Bewerberinnen und Bewerber. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen nahm daher bei den Freien Berufen auch 2021 zu: Deutschlandweit blieben rund 4.700 Lehrstellen unbesetzt, etwa 11,9 Prozent mehr als im Vorjahr.
Fakten und Zahlen
Insgesamt 14.221 neue Ausbildungsverträge zur ZFA wurden zum 30. September 2021 abgeschlossen (Westen: 12.657, Osten: 1.564). Das ist ein Plus von + 11,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr (Westen: + 12 Prozent, Osten: + 10,9 Prozent).
97,1 Prozent der ZFA-Azubis sind weiblich.
19,4 Prozent der Auszubildenden haben einen ausländischen Pass.
5.335 ZFA waren im März 2021arbeitslos gemeldet. Das sind 35 Prozent mehr als im März 2020.
In 2020 bildeten 45 Prozent (17.363) aller Zahnarztpraxen aus.
Quellen: Statistisches Jahrbuch 2020/2021 der BZÄK, Bundesagentur für Arbeit, Zahnärztekammern
Die Freien Berufe sind nach wie vor der drittgrößte Ausbilder in Deutschland. Der Ausbildungsbereich der Freien Berufe weist mit rund 12 Prozent den höchsten Ausländeranteil unter allen Ausbildungsbereichen auf und hat einen Frauenanteil von über 90 Prozent. So bleibt auch die ZFA ein Frauenberuf – 97,1 Prozent der Azubis sind Frauen, und die ZFA ist auch 2020 unter den Top Ten der bei Frauen beliebtesten Ausbildungsberufe. Gut 45 Prozent der Zahnarztpraxen bilden derzeit aus. Die Ausbildungsquote (die Anzahl der Auszubildenden an allen abhängig Beschäftigten in Deutschland) liegt bei 9 Prozent.
Mehr ZFA-Azubis als im Boom-Jahr 2018
Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse hat bei den ZFA im Ausbildungsjahr 2021/2022 erheblich zugenommen: Zwischen dem 1. Oktober 2020 und dem 30. September 2021 wurden bundesweit über 14.000 neue Ausbildungsverträge für ZFA abgeschlossen (D gesamt: 14.221; ABL: 12.657; NBL: 1.564). Im Vorjahreszeitraum waren es nur rund 12.700 Verträge (Grafik). Gegenüber dem Vorjahr stieg die Ausbildungsleistung damit im Durchschnitt um 11,8 Prozentpunkte (ABL: + 12,00 Prozent; NBL: + 10,9 Prozent). Damit liegen die Ausbildungszahlen sogar über dem Niveau des Boom-Jahres 2018.
Die Kammern gingen in die offensive
Die Pandemie machte es allerdings allen schwer, gut in das Ausbildungsjahr zu starten – Auszubildenden wie Betrieben. Um beide zusammenzubringen, hatten Bund, Länder und Wirtschaft daher zusammen mit Gewerkschaften die „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ gegründet. Im „Sommer der Berufsausbildung“ begleiteten die Partner von Juni bis Oktober 2021 neun themenbezogene Aktionstage mit 800 regionalen Veranstaltungen. Insgesamt erzielte der „Sommer“ über zwei Millionen Kontakte in den Sozialen Medien.
Der Bundesverband der Freien Berufe (BFB) legte neben seinem Engagment in der „Allianz“ auch eine eigene Kampagne für die Freien Berufe auf. Den Auftakt machte der Film „Wir bilden die Zukunft aus!“. Er zeigt, was die Freien Berufe bei der Ausbildung leisten und wie interessant die einzelnen Ausbildungsberufe sind. Unter der Überschrift „Ausbildung aus erster Hand“ berichtet übrigens auch eine angehende ZFA, warum sie sich für die Ausbildung in einer Zahnarztpraxis entschieden hat, wie ihr Arbeitsalltag aussieht, was sie fasziniert, wie sie im Team arbeitet und was sie sich für ihre Zukunft vorstellt (www.freie-berufe.de/berufliche-bildung-staerken/ ).
Hilfen für Ausbilder
Unternehmen, die durch Neueinstellungen ihr Ausbildungsniveau trotz Corona-Krise halten oder erhöhen, erhalten bis zum 15. Februar 2022 die Ausbildungsprämien.
Zum 1. Juni 2021 wurden die Ausbildungsprämien für das neue Ausbildungsjahr verdoppelt.
Der Zuschuss zur Verhinderung von Kurzarbeit während der Ausbildung wurde um einen Zuschuss zur Ausbildervergütung von 50 Prozent des Ausbildergehalts zuzüglich zur bestehenden Förderung der Ausbildungsvergütung erweitert und bis Ende 2021 verlängert.
Eingeführt wurde ein einmaliger Sonderzuschuss für Kleinstbetriebe bis vier Mitarbeitende von 1.000 Euro.
Die Übernahmeprämie wurde verdoppelt und bis Ende 2021 verlängert.
Zudem gibt es nun einen Zuschuss für externe Prüfungsvorbereitungslehrgänge von 50 Prozent, bis maximal 500 Euro.
Auch die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) hatte sich – zusammen mit dem BFB und dem Verband medizinischer Fachberufe (VmF) – intensiv dafür eingesetzt, Schulabsolventen für den Beruf ZFA zu gewinnen. Viele Zahnärztekammern haben außerdem in den vergangenen Jahren erfolgreiche Azubi-Kampagnen gestartet, etwa www.du-bist-alles-für-uns.de der Kammern Nordrhein, Hessen und Niedersachsen, www.zahnazubi.de der Kammern Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, der Film „ZFA – ohne mich läuft hier nichts!“ der Bayerischen Landeszahnärztekammer und lzk-bw.de/praxisteam/ausbildung/ berufsbild der Kammer Baden-Württemberg. Auf all diesen Plattformen finden Sie Informationen rund um die Ausbildung und Fortbildungsmöglichkeiten einer ZFA.
„Kammern und Verbände haben in den letzten Monaten unermüdlich um Schulabgängerinnen und Schulabgänger geworben. Der gemeinsame Einsatz war erfolgreich. Das belegen die jüngsten Ausbildungszahlen“, unterstreicht D.M.D./Univ. of Florida Henner Bunke, Vorstandsreferent der BZÄK für den ZFA-Bereich und Präsident der Zahnärztekammer Niedersachsen. „Sie sind gerade angesichts des immer stärker spürbaren Fachkräftemangels ein starkes Zeichen und machen Mut – den Auszubildenden und den Ausbildern aber auch unseren Kammern, deren Engagement honoriert wird.“
Neue Ausbildungsverordnung ZFA
Bereits vor zwei Jahren hatten sich die BZÄK, der VmF und ver.di darauf verständigt, das Berufsbild ZFA neu zu ordnen. Bis zum September dieses Jahres hatten dann die Sachverständigen von Arbeitnehmer- und -Arbeitgeberseite die neuen Berufsbildpositionen, Lernfelder und Prüfungsbereiche erarbeitet sowie den Ausbildungsrahmenplan abgestimmt. Dabei wurden die Qualifikationsinhalte für die Sachkundenachweise „Medizinprodukteaufbereitung“ und „Kenntnisse im Strahlenschutz“ aufgenommen beziehungsweise angepasst.
Berücksichtigt wurden Stellungnahmen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, des Bundesgesundheitsministeriums, der KRINKO beim Robert Koch-Institut und der AG Medizinprodukte (AGMP) sowie die Expertise des Deutschen Arbeitskreises für Hygiene in der Zahnmedizin (DAHZ).
Wie von der BZÄK gefordert, ist gemäß der Neuordnung eine ZFA mit Berufsabschluss somit zur Aufbereitung und Freigabe von Medizinprodukten uneingeschränkt berechtigt.
Die neue Ausbildungsverordnung soll zum 1. August 2022 in Kraft treten.