Nicht abwarten. Abholen!
Prima, dann bis demnächst bei uns in der Praxis!“, verabschiedet sich Petersohn von Tbarak. Mit „demnächst“ meint er nicht ihren Termin zur nächsten Vorsorgeuntersuchung, sondern den „Schnuppertag“ als ZFA, den die Neuntklässlerin bei dem Praxisinhaber aus Herzberg (Elster) in Brandenburg machen wird.
Vereinbart hat Petersohn den Kennenlern-Tag mit Tbarak auf der Infoveranstaltung „Tag der Berufe“ an der Johannes Clajus Grund- und Oberschule, die sich nur anderthalb Kilometer von seiner Praxis entfernt befindet. Einmal im Jahr öffnet die Schule ihre Tore für Betriebe aus der Region, damit die dort ihre Ausbildungsberufe vorstellen und mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen können. Das Interesse der Arbeitgeber aus der Region ist groß. „Bei einer Runde durch die Schule kam ich an Ständen von Solarfirmen, Einzelhandelsunternehmen und verschiedener Gesundheitseinrichtungen vorbei“, berichtet Petersohn. „Auch die Polizei, der Zoll und die städtische Verwaltung waren da.“
Um in der Masse nicht unterzugehen, haben sich Petersohn und seine drei ZFA mit dem Infostand viel Mühe gegeben. Ihr Ziel ist, die Aufmerksamkeit der Jugendlichen auch auf eine medizinische Ausbildung zu lenken. An dem Tag bleibt es deshalb nicht nur bei Gesprächen: Die Schülerinnen und Schüler können sich auch die Arbeitsgeräte und -materialien anschauen, mit denen sie später arbeiten würden, einen Eignungstest für den ZFA-Beruf machen und natürlich Broschüren mitnehmen, die über Ausbildungsinhalte, Aufstiegsmöglichkeiten und die Ausbildungsvergütung informieren. „Beim Infomaterial war die Landeszahnärztekammer eine große Unterstützung“, sagt Petersohn. „Sie haben uns auf Anfrage damit ausgestattet.“
So starten Sie Kooperationen mit Schulen
Kooperationen mit Schulen in der Region können hilfreich für das Recruiting von Auszubildenden sein. So knüpfen Sie Kontakte:
Sprechen Sie die Schulleitung an und fragen Sie nach Möglichkeiten, die Arbeit in Ihrer Praxis zu präsentieren. Berufsorientierung ist in den Lehrplänen oft fest enthalten. Vielleicht besteht sogar Interesse an einem Rundgang durch die Praxis.
Schulen erhalten viele Anfragen von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern aus ihrer Region. Es kann also sein, dass Sie mit Ihrem Angebot nicht oder nicht sofort landen. Vielleicht gibt es Alternativen, zum Beispiel kleinere, lokale Jobmessen. Falls nicht: Regen Sie doch eine bei der Gemeindeverwaltung an!
Nehmen Sie Kontakt zum Förderverein der Schule auf. Eventuell ergibt sich über diesen Weg die Möglichkeit, eine Informationsveranstaltung zu organisieren.
Sie haben schon Auszubildende im Team? Nehmen Sie sie mit in die Schule! Ein Gespräch unter (fast) Gleichaltrigen entwickelt sich oft viel schneller als das mit dem potenziellen Arbeitgeber.
Vergessen Sie nicht: Idealerweise zwei Mal im Jahr kommen die Schülerinnen und Schüler von ganz alleine zu Ihnen in die Praxis. Sprechen Sie die Kids bei der Kontrolle einfach direkt auf das Thema Ausbildung an. Vielleicht haben sie Lust auf einen Schnuppertag oder ein Praktikum bei Ihnen.
Werbung vor der eigenen Tür
Der Zahnarzt war bereits zum zweiten Mal beim Tag der Berufe dabei. Mit dem Stand wollte er nicht nur die eigene Praxis vorstellen, sondern als Bezirksstellenverantwortlicher der Kammer für die Ausbildung zur ZFA auch bei den Kolleginnen und Kollegen in der Umgebung werben. Vom Konzept der Schule ist er sehr angetan. „Die Lehrkräfte haben den Tag mit den Schülerinnen und Schülern sorgfältig vorbereitet“, sagt er. „Alle kamen zu uns mit einem Fragebogen, an dem sie sich beim Sammeln von Informationen orientieren konnten. So entstand seltener die Situation, dass sie nicht wussten, was sie fragen sollen. Die Bögen werden dann im Unterricht ausgewertet.“ Die Schülerinnen und Schüler interessierten sich laut Petersohn besonders für die Größe und die Aufgaben in der Praxis, an wie vielen Tagen in der Woche sie Berufsschule haben und wie viel sie während der Ausbildung verdienen.
Als lokaler Arbeitgeber genießt man unter Umständen einen wertvollen Heimvorteil, so Petersohn: Eine seiner Mitarbeiterinnen hat die Schule früher selbst besucht, was in den Gesprächen sowohl mit den Jugendlichen als auch mit dem Lehrpersonal schnell das Eis gebrochen habe. Der Praxisinhaber empfiehlt, zu einer solchen Veranstaltung auf jeden Fall das eigene Team mitzunehmen: „Eine ZFA kann die täglichen Aufgaben einfach am besten rüberbringen!“
Was die Teilnahme am Tag der Berufe ihm auch gezeigt hat: Man muss ergebnisoffen sein. „In diesem Jahr war die Organisation durch die Schule zwar wieder vorbildlich, aber die Schülerinnen und Schüler wirkten zum Teil unentschlossener als im vergangenen Jahr“, resümiert er. „Das liegt wohl daran, dass viele Jüngere noch keine genauen beruflichen Vorstellungen haben. Diese Phase der Orientierung sehe ich aber als große Chance, die Zahnärztinnen und Zahnärzte unbedingt nutzen sollten, um den ZFA-Beruf rechtzeitig zu präsentieren.“ Dass er eine Schülerin für einen Schnuppertag gewinnen konnte und mit vielen jungen Leuten im Gespräch war, ist für Petersohn Motivation genug, auch beim nächsten Tag der Berufe dabei zu sein.
Viele Jugendliche haben noch keine genauen beruflichen Vorstellungen. Diese Phase der Orientierung sollten wir unbedingt nutzen, um für den ZFA-Beruf zu werben.
Dr. Lars Petersohn, Praxisinhaber aus Herzberg in Brandenburg
„Wir zeigen die Vielseitigkeit der ZFA-Ausbildung“
Schon auf TikTok vorbeigeschaut? Dort ist die große Kampagne zur Gewinnung von Auszubildenden für den Beruf der/des Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) erfolgreich live gegangen. Begleitet wird sie von einer Website, die Jugendliche und deren Eltern ausführlich über den Beruf informiert. Die Kampagne setzt auf die Zusammenarbeit mit reichweitenstarken Influencerinnen. Schon im vergangenen Jahr waren auf Initiative einzelner Landeszahnärztekammern erste Videos veröffentlicht worden, nun wird die Kampagne unter dem Dach der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) auf das nächste Level gehoben. Sarah Pritzel ist Director Digital Strategy bei der Düsseldorfer Agentur Karkalis Communications, die die Kampagne gemeinsam mit Kammern und BZÄK umgesetzt hat. Im Interview mit den Zahnärztlichen Mitteilungen verrät die Marketingexpertin viele spannende Details über die Konzeption und Umsetzung der Werbeaktion.
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Punktet mit Vielseitigkeit: die neue ZFA-Kampagne unter dem Dach der Bundeszahnärztekammer, die junge Menschen (und deren Eltern) auf die Ausbildung zur/zum Zahnmedizinischen Fachangestellten aufmerksam machen soll.
Frau Pritzel, wo liegt die Expertise von Karkalis Communications?
Sarah Pritzel: Die Agentur hat drei Pfeiler: Social Media, Influencer-Marketing und die klassische PR. In den Anfangsjahren war die Agentur viel im Fashion-Bereich aktiv, wo es die ersten Influencer-Kampagnen gab. Das haben wir schnell integriert und inzwischen ist das unser Hauptgeschäft, in Kombination mit PR und Social Media.
Wie wurde die ZFA-Kampagne entwickelt?
Zum Auftakt haben wir Straßenumfragen bei Jugendlichen gemacht, um einen Eindruck zu gewinnen, wie bekannt der Ausbildungsberuf der oder des ZFA ist. Außerdem wollten wir erfahren, wie sich die Jugendlichen generell für einen Ausbildungsberuf entscheiden.
Was haben Sie herausgefunden?
Erstens, dass ihnen der Beruf eher unbekannt war, und zweitens, dass viele bei der Entscheidung für einen Berufsweg enge Rücksprache mit ihrer Mutter halten.
Was bedeutete das für die Kampagne?
Dass wir einen zweigleisigen Ansatz verfolgen: Zum einen sollte die Kampagne den Jugendlichen die ZFA-Ausbildung in ihrer Vielseitigkeit zeigen. Zum anderen sollte sie Mütter und Eltern adressieren und bei ihnen das Bewusstsein dafür schärfen, dass es ein sicherer Job mit Zukunft ist.
Die Kampagne setzt auf die Kooperation mit Influencerinnen. Warum?
Früher hätte man versucht, mit Werbespots im TV oder im Radio Aufmerksamkeit zu generieren. Aber Jugendliche konsumieren die klassischen Medien nicht mehr. Sie sind in der Altersgruppe, die wir adressiert haben, zum Großteil auf TikTok anzutreffen. Dort folgen sie Influencerinnen und Influencern, auf deren nächstes Video sie jeden Tag warten. Das heißt, Jugendliche schenken ihnen Aufmerksamkeit – was sie zu einem idealen Partner macht, um Botschaften zu platzieren.
Worauf achten Sie bei der Auswahl der Influencerinnen für die ZFA-Kampagne?
Zuerst prüfen wir die „Hard Facts“: Dabei geht es um die Follower-Struktur, also Alter, Geschlecht oder Wohnort der Abonnentinnen und Abonnenten. Auch Reichweite ist ein Faktor: Wir arbeiten für die Kampagne nur mit Makro-Influencerinnen, die mindestens 500.000 Fans haben, idealerweise sogar über eine Million. Nach dieser Vorauswahl geht es darum, dass es inhaltlich passt: Die Influencerinnen sollten in dem, was sie tun, authentisch sein. Und sie durften keine ungesunden Schönheitsideale promoten. Auch unseriöse Werbekooperationen waren tabu.
Welche Rolle spielen thematische Schwerpunkte?
Für die ZFA-Kampagne haben wir uns auf Influencerinnen in den Bereichen Lifestyle, Beauty und Gesundheit konzentriert. Lifestyle-Influencerinnen bieten thematisch viele Möglichkeiten, die Inhalte der ZFA-Kampagne zu platzieren. Bei Beauty gibt es Überschneidungen zur Zahnmedizin, zum Beispiel ein schönes Lächeln.
Wen haben Sie unter anderem ausgewählt?
Ein Beispiel ist die Influencerin @julesboringlife. Sie ist Anfang 20, hat fast sieben Millionen Follower auf TikTok und – wie wir bei der Recherche herausfanden – sie hat selber eine Krankheitsgeschichte: Als Kind hatte sie Krebs. Auch deshalb erwähnt sie in ihren Videos immer wieder, wie wichtig sie Berufe im Gesundheitsbereich findet. Wir haben sie angesprochen und sie war sofort begeistert. In ihrem Video macht sie einen Schnuppertag in einer Praxis.
Wie funktioniert die Kampagne genau?
Influencer-Marketing funktioniert am besten, wenn man daran anknüpft, was die Abonnentinnen und Abonnenten von ihren Stars kennen. Das ist viel effektiver als ein Werbeplacement, das mit den Personen überhaupt nichts zu tun hat. Das bedeutet: Nach Abschluss des Kooperationsvertrags schreiben wir ein detailliertes Briefing, schicken es an das Management der Influencer und sprechen alles noch einmal durch. Dann wird das Video produziert, von den Auftraggebern freigegeben und anschließend auf TikTok veröffentlicht. Danach folgt die Auswertung der sogenannten Insights, zum Beispiel Reichweite, Interaktion oder Alter.
Wie geht es weiter?
Bald startet der nächste Kampagnendurchlauf. Die Videos werden wieder auf den jeweiligen TikTok-Kanälen der Influencerinnen veröffentlicht und auf dem TikTok-Kanal der Kampagne, tiktok.com/@praxishelden.zfa. Die Kooperationen werden das ganze Jahr über fortgesetzt, um kontinuierlich Reichweite und Aufmerksamkeit für die Ausbildung zu generieren. Bald wird im Downloadbereich auf der Kampagnen-Website auch ein Flyer verfügbar sein, der sowohl digital als auch gedruckt verwendbar ist. Er kann in den Praxen ausgelegt, aber auch zu Ausbildungsmessen mitgenommen werden. Ein weiteres Element sind Anzeigen auf Facebook, die sich an die Eltern richten. Sie führen auf die Unterseite der Kampagnen-Website zfa-beruf.com/ausbildung-informationen, auf der Eltern unterstützende Informationen zur ZFA-Ausbildung erhalten.
Wie können Zahnärztinnen und Zahnärzte sich einbringen?
Sie können sich an der Kampagne aktiv beteiligen, zum Beispiel über die Kampagnenwebsite zfa-beruf.de. Dort gibt es eine Jobbörse, wo sie offene Stellen eintragen können. Oder sie verweisen Jugendliche und Eltern einfach auf die Infos über den ZFA-Beruf, die wir dort gebündelt haben.
Das Gespräch führte Susanne Theisen.
Infos aus erster Hand
Über 6.000 Menschen besuchten in diesem Jahr die „Impuls“, eine zweitägige Messe für Bildung, Job und Gründung in Cottbus. Die Landeszahnärztekammer Brandenburg ist regelmäßig dort vertreten. Dieses Jahr bekam sie dabei Unterstützung von zwei angehenden ZFA: Annalena Hurras und Isabelle Stramm, beide im zweiten Ausbildungsjahr in einer Praxis für Oralchirurgie in Cottbus.
„Wir mögen unsere Arbeit und stehen voll hinter dem, was wir werden wollen“, sagt Hurras. „Wir haben deshalb spontan zugesagt, als wir gefragt wurden, ob wir auf der Impuls über die ZFA-Ausbildung informieren möchten.“ In den Gesprächen am Stand der Kammer ging es um ganz unterschiedliche Themen, wie die beiden berichten. „Ich wurde unter anderem gefragt, wo ich arbeite, wie mir der Job gefällt und wie der Unterricht in der Berufsschule abläuft“, erzählt Stramm. Auch den Standort der Berufsschule hätten viele angesprochen, vor allen Dingen diejenigen, die für ihre Ausbildung in der Region bleiben wollen. Viele hätten sehr konkrete Fragen gehabt, ergänzt ihre Kollegin: „Einige wollten zum Beispiel wissen, worauf ich bei der Auswahl der Praxen geachtet und wie ich meine Bewerbung gestaltet habe.“ Auch Aufstiegsmöglichkeiten seien ein Thema gewesen und immer wieder die Voraussetzungen, die man fachlich und menschlich für den Job mitbringen sollte.
An einem Info-Stand zur Berufsorientierung sollten alle aus dem Team teilnehmen. Das wirkt authentisch und ist ein Pluspunkt, der potenzielle Bewerberinnen und Bewerber überzeugen kann.
Annalena Hurras, ZFA-Azubi aus Cottbus
Aus Sicht der beiden Auszubildenden ist es sinnvoll, bei Info-Events wie Bildungsmessen Kontaktpersonen am Stand zu haben, die selbst noch in der Ausbildung stecken. Das erleichtert aus ihrer Erfahrung den Austausch auf Augenhöhe und man ist immer auf dem aktuellen Stand bei den Ausbildungsinhalten. Stramm: „Bei uns wurden zum Beispiel kürzlich die Ausbildungsrichtlinien verändert, das hatten wir in den Gesprächen auf dem Schirm.“ Auf der Messe sei jedes Gespräch auf seine eigene Art spannend und interessant gewesen, sagt sie: „Es ist ja auch jeder Mensch ganz individuell – und das gilt auch für Zahnarztpraxen, die sich nach Fachgebiet, Größe und in vielen anderen Aspekten unterscheiden.“
Niedergelassenen, die ihre Praxis bei einer Berufsorientierungsmaßnahme präsentieren möchten, raten die beiden Auszubildenden deshalb, möglichst alle aus dem Team daran zu beteiligen. Hurras: „Das wirkt authentisch und ist ein Pluspunkt, der potenzielle Bewerberinnen und Bewerber überzeugen kann.“