FDI-Vision 2030

Optimale Mundgesundheit für alle

Mit einem neuen Strategiepapier schreibt der Weltzahnärzteverband FDI ein Handlungskonzept für die nächsten zehn Jahre fort. Wie kann Mundgesundheit verbessert werden? Welche Bedeutung hat sie für die Allgemeingesundheit? Welche Rolle kommt der Zahnärzteschaft und dem Praxispersonal künftig zu? Die „Vision 2030“ gibt Antworten.

Vision 2030: Optimale Mundgesundheit für alle erreichen – so ist das neue Konzept überschrieben, in dem der Weltzahnärzteverband FDI Strategien zur Weiterentwicklung der Zahnmedizin und des zahnärztlichen Berufsstands für die kommenden zehn Jahre aufgestellt hat. Die deutsche Version wird in Kürze auf der Webseite der FDI veröffentlicht. 

Ziel des Konzepts, das die FDI-Vision von 2020 fortschreibt, ist es, weltweit die Mundgesundheit der Bevölkerung zu verbessern. Soziale Ungleichheiten im Bereich Zahnmedizin sollen abgebaut und die Rolle des Berufsstands bei der Bereitstellung einer optimalen Mundgesundheit unterstützt werden. Das Konzept berücksichtigt auch globale gesellschaftliche Herausforderungen wie eine älter werdende Bevölkerung. Die im Papier skizzierten Ziele sind zwar global angelegt, Regionen und Länder sind aber aufgefordert, diese für sich zu adaptieren und umzusetzen. 

Die Autoren

Das Autorenteam der FDI-Vision 2030 besteht aus internationalen Wissenschaftlern und Praktikern unter der Leitung von Dr. Michael Glick (USA) und Prof. David Williams (Vereinigtes Königreich). Von deutscher Seite waren Dr. Michael Sereny und Prof. Dr. Dr. Stefan Listl beteiligt.

„Eine Steilvorlage!“

„Die WHO hat die Mundgesundheit aktuell verstärkt im Fokus und die „Vision 2030“ der FDI liefert detaillierte Vorschläge, wie Mundgesundheit weltweit erreicht werden kann. Da Deutschland sich nicht von internationalen Trends abkoppeln kann, bietet die „Vision 2030“ der zahnärztlichen Berufspolitik in Deutschland eine Steilvorlage für eine dringend benötigte Diskussion im Berufsstand. Der praktizierenden Kollegenschaft verschafft der Bericht einen Einblick, wie sich die Zahnmedizin weltweit aufgestellt sieht!“

 

Dr. Michael Sereny ist Zahnarzt aus Hannover und Mitglied der deutschen Delegation der Bundeszahnärztekammer zur FDI.

Drei Pfeiler für künftige Handlungsfelder

Handlungsbedarf sehen die Autoren des Strategiepapiers in drei Bereichen – die Autoren sprechen von „Pfeilern“: 

  • Pfeiler 1: Qualitativ hochwertige Mundgesundheit für jedermann: Mundgesundheit sollte als politisch wichtiges Ziel weltweit verankert werden. Bis 2030 soll qualitativ hochwertige orale Gesundheitsversorgung für jedermann verfügbar und bezahlbar sein. Das Strategiepapier formuliert als zentrale Problemfelder mit Handlungsbedarf: einen Mangel an gut ausgebildeten zahnmedizinischen Fachkräften, hohe Behandlungskosten, unzureichende Transportanbindungen, einen Mangel an geeigneten Technologien und einen unzureichenden Fokus auf Prävention und Aufklärung. Als unterstützende Maßnahmen schlägt das Papier eine Verbesserung der klinischen Praxis, die Aus- und Fortbildung qualifizierten Fachpersonals und mehr Forschung in den Bereichen Evidenzbasierung oder Gesundheitsökonomie vor. 

  • Pfeiler 2: Mundgesundheit ist integraler Bestandteil der Allgemeingesundheit: Bis 2030 soll Mundgesundheit weltweit als wesentlicher Teil in die allgemeine Gesundheitsversorgung integriert sein. Mundgesundheit sollte sich als Teil einer gesundheitspolitischen Gesamtstrategie verstehen und zu einer verbesserten Lebensqualität beitragen. Dazu sollte die Zahnmedizin ihre Rolle in der Prävention und Früherkennung von Krankheiten und im Erkennen von Co-Morbiditäten deutlich ausbauen, heißt es in dem Papier. Die Zahnärzteschaft sollte bei der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung einen wichtigen Part übernehmen. Das Papier listet Maßnahmen auf, wie diese Ziele erreicht werden können. Dazu gehören Strategien zur Vermeidung von zu hohem Zucker-, Tabak- und Alkoholkonsum und die Steigerung von sportlichen Aktivitäten. Vorgeschlagen wird auch, das Bewusstsein der Patienten für Themen der Allgemeingesundheit zu schärfen – wie etwa Diabetes, Fettleibigkeit, Bluthochdruck und sonstige chronische Krankheiten. 

  • Pfeiler 3: Herausforderungen für den Berufsstand im Zusammenwirken mit allen Fachkräften im Gesundheitswesen: Eine wichtige Rolle im Rahmen der Zukunftsstrategie 2030 misst die FDI dem Zusammenwirken zwischen zahnmedizinischen Disziplinen und allen Fachkräften im Gesundheitswesen bei: Gesundheitsfachkräfte aus allen Fachrichtungen sollten in vollem Umfang in den Bereichen arbeiten, in denen sie ausgebildet, zugelassen wurden und kompetent sind, so das Votum der FDI. Die Autoren benennen globale Arbeitsmarkttrends, die sich auch auf die Zahnärzteschaft auswirken werden. Dazu gehören Bereiche wie lebenslanges Lernen, Nachhaltigkeit, Migration von Fachkräften, Veränderungen in der Arbeitswelt und Digitalisierung. Folgen einer mangelhaften Fachkräftepolitik können eine Unterversorgung mit Zahnmedizinern hervorrufen, was sich wiederum negativ auf die öffentliche Gesundheit auswirken kann, warnen die Autoren.

Regionale Anpassung folgt

Die FDI fordert Politiker und Meinungsträger weltweit auf, Mundgesundheit als wesentlichen Teil der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung in ihre politischen Entscheidungen mit einzubeziehen. Da sich die Gesundheitssysteme und die ökonomischen Ressourcen weltweit stark unterscheiden, sind die in dem Strategiepapier aufgezeigten Ziele und Wege nur sehr allgemein formuliert und erfordern regionale Anpassungen.

Die deutsche Version der Vision 2030 ist in Arbeit und wird in Kürze auf der Webseite der FDI unter www.fdiworlddental.org verfügbar sein.

„Ein wertvoller Impulsgeber!“ 

„Das Strategiepapier kann wertvolle Impulse geben für die nachhaltige Verankerung der zahnmedizinischen Versorgung in der universellen Gesundheitsversorgung (UHC), für die Integration von zahnmedizinischer und medizinischer Versorgung, für die Stärkung von Public-Health-Prävention, für eine innovative Ressourcenplanung sowie für eine sinnvolle Qualitätsförderung. Zudem wird die Relevanz von gesellschaftlicher Verantwortung, Nachhaltigkeit und Resilienz betont. Auch das Auftreten globaler Krisen und katastrophaler Ereignisse (wie die aktuelle Pandemie) unterstreicht die Notwendigkeit professioneller Resilienz. Das Strategiepapier hebt nicht zuletzt die Relevanz einer kontinuierlichen Stärkung von Aus-, Fort- und Weiterbildung hervor. Das Strategiepapier ist übrigens nicht als präskriptiv zu verstehen, sondern betont die Berücksichtigung des lokalen Kontexts und der Bedürfnisse der beteiligten Akteure.“

 

Prof. Dr. Dr. Stefan Listl ist Zahnarzt, Gesundheitsökonom und Public-Health-Experte. Er lehrt als Lehrstuhlinhaber an der Universität Nijmegen und an der Universität Heidelberg, ist Mitglied der Lenkungsgruppe des Global Oral Health Report der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie Mitglied der Lancet-Kommission für Mundgesundheit.

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