Digitale Ausstellung

Dental Things in Tübingen

Die zahnmedizinische Sammlung der Eberhard Karls Universität Tübingen besteht aus mehr als tausend Objekten aus über 300 Jahren. Oft ist deren Geschichte unbekannt. Das soll sich ändern. Für die neue Ausstellung wird daher jedes Exponat einzeln abfotografiert, vermessen und beschrieben. „Dental Things“ stellt nun im Netz den aktuellen Entwicklungsstand des Großprojekts vor – und erhielt dafür als eines der besten Digitalprojekte der Museen den DigAMus-Sonderpreis 2020.

Die virtuelle Schau Dental|Things zeigt online, wie eine Zahnmedizinische Lehrsammlung step by step komplett erfasst und überarbeitet wird. Ziel war, die Ojekte endlich wieder zeitgemäß auszustellen. Nicht gerade ein kleiner Plan, den die Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und das Museum der Universität Tübingen MUT ins Auge fassten. Schließlich musste der Großteil der Gegenstände erst einmal neu kategorisiert werden. 

Zwar landet in der Regel ein großer Teil aller Museumsgegenstände im Depot. Dennoch mussten für die Ausstellung mehr als 1.000 Objekte Stück für Stück inventarisiert werden. Hier kommen die Studierenden der Universität ins Spiel. Das Vorhaben ist nämlich auch Teil des Uni-Lehrplans. Im Rahmen eines Masterprogramms oder – richtiger – Masterprofils bietet das MUT Studierenden ohnehin an, bei Praxispojekten mitzuwirken. Dental Things war hier keine Ausnahme. Bereits im ersten Jahr wurde die Arbeit mit einem Seminar begleitet, auch in diesem Jahr ist das der Fall.

Für die Studierenden heißt das: Jeder Gegenstand wird abfotografiert, vermessen und jegliche Form der Beschriftung, Gravur oder Signatur festgehalten. Am Ende gehen alle Informationen in die Museumsdatenbank ein, damit sie jederzeit abrufbar sind. Erst dann geht es daran, die Schauräume neu zu gestalten, Lagerräume zu präparieren und Vitrinen aufzubauen.

Fachlich ist vor allem der Kustos der Sammlung gefragt, Dr. Andreas Prutscher. Er gilt als der Experte für die Sammlung, die Objekte sowie die geschichtlichen Hintergründe und koordiniert die Zusammenarbeit zwischen dem Museum und der Zahnmedizinischen Sammlung. Die schiere Menge der Objekte stellt aber auch Prutscher vor eine Herausforderung – schließlich stemmt er diese Aufgabe neben seinen ärztlichen Pflichten am UKT. Dem Museum wiederum fehlt bei Exponaten, die häufig nur teilweise oder in schlechtem Zustand erhalten sind, das zahnmedizinische Fachwissen. Zahnärzte und Zahnärztinnen, die bei der Identifikation und Beschreibung „schwieriger Fälle“ helfen wollen, sind daher willkommen!

Mehr als 1.000 Objekte werden inventarisiert

Inzwischen ist die Sammlung in ein temporäres und in ein Dauerlager umgezogen. Nur so konnten die Tübinger mit der Grundsanierung der Ausstellungsräumlichkeiten beginnen. Die Räumlichkeiten wurden grundsaniert, umgestaltet und technisch erneuert. Zentral bei jeder Ausstellung sind meist die Vitrinen und die Beleuchtung, sie verursachen auch erfahrungsgemäß die größten Kosten. Eine Besonderheit ist vor allem der rund 22 Meter lange, aber nur knapp 1,90 Meter breite Flur. 

Wichtig für die Planung der Vitrinen sind natürlich die auszustellenden Objekte, aber auch die Frage nach der Strukturierung des Inventars: Chronologisch? Nach Fachabteilung, Verwendung oder Typus? Oder ein Mix von alledem? Auch hier gibt es noch viele Frage zu klären, die bestimmt bis zuletzt diskutiert werden. Ziel ist, für den Besucher eine sofort erkennbare innere Logik der Anordnung und durch die Gestaltung erzeugte Narrative zu schaffen, die sich von Anfang bis Ende durchziehen.

Im letzten Arbeitsabschnitt steht nun die Begleitpublikation im Vordergrund: Die Studierenden erstellen Texte zu ausgewählten Stücken der Sammlung, die dann ihren Weg in den 300 Seiten starken Katalog finden. Darin werden die Highlights der Sammlung anschaulich vorgestellt; Fachbeiträge und wissenschaftliche Artikel zur Zahnmedizin allgemein und der Klinik und ihrer Sammlung im Besonderen ergänzen den Band.

Sind Sie historisch interessiert? Das Museum der Universität Tübingen MUT wendet sich ausdrücklich an Zahnärzte und Zahnärztinnen zur Identifikation „schwierigerer“ Fälle, in der Hoffnung, dass ihnen die Gegenstände aus dem Berufsalltag und ihrer spezielles Expertise bekannt sind. Ansprechpartner ist David Kühner: david.kuehner@uni-tuebingen.de

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