Dentists and friends in Bolivien

Jedes Kind hier hatte schon einmal Zahnschmerzen

Unser Verein „Dentists and friends – helping hands e.V.“ ist seit über 15 Jahren ehrenamtlich rund um die Welt im Einsatz, zuletzt verstärkt in Bolivien. Fragt man hier in Schulklassen nach, wer von den Kindern eine Zahnbürste hat, melden sich ein bis zwei Kinder. Fragt man, wer schon einmal Zahnschmerzen hatte, melden sich meist alle.

Nicht nur in den ländlichen Regionen Boliviens bleiben Zahnprobleme häufig auf der Strecke oder es sind weite Wege nötig, um überhaupt einen Zahnarzt zu erreichen. Um wenigstens punktuell zu helfen, gründeten Kollegen 2008 in Franken den Verein „Dentists and friends – helping hands e.V.“ (D&F). Dieser organisiert die Auslandseinsätze von Medizinern, Zahnmedizinern und Helfern. Die Zusammenarbeit erfolgt mit örtlichen Initiativen und stets mit Genehmigung staatlicher Stellen. Vor Ort arbeiten wir mit lokalen Organisationen und Netzwerken zusammen. D&F stellen auch mobile Einheiten, Instrumente und Materialien zur Verfügung. Alles wird in erster Linie aus privaten Spenden finanziert.

Die Kinder leiden schon früh an umfangreicher Karies

Bei unseren zahnärztlichen Einsätzen sehen wir immer wieder desaströse Gebisse, bei den Kindern oft noch schlimmer als bei den Erwachsenen. Schon Kleinkinder haben häufig mehrere kariöse Zähne bis hin zur tiefen Zerstörung aller Milchmolaren mit den entsprechenden Konsequenzen für die zweite Dentition. Erwachsene haben oft Lückengebisse, auch in der Front, tief zerstörte Zähne und – je nach Alter – nur noch wenige Restzähne. Ausgedehnte Karies, Wurzelreste und Abszesse sind nicht selten, Parodontal­erkrankungen sehr verbreitet, Zahnfleischbluten fast immer vorhanden. Da vor Ort keine Röntgendiagnostik möglich ist, bleiben sicherlich zahlreiche Befunde unentdeckt. Selbst einfachsten Zahnersatz gibt es selten.

In armen Ländern findet man immer wieder die gleichen Ursachen für diese bedauerlichen Gebisszustände: Billige Süßigkeiten sind bis in den letzten Winkel erhältlich. Auf dem Schulweg und in den Pausen werden den Kindern fast ausschließlich Süßigkeiten und zuckerhaltige Softdrinks der weltweit bekannten Marken für kleines Geld angeboten.

Sie sind billiger als gesündere Lebensmittel. Über die Risiken, die damit verbunden sind, ist die Bevölkerung nicht aufgeklärt. Ein Mundhygienebewusstsein ist nicht vorhanden. Einfache Hilfsmittel wie Zahnbürste und Zahncreme fehlen, deren konsequente Anwendung ist nicht üblich, Zahnputztechnik oft unbekannt, Mundhygieneinstruktion und Übung fehlen. Die Menschen wissen kaum etwas über die verschiedenen Möglichkeiten der Behandlung von Zahnerkrankungen.

Im Laufe der Jahre haben D&F viele erfolgreiche internationale Einsätze durchgeführt, darunter in Äthiopien, Burkina Faso, Kamerun, Kenia, Liberia, Marokko, Uganda, Senegal, Haiti, Bolivien, Ecuador, Paraguay, Nepal, Indien und der Mongolei.

In der Pause gibt es Softdrinks und Süßigkeiten

Auch nachhaltige Projekte wurden aufgebaut, etwa die Zahnstation in Bolivien auf der Isla del Sol im Titicacasee. Man erreicht diese mit dem Bus von La Paz in drei bis vier Stunden und weiteren zwei Stunden mit einem Boot. Auf der Sonneninsel gibt es keinerlei motorisierten Verkehr oder Straßen. Lasten transportieren die Menschen auf dem Rücken oder mit Eseln.

In dem Dorf Challa befindet sich die Station in einem eigenen kleinen Gebäude auf einem Hügel in 3.950 Metern Höhe. Zur Verfügung stehen dort ein Behandlungsstuhl mit einfacher Ausstattung, ein Heißluftsterilisator und Mobiliar mit Instrumenten sowie Materialien. Hier können Zahnreinigungen, Extraktionen und konservierende Behandlungen mit Composite oder Amalgam durchgeführt werden.

So helfen Sie uns

Wir sind fast immer auf der Suche nach Unterstützern, vor allem nach Zahnärztinnen und Zahnärzten sowie Ärztinnen und Ärzten mit mehrjähriger Berufserfahrung. Darüber hinaus brauchen wir natürlich auch Assistenten. Das können ZFA, Berufsanfänger und Zahnmedizin- oder Medizinstudierende in den letzten Semestern sein. Die Teilnehmer an den Einsätzen tragen ihre Reisekosten selbst (Transport, Impfungen, Versicherungen). Dentists and friends organisiert aber die Einsätze komplett (Transfer, Unterkunft, Verpflegung, Arbeitsgenehmigung) und stellt Instrumente und Material sowie mobile Einheiten zur Verfügung. Spenden sind jederzeit willkommen, auch für bestimmte Projekte. Steuerbescheinigungen können ausgestellt werden.

Mehr Informationen finden Sie hier:www.dentists-and-friends.de,www.dentists-fuer-bolivien.deundwww.katate-health-center.de

Spendenkonto:

dentists and friends

Deutsche Bank Ulm

IBAN: DE25 6307 0088 0055

8833 00

BIC: DEUTDESS630

Eine weitere Zahnstation, die von D&F erfolgreich etabliert werden konnte, befindet sich in einem Armenviertel der Millionenstadt Santa Cruz de la Sierra, im subtropischen Tiefland von Bolivien. Sie ist angebunden an die „Plataforma Solidaria“, einer spendenfinanzierten Einrichtung mit einem Kindergarten, in der täglich rund hundert Schulkinder ein warmes Mittagessen erhalten. In dem kleinen zahnärztlichen Behandlungsraum können ebenfalls einfache Behandlungen durchgeführt werden.

Hier konnte auch Hilfe für die acht­jährige Ariana eingeleitet werden. Trotz Operation ist bei ihr eine unvollständig verschlossene Lippen-Kiefer-Gaumenspalte verblieben, ihre Phonetik ist weiterhin stark beeinträchtigt, die Nahrungsaufnahme erschwert. Hinzu kamen zahlreiche kariöse und zerstörte Zähne, auch im Bereich der Spalte. Für Ariana und ihre Eltern haben wir daher den Kontakt zur „Deutschen Cleft Kinderhilfe e.V.“ hergestellt.

Dr. Joachim Wegener

Krankenpfleger und Zahnarzt
im Ruhestand
In 35 Jahren Praxistätigkeit hat er mit seinen Partnern die Spezialistenpraxis „Zentrum für umfassende Zahnmedizin Bonn“ (zuz-bonn.de) aufgebaut.

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