Schulterschluss (zahn-) medizinischer Disziplinen
Ihren 35. Jahreskongress 2021 richtete die DGI erstmals gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Orale Implantologie (DGOI) und ihrer Nachwuchs-Organisation „Next Generation“ aus. Vor Ort konnten die Kongresspräsidenten Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz (Wiesbaden) und Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas (Mainz) rund 900 Teilnehmende begrüßen. Etwa 450 Zahnärztinnen und Zahnärzte verfolgten die Tagung außerdem online am Bildschirm.
Die Kongresspräsidenten vermittelten eine deutliche Botschaft, die sich in den fachübergreifenden Einladungen von sogenannten Gast-Gesellschaften widerspiegelte: Es sollen neue Wege der Zusammenarbeit zwischen den zahnmedizinischen und den medizinischen Disziplinen beschritten werden. Die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO) war der Einladung ebenso gefolgt wie die Deutsche Gesellschaft für Prothetische Zahnmedizin und Biomaterialien (DG Pro), die Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Zahnmedizin (DGÄZ), die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) sowie die American Academy of Osseointegration (AO).
„Eigentlich kann ja keiner ohne den anderen“
„Es ist an der Zeit, die Kooperation sowohl innerdisziplinär, also innerhalb der ZMK-Heilkunde, als auch interdisziplinär mit anderen medizinischen Fachrichtungen voranzubringen“, betonte Grötz in seiner Begrüßungsrede. Der Schulterschluss der Fachgesellschaften sei ein erster Schritt in die richtige Richtung, denn „eigentlich kann ja keiner ohne den anderen“, ergänzte Prof. Dr. Henrik Dommisch (Berlin), der als Vorstandsmitglied die DG Paro auf dem Kongress repräsentierte, auf der Pressekonferenz.
Zum Auftakt der Veranstaltung führte Grötz aus, dass die zahnärztliche Implantologie mittlerweile zum Angebot vieler allgemeinzahnärztlich tätiger Kolleginnen und Kollegen gehört. Dabei steigen die Implantationszahlen stetig, Schätzungen gehen von etwa 1,3 Millionen inserierten Implantaten jährlich aus. Gründe seien zum einen die wachsenden Möglichkeiten der modernen Implantologie und zum anderen die schwindenden Kontraindikationen. Doch der demografische Wandel, die Epidemiologie chronischer Krankheiten und komplexe medizinische Therapien sorgten dafür, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte zunehmend häufiger mit Risikopatienten konfrontiert werden. Grötz betonte, dass etwa ein Drittel der Patienten über 25 Jahre, die sich in zahnärztlicher Behandlung befinden, Träger von Risikofaktoren seien.
Einige Vortragende legten deshalb den Fokus auf eine ganzheitliche Betrachtung von Implantat-Patientinnen und -Patienten. Diese dürften nicht nur aus zahnärztlicher Perspektive betrachtet werden, sondern vielmehr allumfassend mit ihrer gesamten Krankengeschichte. Aufgrund ihrer medizinischen Vorgeschichte erforderten die meisten schließlich die Sichtweise verschiedener Disziplinen, die eben darum zusammenarbeiten müssten.
Es war sicher ein Signal, dass Prof. Dr. med. Stefan Frantz als Vertreter der DGIM als Gastredner eingeladen wurde. Die DGIM ist mit rund 28.000 Mitgliedern ein Schwergewicht unter den medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften Deutschlands und Europas. In seinem Vortrag gab er einen umfassenden Überblick über Endokarditis aus der Perspektive eines Klinikers.
Kongresspräsident Al-Nawas bilanzierte: „Wir wollen Gemeinsamkeiten deutlich machen und ein klares Signal für die Zukunft senden.“