Prof. Dr. Andreas Schulte geht in Ruhestand

Mit einem Symposium ist Prof. Dr. Andreas Schulte am 8. September 2023 feierlich von der Universität Witten/Herdecke verabschiedet worden. Er war Inhaber des ersten und bislang einzigen Lehrstuhls für Behindertenorientierte Zahnmedizin in Deutschland.

Der Abschied war zugleich auch ein Startpunkt: Mit dem „1. Wittener Symposium zur zahnmedizinischen Versorgung von Menschen mit Behinderung“ verabschiedete die Abteilung Behindertenorientierte Zahnmedizin der Universität Witten/Herdecke ihren Lehrstuhlinhaber in den Ruhestand. Das von den Mitarbeitern zusammengestellte Vortragsprogramm beschäftigte sich mit dem Thema „Schnittstellen bei der zahnmedizinischen Therapie von Patientinnen und Patienten mit Behinderung“. Gekommen waren unter anderem langjährige Weggefährten aus der Zahnmedizin und ärztliche Kolleginnen und Kollegen aus interdisziplinären Arbeitskreisen.

Prof. Dr. Stefan Zimmer, Dekan der Fakultät für Gesundheit in Witten, und Dr. Guido Elsäßer, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung oder besonderem medizinischen Unterstützungsbedarf (DGZMB), würdigten das langjährige Engagement von Prof. Schulte für die Behindertenzahnheilkunde. Schulte war Mitgründer und erster Vorsitzender der im März 2016 gegründeten Arbeitsgemeinschaft für Zahnmedizin für Menschen mit Behinderungen und besonderem medizinischen Unterstützungsbedarf (AG ZMB) und betrieb aktiv die im Jahr 2021 vollzogene Umwandlung der Arbeitsgemeinschaft in eine eigenständige wissenschaftliche Fachgesellschaft, der DGZMB, unter dem Dach der DGZMK.

Schulte habe mit seinem weit über die Hochschultätigkeit hinausgehenden Engagement wichtige Fortschritte für die Versorgung von Menschen mit Behinderungen erzielt. So war er an dem im Jahr 2010 von Bundeszahnärztekammer, KZBV und Fachgesellschaften vorgestellten Konzept „Mundgesund trotz Handicap und hohem Alter“ beteiligt. Das Konzept führte in der Folge mit der Erweiterung des Paragrafen 22a SGB V zu Verbesserungen in der Versorgung. Beteiligt war Schulte auch an der Erarbeitung der Sonderregeln in der PAR-Richtlinie für vulnerable Patientengruppen, die den Anspruch dieser Patienten auf eine modifizierte und speziell auf die Bedürfnisse dieser Versichertengruppe zugeschnittene Behandlungsstrecke zur Parodontitis-Behandlung ohne Antrags- und Genehmigungsverfahren enthalten.

Prof. Dr. Andreas Schulte

Andreas Schulte studierte an der Universität Münster Zahnmedizin und war dort bis 1991 zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter und später als Oberarzt tätig. Von 1982 bis 1986 absolvierte er eine Weiterbildung zum Oralchirurgen in der Abteilung MKG-Chirurgie der Universität Münster. 1991 wechselte er an die Universität Marburg in die Abteilung für Kinderzahnheilkunde, wo im Jahre 1996 seine Habilitation erfolgte (Mentor: Klaus Pieper). 1997 ging er als leitender Oberarzt an die Abteilung für Zahnerhaltung der Universität Heidelberg, im Jahre 2002 wurde er zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Schulte war in verschiedenen Abteilungen tätig. Er widmete sich in seiner Tätigkeit kontinuierlich der Behandlung von Menschen mit Behinderungen und war in verschiedenen nationalen und internationalen Arbeitskreisen und Organisationen aktiv. Im Jahre 2003 wurde er zum Schatzmeister der European Organisation for Caries Research (ORCA) gewählt, zehn Jahre später zum Präsidenten der Organisation. 2014 erhielt Schulte den Ruf auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Behindertenorientierte Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke. Von 2015 bis 2023 war er Lehrstuhlinhaber und Abteilungsleiter an der Universität Witten/Herdecke.

Schulte war Mitgründer und erster Vorsitzender der im März 2016 gegründeten Arbeitsgemeinschaft für Zahnmedizin für Menschen mit Behinderungen und besonderem medizinischen Unterstützungsbedarf (AG ZMB) und ist heute Präsident der im Jahre 2021 aus der AG ZMB hervorgegangenen Deutschen Gesellschaft Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung oder besonderem medizinischen Unterstützungsbedarf (DGZMB).

In seiner Abschiedsrede skizzierte Schulte seine Wünsche für die weitere Entwicklung der Behindertenzahnheilkunde in Deutschland. Am Herzen liege ihm zunächst einmal der Erhalt des Lehrstuhls für Behindertenorientierte Zahnmedizin in Witten – hier gibt es zumindest positive Signale, dass die Finanzierung der Stiftungsprofessur für weitere fünf Jahre fortgesetzt werden soll. In der Versorgung müsse vor allem die Prävention gestärkt werden, Menschen mit Behinderung sollten lebenslang eine präventive Betreuung zum Erhalt der Mundgesundheit erhalten. Für diese Ziele werde er sich weiterhin einsetzen, sagte Schulte. Gelegenheit dazu gibt es: Schulte bleibt Präsident der DGZMB.

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