US-Studie zum COVID-19-Risiko bei Zahnärztlichen Eingriffen

Die PZR – nicht gefährlicher als ein Glas Wasser?

Eine US-amerikanische Studie geht viral: „Eine PZR erhöht das Risiko für eine COVID-19-Infektion genauso wenig wie das Trinken von einem Glas Wasser aus der Zahnarztpraxis“, bilanziert das Forscherteam. Really?

Speichel ist erwiesenermaßen ein Reservoir für SARS-CoV-2-Viren. Die Vermutung liegt nahe, dass bei zahnärztlichen Eingriffen durch die entstehenden Aerosole eine höhere Ansteckungsgefahr herrscht. Eine US-amerikanische Forschergruppe hat nun eine Studie publiziert, die diese Vermutung widerlegen soll und in angelsächsischen Medien für Aufsehen sorgt. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Universität Ohio führten die Studie an 28 Patienten durch, die sich während der Pandemie invasiven zahnärztlichen Eingriffen unterzogen haben. 

Im Speichel von 19 Patienten konnte trotz fehlender klinischer Symptome SARS-CoV-2 in unterschiedlichen Konzentrationen nachgewiesen werden. Es wurden Proben von umliegenden Geräten und Oberflächen genommen sowie vom Praxispersonal. Die Forschenden kamen zu dem Ergebnis, dass kein erhöhtes Risiko bei zahnärztlichen Behandlungen besteht, da in keiner der Proben SARS-CoV-2-Viren vorhanden waren.

Zunächst wurden Speichelproben der Patienten entnommen, zudem wurde die Mundspüllösung untersucht, mit der die Probanden vor Behandlungsbeginn gespült hatten (1 Prozent Wasserstoffperoxid 30 ml für eine Minute). Eine halbe Stunde nach Abschluss der invasiven zahnärztlichen Behandlung wurden Proben von den Gesichtsvisieren der Behandelnden, dem Lätzchen der Patienten und verschiedenen Bereichen in einem Umkreis von ungefähr zwei Metern um den Behandlungsstuhl genommen. 

SARS-CoV-2 war in keiner Probe nachweisbar

Die Proben wurden mittels Genomsequenzierung ausgewertet. Es konnten hauptsächlich Mikroorganismen nachgewiesen werden, die aus der Spülflüssigkeit der zahnärztlichen Behandlungseinheit stammten, wohingegen Mikroorganismen aus menschlichem Speichel anteilmäßig bei 0,1 bis maximal 1,2 Prozent lagen. 20 Prozent der Mikroben konnten nicht eindeutig zugeordnet werden. 

Bemerkenswert ist, dass bei nur acht der 28 Probanden in den Raumproben Speichelbakterien nachgewiesen werden konnten. Von ihnen hatten fünf vorab keine Mundspüllösung verwendet. SARS-CoV-2 war in keiner Probe vorhanden. Die Autoren sehen die Ursache dafür primär in dem 20- bis 200-fachen Verdünnungsfaktor durch die Wasserkühlung.

Die Ergebnisse sind ermutigend, obgleich es sich hier um eine vergleichsweise kleine Patientenkohorte handelt. Zudem wurden in Speichelproben einiger Patienten (von denen alle asymptomatisch waren) teilweise nur sehr geringe Virusmengen nachgewiesen.

Weiterhin sollte berücksichtigt werden, dass in der vorliegenden Studie die zahnärztliche Behandlung unter Anwendung von Infektionspräventionsmaßnahmen erfolgte, zum Beispiel durch die Verwendung von präoperativen Mundspüllösungen und intraorale hochvolumige Absaugung. Insbesondere das Spülen und Gurgeln vor Beginn der zahnärztlichen Behandlung führt nachweislich zu einer drastischen Reduktion der Viruskonzentration.

„Eine Zahnreinigung erhöht das Risiko für eine COVID-19-Infektion genauso wenig wie das Trinken von einem Glas Wasser aus der Zahnarztpraxis“ schlussfolgert Hauptautorin Purnima Kumar, Professorin für Parodontologie an der Ohio State. Dieses Resümee stimmt zwar hoffnungsvoll, sollte aber im Hinblick auf die vorgenannten Punkte eher als Frage formuliert werden.

Originalpublikation: Meethil AP, Saraswat S, Chaudhary PP, Dabdoub SM, Kumar PS: Sources of SARS-CoV-2 and Other Microorganisms in Dental Aerosols. J Dent Res. 2021 May 12:220345211015948. doi:10.1177/00220345211015948. Epub ahead of print. PMID: 33977764.

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