Gesundheitsbezogener Hitzeschutz

Bündnis fordert hitzeresilientes Deutschland

Unter dem Motto „Deutschland hitzeresilient machen – wir übernehmen Verantwortung“ rief ein breites Bündnis am zweiten Hitzeaktionstag am 5. Juni dazu auf, die Hitzegefahren noch ernster zu nehmen und den gesundheitsbezogenen Hitzeschutz konsequent umzusetzen.

Der gemeinsamen Initiative von Bundesärztekammer, Deutscher Allianz Klimawandel und Gesundheit, AWO Bundesverband, Deutscher Krankenhausgesellschaft, Deutschem Pflegerat, GKV-Spitzenverband und Hausärztinnen- und Hausärzteverband haben sich inzwischen über 50 Institutionen und Verbände angeschlossen.

Am 5. Juni fanden eine zentrale Pressekonferenz und eine Fachveranstaltung in Berlin sowie rund um den Stichtag bundesweit zahlreiche weitere Pressekonferenzen, Symposien und Aktionen statt. Hinzu kommen über den Sommer verteilt Projekte aus Krankenhäusern, der stationären Pflege, Kindertagesstätten, Schulen oder dem Sport. Krankenkassen beteiligen sich mit Veranstaltungen ebenso wie Kommunen, Fachgesellschaften und Universitäten. Für Ärztinnen und Ärzte gibt es spezielle Fortbildungen.

Gefährliche Hitze in Deutschland

2023 war das bisher wärmste Jahr in Deutschland und in Europa seit dem Beginn regelmäßiger Messungen. Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt: Der Temperaturanstieg beträgt fast das Doppelte des weltweiten Anstiegs. Gleichzeitig gibt es aufgrund der demografischen Entwicklung viel mehr Risikopersonen als auf anderen Kontinenten. Das führt dazu, dass die Gesundheitsgefahren durch Hitze in Deutschland besonders hoch sind. So zeigt eine aktuelle Studie, dass etwa 10 Millionen Beschäftigte während Hitzewellen stark belastet sind. Zudem muss auch Deutschland sich in Zukunft auf deutlich gefährlichere meteorologische Hitzeszenarien einstellen.

Bundesärztekammer

In einem gemeinsamen Forderungskatalog sprechen sich die Organisationen dafür aus, einen klaren gesetzlichen Rahmen für gesundheitlichen Hitzeschutz auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene zu schaffen, in dem Hitzeschutz als Pflichtaufgabe verankert und von Bundes- und Landesebene ausreichend finanziell unterstützt wird. Neben der Verankerung im Gesundheitsrecht ist der Hitzeschutz auch in Gesetzen und Rechtsverordnungen anderer Sektoren zu berücksichtigen, wie dem Bau- oder dem Arbeitsrecht. Darüber hinaus sollte Hitze als zentrale Herausforderung in den Zivil- und Katastrophenschutz integriert werden. Auch aus wirtschaftlicher Perspektive sei die Dringlichkeit sehr hoch, Deutschland hitzeresilient zu machen. Daher fordert das Bündnis die politischen Entscheidungsträger dazu auf, die nötigen Investitionen unverzüglich in den entsprechenden Haushalten und Budgets einzustellen.

Hitzebedingte Erkrankungen und Todesfälle vermeiden

Die Auswirkungen von Hitze bekommt vor allem der ärztliche Bereich zu spüren, wie beim Auftakt in Berlin deutlich wurde. „Es ist unsere Pflicht als Ärztinnen und Ärzte, die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels darzulegen und Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit nicht nur zu fordern, sondern aktiv zu unterstützen", betonte Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer. Im Fokus stehe die Frage, wie gut Deutschland auf die in Zukunft noch längeren und intensiveren Hitzeperioden vorbereitet ist. Reinhardt: „Ziel muss es sein, hitzebedingte Erkrankungen und Todesfälle zu vermeiden und das Gesundheitssystem vor einer Überlastung zu bewahren.“

Im ärztlichen Bereich existieren schon viele konkrete Handlungsempfehlungen, So hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) auf ihrer Webseite eine ausführliche Checkliste für die Praxen eingestellt. Hingewiesen wird hier etwa auf Maßnahmen in der Praxis wie Ventilatoren, Sonnenschutz, Kontrolle von Raumtemperatur oder die Bereitstellung von Getränken. Auch Mitarbeitende sollten sensibilisiert dafür sein, dass bei Hitze eine höhere Krankheitslast entsteht, was zu Mehrarbeit führen könnte. Potenziell gefährdete Patienten wie Ältere, Schwangere und chronisch Kranke können mithilfe der Praxissoftware gezielt erkannt werden. Sinnvoll sei es, Sprechstunden für diese Gruppen in die Frühstunden zu verlagern. Risikopatienten könne man gezielt auf Schutzmaßnahmen ansprechen, etwa bei der Blutabnahme oder bei Terminabsprachen. Auch die Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes sollten beachtet werden.

Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband hat ein Hitze-Manual „Klimaresiliente hausärztliche Versorgung“ herausgegeben, ebenfalls mit ausführlichen Checklisten. Hier gibt es detaillierte Informationen zu Verhaltensanpassungen bei Hitze, zum Einfluss von Arzneimitteln auf die Hitzeregulation, zu Maßnahmen zur Risikominimierung, zu Insulinpatienten und Hitzeperioden sowie zu Krankheitsbildern und klimaresilienter Versorgung.

Infos zum Hitzeschutz

Klimawandel macht Hitzeschutz zum Dauerproblem

Vor Kurzem hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus allen Bereichen des Gesundheitswesens Empfehlungen für den Hitzeschutz in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern vorgelegt. Hier steht vor allem der Schutz vulnerabler Gruppen im Vordergrund, die von den Folgen hoher Temperaturen betroffen sind. Neue Informationsangebote zum gesundheitlichen Hitzeschutz auf kommunaler Ebene sollen diese Empfehlungen abrunden. „Der Klimawandel wird Hitzeschutz zu einem Dauerproblem machen“, prophezeite Lauterbach. „Darauf muss Deutschland systematisch vorbereitet werden. Sonst sterben in jedem Sommer tausende Bürger unnötigerweise. Somit müssen wir uns an den Klimawandel anpassen und ihn gleichzeitig bekämpfen. Schon jetzt sind Hitzewellen häufiger und wärmer als noch vor zehn Jahren, aber das ist nur der Anfang."

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