„Lieber selbst gestalten als gestaltet werden!“
An der berufsbegleitenden postgradualen Weiterbildung der „Akademie für freiberufliche Selbstverwaltung und Praxismanagement“ – so der volle Name der AS Akademie– nehmen dieses Mal 21 Zahnärztinnen und Zahnärzte teil. Die Lehrveranstaltungen werden an zwölf Wochenenden über einen Zeitraum von zwei Jahren als Vorlesungen, Workshops und Seminare abgehalten. Dabei werden die Grundlagen des Berufsrechts, der Freiberuflichkeit, der politische Entscheidungsverfahren sowie Grundzüge der Volkswirtschaftslehre vermittelt. Außerdem stehen GKV-Recht, Einführungen in Gesundheits- und Sozialpolitik, zahnärztliche Selbstverwaltung und Entscheidungsverfahren auf dem Lehrplan. Abgerundet wird das Ganze mit den Bereichen Praxis- und Qualitätsmanagement, Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystemforschung, Sozialmedizin, Epidemiologie, europäische Entwicklungen, Verbandsstrategien, Kommunikation sowie Öffentlichkeits- und Pressearbeit.
Weiterbildung entwickelt sich weiter
Aber auch die Weiterbildung selbst wird weiterentwickelt. So kommen zu den zehn Präsenzmodulen noch zwei Online-Module hinzu. Damit will man das Curriculum-Volumen erweitern und flexibilisieren. So könne man die steigenden Themenvielzahl, Dichte, Intensität und Tempo der Entwicklungen im gesundheitspolitischen Geschehen den Studierenden in Echtzeit vermitteln, hieß es seitens der AS Akademie.
Außerdem wird das Curriculum um neue Themenfelder angereichert, dazu gehören zum Beispiel Inhalte wie Infektions- und Krankenhaushygiene, die Bundeswehr in der Standespolitik oder Problematiken rund um den Bereich Zahnmedizinische Fachangestellte.
„Sie haben sich richtig entschieden“
Der wissenschaftliche Leiter der AS Akademie und Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Prof. Dr. Christoph Benz, begrüßte am 12. März zum Auftakt der Festveranstaltung den neuen Jahrgang sowie Vertreterinnen und Vertreter der Trägerorganisationen der AS Akademie in den Räumen des Deutschen Beamtenbundes in Berlin – darunter die Präsidentin der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, Stefanie Tiede, die auch die Weiterbildung der AS Akademie durchlaufen hat. An die Studierenden gerichtet erklärte Benz: „Ich bin sehr stolz auf Euch, dass Ihre Eure Zeit für den Berufsstand opfert. Das ist aller Ehren wert.“
Dr. Romy Ermler, BZÄK-Vizepräsidentin und selbst Absolventin der AS Akademie, machte den „Neuen“ in ihrem Grußwort Mut für ihre Weiterbildung: „Sie haben sich richtig entschieden! Denn die AS Akademie ist das führende postuniversitäre Forum für Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der zahnärztlichen Berufsvertretungen. Durch die Vermittlung betriebswirtschaftlichen, juristischen, sozialmedizinischen sowie gesundheits- und sozialpolitischen Know-hows werden Sie optimal auf Ihre angestrebten Aufgaben in den Gremien der zahnärztlichen Berufspolitik und Selbstverwaltung vorbereitet.“ Gleichzeitig biete die Weiterbildung hervorragende Möglichkeiten zur Vernetzung und zum Austausch „mit Kolleginnen und Kollegen aus allen Teilen Deutschlands und mit verschiedenen Backgrounds“, betonte Ermler.
Das System der berufsständischen Selbstverwaltung stehe vor besonderen Herausforderungen. „Zunehmende Heterogenität innerhalb der Gruppe der Kammerangehörigen, divergierende Interessen der Mitglieder und eine Ökonomisierung der freiberuflichen Berufsausübung führen zu veränderten Anforderungen an alle Selbstverwaltungen der Freien Berufe“, so die BZÄK-Vizepräsidentin. „Ihre Aufgabe als kommende Absolventinnen und Absolventen der AS Akademie wird es sein, in einem Umfeld, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Wandlungsprozesse Lösungen und Zukunftsmodelle für die zahnärztliche Berufspolitik und die Selbstverwaltung zu entwickeln“, fasste Ermler zusammen und schob als Motto hinterher: „Denn lieber selbst gestalten als gestaltet werden!“
Selbstverwaltung muss Antworten finden
Den anschließenden Festvortrag hielt der Ehrenpräsident der BZÄK, Dr. Peter Engel. Seine Rede war ebenso gehaltvoll wie umfassend und bereitete die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die hochkomplexe Welt der Freiberuflichkeit, der zahnärztlichen Selbstverwaltung und der Sozialgesetzgebung vor.
Der Zahnarzt als freier Beruf stehe „in einem zunehmenden Spannungsfeld zwischen freiberuflicher Eigenverantwortung und permanent restriktiver werdenden sozialstaatlichen Bindungen – hervorgerufen durch eine Flut gesetzgeberischer Hyperaktivitäten im Gesundheits- und Sozialwesen“. Dabei müsse der zahnärztliche Berufsstand „gewaltig darauf achten, dass die zahnärztliche Berufsordnung als zentraler Bestandteil des zahnärztlichen Berufsrechts nicht nach und nach durch die sozialrechtlichen Vorgaben ausgehebelt wird“, warnte Engel und machte auf einen tiefgreifenden Strukturwandel aufmerksam, auf den die Organisationen der Zahnärzteschaft mit Antworten reagieren müssten.
Ungleiche regionale verteilung
Der neue Studiengang ist mit neun Zahnärztinnen und zwölf Zahnärzten besetzt, nachdem in den vorherigen Jahren die Frauen in der Mehrheit waren. Die Herkunft der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist diesmal regional sehr unterschiedlich. So kommen allein fünf Studierende aus Rheinland-Pfalz, wohingegen Ostdeutschland nur mit drei Personen vertreten ist (zwei aus Brandenburg, eine aus Mecklenburg-Vorpommern).
Weitere Herkunftsländer sind Bremen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Auffällig ist, dass bereits rund die Hälfte – teilweise mehrjährige – Erfahrungen in der berufspolitischen Arbeit von Kammern und KZVen gesammelt haben. Sie wollen die Weiterbildung an der AS Akademie nutzen, um ihre Arbeit in den Gremien der Selbstverwaltung weiter zu professionalisieren.
Weitere Informationen:www.zahnaerzte-akademie-as.de