Einhundertundelf
Wer auf die Regierung allein vertraut, hat auf Sand gebaut“ – ein Satz, der vielleicht aktuell vielen Zahnärztinnen und Zahnärzten aus dem Herzen spricht. Das Zitat ist so neu allerdings nicht, denn es stammt aus dem Editorial der ersten Ausgabe der „Zahn-Aerztlichen Mitteilungen“ vom 2. Juli 1910. Damals war gerade der Wirtschaftliche Verband Deutscher Zahnärzte gegründet worden – mit dem Ziel, sich als akademische Zahnärzteschaft (im Gegensatz zu den Dentisten) zwischen Regierung und Krankenkassen im Gesundheitswesen zu positionieren. Um die Botschaften nach draußen zu bringen, brauchte es ein passendes Medium. Die zm waren geboren.
Standes- und Fachblatt
Die zm sind heute breit aufgestellt. Herausgegeben von der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) sind die zm die nach Auflage, Reichweite und Umsatz führende zahnärztliche Fachzeitschrift auf dem Markt. Der Online-Auftitt „zm-online“ zählt zu den beiden führenden zahnmedizinischen Online-Portalen. Facebook und diverse Newsletter ergänzen das Portfolio.
Die zm sind Standesblatt und zahnmedizinisches Fachblatt zugleich. Die Printausgabe ist das einzige gedruckte Medium, das den gesamten zahnärztlichen Berufsstand erreicht. Die Welt der zm besteht aber längst nicht nur aus Zahnmedizin und Berufspolitik. Themen aus Praxis, Geschichte, Kunst und Gesellschaft haben hier genauso Platz – sofern Zahnärzte und Zähne eine Rolle spielen.
Wechselvolle Geschichte
Dahinter liegt ein langer Weg: Die Geschichte der „Zahnärztlichen Mitteilungen“ ist so wechselvoll wie die des Berufsstands – hat sie doch weit über ein Jahrhundert hinweg fast ohne zeitliche Unterbrechung die Geschicke der Zahnärzte medial begleitet: Vom Kaiserreich und Ersten Weltkrieg, über die Weimarer Republik, die NS-Zeit (die zm waren „gleichgeschaltet“) und den Zweiten Weltkrieg bis hin zur deutschen Teilung und Wiedervereinigung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand mit der Gründung des „Verbandes der deutschen Zahnärztlichen Berufsvertretungen“ 1948 die „moderne“ zm, die seitdem auch ihr Kürzel im Titel trägt. Die Berichterstattung zeigt, welche Themen den Berufsstand über die Zeit bewegt haben. Da war zunächst die Beseitigung des Dualismus zwischen Zahnärzten und Dentisten – manifestiert im Zahnheilkundegesetz von 1952. Die berufliche Einheit wurde mit dem neu gegründeten „Bundesverband Deutscher Zahnärzte (BDZ)“ besiegelt. Die 1970er-Jahre waren geprägt vom Streit um die Prothetikverträge in der Gesetzlichen Krankenversicherung. 1955 erfolgte die Gründung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), fortan „diente“ die Verbandszeitschrift zm zwei Herausgebern mit Sitz in Köln.
zm in zahlen
In 111 Jahren kommt einiges zusammen. Hier ein paar Kernzahlen zu den zm und zu zm-online.
Verbreitete Auflage zm: rund 77.000
Heftartikel online: über 10.000
Artikel zm-online: über 27.000
Visits zm-online: über 400.000/Monat
CME-Fortbildungen: rund 250
Absolvierte CME-Tests: über 500.000
Newsletter-Abonnenten: circa 12.000
In den 1980er-Jahren dominierte die Kostendämpfungspolitik. Einschneidendes Ereignis 1990 war natürlich die deutsche Wiedervereinigung und die Neugründung der Kammern und KZVen in den neuen Bundesländern. Gleich gefolgt von einem Austritt dreier großer Kammern aus dem BDZ und deren Wiedereintritt, der 1992 die Gründung der heutigen „Bundeszahnärztekammer (BZÄK)“ zur Folge hatte.
Dauerbrenner über Jahre
Inhaltlich zogen sich einige Dauerbrenner über Jahre (manchmal auch Jahrzehnte) durch das Blatt: GOZ-Novelle und Stillstand, das Aufregerthema „raus aus der GKV“, Approbationsordnung für Zahnärzte, Körperschaften versus Freier Verband, die Hauptamtlichkeit in den Vorständen von KZBV und KZVen, Budgetierung, PAR und Amalgam. Auch die wissenschaftlichen Entwicklungen und Fortschritte der Zahnmedizin fanden und finden in den zm ihren Niederhall. Das jüngste Thema schließlich wird auch den zahnärztlichen Berufsstand wohl noch lange beschäftigen: Corona und die Pandemiefolgen.
Klein angefangen
Die zm starteten 1910 ganz klein – mit einem 16 Seiten starken Heft, das viermal im Jahr erschien. 1957 wechselte die zm zum Deutschen Ärzte-Verlag (DÄV) in Köln, in räumlicher Nähe des Verbandssitzes. Der redaktionelle und der anzeigenbasierte Inhalt der zm wurden größer. Ende der 1970er wurde das Themenspektrum breiter. Die Redaktionsaufgaben wuchsen, das Layout wurde professionell. Die Zeiten des Klebeumbruchs waren Vergangenheit, das erste elektronische Redaktionssystem wurde eingeführt. In den 1990er-Jahren wurden die zm auf der Grundlage regelmäßiger Leseranalysen optisch und organisatorisch gleich mehrfach marktgerecht weiterentwickelt. Es entstanden ein neues Layout, eine übersichtliche Rubrikenordnung und ein verstärkter Leserservice. Ab 1999 kam das Internet hinzu: Mit „zm-online“ war jetzt – zusätzlich zur 14-tägig erscheinenden Printausgabe – eine tagesaktuelle Berichterstattung möglich.
Gegenwart und Zukunft
Die große Herausforderung für die zm heute ist es, für alle zahnärztlichen Leserinnen und Leser attraktiv zu bleiben. Ganz oben steht daher für uns die Leserakzeptanz quer durch alle zahnärztlichen Ziel- und Interessengruppen.
Hinzu kommt ein steigender Wettbewerbsdruck auf dem Markt, auf dem sich die zm behaupten muss: Die Printmedienlandschaft zersplittert zusehends und das digitale Informationsangebot wächst. Deswegen hat die Redaktion in den vergangenen Jahren das Angebot stetig optimiert und erweitert. Nach der Neugestaltung der Printausgabe 2020 ist Ende Mai ein überarbeiteter Online-Auftritt an den Start gegangen. Mehr Inhalte sollten schneller auffindbar und übersichtlicher dargestellt sein; vor allem für die Nutzerinnen und Nutzer, die mit Smartphones und Tablets auf zm-online zugreifen – jene machen inzwischen rund zwei Drittel aus. Immer wichtiger werden auch die Newsletter, die wir zielgruppengerecht weiter ausbauen. Neben dem wöchentlichen Newsletter mit den wichtigsten Nachrichten von zm-online gibt es einen 14-tägigen Heftnewsletter und vierteljährlich den zm-starter-Newsletter.
Digitale Kommunikationskanäle werden also eine immer größere Bedeutung haben – dabei spielt auch das sich verändernde Mediennutzungsverhalten der Zahnärztinnen und Zahnärzte eine Rolle. Denn klar ist: 111 Jahre alt wird ein Medium nicht dadurch, dass es nur an Althergebrachtem festhält, sondern sich stetig an den Bedürfnissen seiner Leserinnen und Leser orientiert. Immer mit dem Ziel vor Augen, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte ihre Arbeit durch die Lektüre der zm besser (informiert) verrichten können.