Von unrunden Geburtstagen
Die zm feiern dieser Tage einen – nicht ganz runden – Geburtstag. Am 2. Juli werden sie 111 Jahre alt. Nun ist das nicht unbedingt ein Geburtstag, den man groß begehen kann. Aber da der nächste runde Geburtstag noch weit entfernt ist und wir in schwierigen Zeiten leben, muss man die Feste eben feiern, wie sie fallen, beziehungsweise für einen Rückblick nutzen. Seit dem Jahr 1910 hat sich viel verändert – auf der Welt und in der Zahnmedizin gleichwohl. Aber das Grundziel der Zahnärzteschaft von damals ist erstaunlicherweise noch dasselbe wie heute: sich zusammenzutun, gemeinsame Interessen gegenüber der Politik und den Kostenträgern zu vertreten und dafür ein eigenes Medium zu nutzen. Aus dieser Idee heraus sind damals die „Zahn-Aerztlichen Mitteilungen“ entstanden. Dass diese Idee so aktuell wie vor 111 Jahren ist, verwundert vielleicht im ersten Moment, ist aber kaum zu bezweifeln.
Aber ansonsten hat sich die (Medien-)Welt grundlegend verändert. Von weltumspannenden Datennetzen, wo jeder fast jede beliebige Information per Knopfdruck und in Echtzeit rund um den Globus abrufen kann, hat in der Kaiserzeit keiner zu träumen gewagt. Heute ist das eine Selbstverständlichkeit. Die zm stehen heute somit jenseits ihres Kernauftrags zahlreichen Herausforderungen gegenüber, denen sie sich gerne stellt. So hat sich das Themenspektrum im Lauf der Jahre deutlich erweitert: Neben der Zahnmedizin sind Gesundheitspolitik, soziale und gesellschaftliche Themen, Praxisführung, Rechts- und Steuertipps und auch der Blick ins Ausland Teil der Berichterstattung. Zu den Erwartungen an ein modernes Medium gehört heute aber auch, dass verschiedene analoge und digitale Kanäle bespielt und sinnvoll miteinander verbunden werden. Dabei dient die fortschreitende Digitalisierung keinem Selbstzweck, sondern soll den Leserinnen und Lesern immer einen Mehrwert bieten.
Diesem Credo folgt auch die Zahnmedizin in vielen Bereichen. Denn anders als im gesundheitspolitischen Bereich immer gerne kolportiert wird, sind Zahnärztinnen und Zahnärzte beim Thema Digitalisierung eben keine rückwärtsgewandten Verhinderer, die die vermeintlich heile Welt der analogen Kleinpraxis retten wollen. Im Gegenteil: Die Zahnmedizin spielt beim Thema Digitalisierung schon seit Langem ganz vorn mit. Seit mehr als 30 Jahren bestimmt die Digitalisierung die Investitionen in den Praxen. Angefangen mit Abrechnungsprogrammen über digitale Karteikarten und digitales Röntgen hin zur computergestützten Herstellung von Zahnersatz und der digitalen Implantatplanung. Die Liste der Innovationen ist lang. Denn Digitalisierung in der Zahnmedizin ist bei Weitem nicht nur Telematikinfrastruktur, wo die Einführung von Digitaltechnik gerne auch politischen Dogmen und weniger technologischer und organisatorischer Sinnhaftigkeit folgt.
Was heute im Bereich der digitalen Zahnmedizin alles möglich ist und künftig noch sein wird, zeigt unser Fortbildungsteil in dieser und in der nächsten Ausgabe. Darin wird eine beeindruckende Fülle innovativer digitaler Technologien in allen zahnmedizinischen Disziplinen vorgestellt. Hinzu kommt, dass mit dem dynamischen digitalen Modell (DDM) bereits eine konkrete Vorstellung davon entwickelt worden ist, in welcher Weise die Patientenversorgung von morgen auf ein vollkommen neues Niveau gehoben werden kann. Das Ziel ist die personalisierte Zahnmedizin, die es künftig erlauben wird, Prävention noch wirksamer auszugestalten und Diagnostik und Therapie unter Einbindung allgemeinmedizinischer Daten zielgenauer einzusetzen. Die Digitalisierung hat in der Zahnmedizin also ein konkretes Ziel, das einen hohen Nutzen für die Patientenversorgung verspricht und worauf hingearbeitet wird. Sie ist hier im besten Wortsinn ein leistungsfähiges Werkzeug in den Händen von Medizinern – und dient keinem Selbstzweck oder ist ein bloßes Abbild des Zeitgeistes. Wir hoffen daher, Ihnen mit unserem Fortbildungsteil spannende Einblicke bieten zu können.
Viel Spaß bei der Lektüre.
Sascha Rudat,
Chefredakteur