Psyche und Zähne hängen eng zusammen
Beschwerden wie Depressionen, Alltagsstress, Ärger im Beruf sowie Schicksalsschläge wie Trennung und der Tod von Angehörigen sind häufig verantwortlich für die Angst vor der Behandlung oder eine unbefriedigende Zahnarzt-Patienten-Beziehung, führt die BZÄK in ihrem Papier aus. Sie können sogar die gesamte Therapie zum Scheitern bringen.
Kummer manifestiere sich aber gleichzeitig auch direkt im Mundbereich – etwa durch eine Prothesenunverträglichkeit, Zungenbrennen, Pressen und Knirschen, Zahnfehlbelastungen oder durch ein Überstrapazieren der Kaumuskeln und angrenzender Muskelgruppen.
Die BZÄK verweist darauf, dass zwischen 25 und 38 Prozent der Bevölkerung unter einer psychischen beziehungsweise psychosomatischen Störung leiden. Mit Konsequenzen für die zahnärztliche Praxis: 20 Prozent der Patienten in Zahnarztpraxen hätten Beschwerden, bei deren Auslösung und Verlauf psychosoziale Faktoren eine Rolle spielen können. Und 20 Prozent der Patientenbeschwerden beim Zahnarzt können psychisch verursacht sein.
Von den Beschwerden sind 20 Prozent psychisch
Die Diagnostik und das bio-psycho-soziale Krankheitsverständnis haben für Zahnärzte eine hohe Bedeutung, heißt es im Positionspapier weiter. Gerade Krankheitsbilder, bei denen eine deutliche Diskrepanz zwischen Befund und Befinden der Patienten festzustellen ist oder die eine lange und komplizierte Krankheitsdauer ohne Therapierfolge aufweisen, benötigen eine besondere Beachtung.
„Tabuisieren und Verdrängen aus Sicht der Patienten und der Öffentlichkeit müssen abgebaut und die zahnärztliche Versorgung stärker auf das bio-psycho-soziale Krankheitsverständnis ausgerichtet werden. Somit kann auch die Zahnmedizin bei Prävention und Früherkennung von psychosomatischen Erkrankungen in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Ärzten und weiteren Gesundheitsberufen eine wichtige Rolle im Gesamtsystem einnehmen.“
Die BZÄK nennt hier mehrere Krankheitsbilder als Beispiele: Zahnbehandlungsangst und -phobie, psychogene Zahnersatzunverträglichkeit, chronischen Gesichtsschmerz, somatoforme Störungen, cranio-mandibuläre Dysfunktionen und den Einfluss von Stress auf Parodontitis und Bruxismus. Aus klinischen Beobachtungen sei auch abzulesen, dass Symptome von Bruxismus zunehmen – nicht zuletzt als stressbedingte Folgen der Pandemie, schreibt die BZÄK weiter.
Als Lösungsansatz empfiehlt die Bundeszahnärztekammer eine verstärkte Zusammenarbeit des Zahnarztes mit Ärzten, Psychotherapeuten und weiteren Gesundheitsberufen und weist auf Aufklärungsangebote für die breite Bevölkerung hin.
Denn, so die BZÄK, die ganzheitliche Betrachtung des Patienten aus Sicht einer wissenschaftlichen und präventionsorientierten Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde schließt nicht nur die organischen und körperlichen Faktoren, sondern auch das soziale Umfeld und psychische Faktoren mit ein.