Wie Normen die Qualität in der Zahnmedizin sichern
Qualitätssicherung durch Normen? Das mag auf den ersten Blick ungewöhnlich klingen – aber das ist der eigentliche Zweck dentaler Normen, nämlich
dass für die zahnärztliche Praxis qualitative hochwertige Materialien und Instrumente zur Verfügung stehen,
dass durch einheitliche Systemverbindungen das tägliche Leben in der Praxis erleichtert wird – so passen zum Beispiel Schleifkörper aller Hersteller in Winkelstücke aller anderen Hersteller – und
dass klinisch relevante Anforderungen bei der Marktzulassung neuer Produkte gestellt werden.
Der Name DIN (Deutsches Institut für Normung) steht in Deutschland für solche Normen und ist Teil der weltweiten Organisation ISO (International Standards Organization) mit Sitz in Genf. Für die Zahnmedizin gibt es sowohl beim DIN als auch bei der ISO eigenständige Komitees. Auf der diesjährigen Tagung der ISO – TC 106 Zahnheilkunde wurden im September in Berlin eine Reihe wichtiger Beschlüsse für neue Normen gefasst:
Eine ISO-Norm zur Bestimmung antibakterieller Eigenschaften restaurativer Materialien definiert klinisch relevante Anforderungen an solche Materialien, was vor allem hinsichtlich mancher überschwänglicher Werbeaussagen bedeutsam ist.
Verschiedene ISO-Normen für CAD/CAM-Blanks (Rohlinge) aus Keramiken, Legierungen, Kunststoffen und Verbundwerkstoffen (Hybridkeramik, Komposite) sollen sicherstellen, dass ein Fräs- oder Schleifprozess durch CAD/CAM-Hard- und -Software für ein bestimmtes Material geeignet ist. Generell gilt, dass ein erfolgreich hergestelltes Endprodukt von einer Optimierung der gesamten Prozesskette abhängt (Maschinen, Werkzeuge, Bearbeitungsparameter, Material).
Eine neue ISO-Arbeitsgruppe zur Anwendung Künstlicher Intelligenz (KI) bei der Analyse von Röntgenaufnahmen wurde gegründet und wird von Prof. Dr. Falk Schwendicke, Berlin, geleitet. Viele solcher KI-Systeme werden in der letzten Zeit dem Zahnarzt angeboten, ohne dass es bislang eine neutrale Qualitätssicherung gab.
30 Jahre im Dienst der Normung
Daneben wurde Dr. Hans-Peter Keller nach 30 Jahren als Geschäftsführer des DIN-Normenausschusses Dental verabschiedet. Er hat darüber hinaus die deutschen Aktivitäten im entsprechenden ISO-Komitee Zahnheilkunde (ISO – TC 106) betreut. Kellers Verdienste wurden vom Präsidenten der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Christoph Benz, gewürdigt. Seine erfolgreiche Leitung des DIN-Normenausschusses Dental, seine kenntnisreiche Betreuung der über 30 Arbeitskreise basierte auf seinem immensen Wissen sowohl im Bereich der Normung als auch der Zahnheilkunde sowie auf seinem hohen Engagement. In dieser Zeit hat er auch vier Jahrestagungen des ISO – TC 106 Zahnheilkunde in Deutschland organisiert. Für seine besonderen Verdienste auf internationaler Ebene erhielt Keller die höchste Auszeichnung dieses Komitees, das „Certificate of Appreciation“.
Prof. Dr. Gottfried Schmalz, Vorsitzender des ISO – TC 106