Die Protestwelle rollt

Dass Zahnärztinnen und Zahnärzte auf die Straße gehen, war bis vor nicht allzu langer Zeit eher die große Ausnahme. Lauter Protest ist dieser Berufsgruppe eher wesensfremd. Hinzu kommen natürlich ganz praktische Gründe: Die zu einem großen Teil in Tausenden Praxen niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte sind eher schwerer zu mobilisieren und zu organisieren als etwa Klinikärzte. Diese Zeiten der Zurückhaltung scheinen allerdings vorbei, denn der Protest gegen die Gesundheitspolitik aus dem Hause Lauterbach wird immer lauter hörbar.

Dabei ist man inzwischen eher weg von zentralen Kundgebungen mit Schwerpunkt in der Bundeshauptstadt. Es hat sich gezeigt, dass es schwierig ist, die Zahnärztin aus Worms oder den Zahnarzt aus Oberbayern dazu zu bewegen, einmal durch die Republik zu fahren. Die Proteste laufen jetzt verstärkt auf Landesebene – und das sehr erfolgreich, wie man kürzlich am Beispiel Bayerns sehen konnte. Weit mehr als 1.000 Zahnärztinnen und Zahnärzte und ZFA machten am 12. Juni ihrem Ärger auf dem Münchner Marienplatz Luft. „Schluss mit Lücken, Herr Lauterbach! Zahnmedizin braucht Zukunft“, lautete das Motto der Protestaktion. Die Bayerische Landeszahnärztekammer hatte die Veranstaltung im Schulterschluss mit dem Verband medizinischer Fachberufe (vmf), den bayerischen Zahntechniker-Innungen sowie weiteren zahnärztlichen Verbänden und Organisationen organisiert. Auch hier zeigt sich wieder, dass es sich nicht um den Protest einer einzelnen Berufsgruppe handelt.

Der Widerstand gegen die aktuelle Gesundheitspolitik zieht sich inzwischen vielmehr durch alle medizinischen Berufsgruppen. Zum Redaktionsschluss gab es am 18. Juni in mehreren Ländern neue Proteste, unter anderem in Berlin. Weitere folgen den Sommer über. Diese Strategie dürfte mit Sicherheit nachhaltiger sein als einzelne Großkundgebungen. Man darf also gespannt sein, ob doch noch etwas passiert – nachdem der Druck auf die Ampel nach der Europa-Wahl ohnehin immer größer geworden ist.

Die Titelgeschichte dieser Ausgabe beschäftigt sich mit dem Thema Dentales Trauma. Jeder Vierte erleidet mindestens einmal in seinem Leben ein Zahntrauma. Diese Größenordnung zeigt die Relevanz dieses Themenkomplexes. Aktuell liegen Vorschläge aus der Wissenschaft zur Verbesserung der Versorgung vor. Zur Erfolgsgeschichte wird die Zahntrauma-Datenbank in Regensburg, mittlerweile enthält sie rund 2.000 Datensätze von Akutversorgungen. Wir sprachen mit dem Koordinator dieses Projekts, Prof. Dr. Matthias Widbiller, über die weitere Ausgestaltung.

Außerdem befassen wir uns in diesem Heft mit den verschiedenen Methoden der Zytotoxizititätstestung. Wie kann die Schädlichkeit von Kompositmaterialien überhaupt gemessen werden? Wir geben einen Einblick in die Möglichkeiten und die Grenzen und erläutern, wie man damit in der Praxis umgehen kann.

Daneben gehen wir in unserem zahnmedizinischen Teil der Frage nach, was länger hält – Keramik oder Gold?

Die Versorgungslücken auf dem Land werden bekanntlich immer größer. In Mecklenburg-Vorpommern ist jetzt ein Pilotprojekt für Mobile Zahnmedizin gestartet, um die Versorgung von Pflegeheimbewohnern zu verbessern. Busse, mit modernster Technologie ausgestattet, machen vor Ort umfassende zahnmedizinische Dienstleistungen möglich. Ein Modell für andere Regionen?

Im zweiten Teil unseres Artikels über Konflikte im Team zeigen die Autorinnen, was man tun kann, wenn der Streit eskaliert. Dabei geht es um die Frage, ob sich die Probleme im Team selbst lösen lassen oder ob externe Hilfe angesagt ist, um wieder einen Weg zurück zu finden.

Wer sich im ländlichen Raum niederlassen will, befasst sich oft auch mit der Frage, wie es ist, wenn man seine Patienten beim Bäcker und im Sportverein trifft. Wie viel Nähe im privaten Bereich möchte man, könnte es eventuell zu eng werden? Diesen Fragen gehen wir in unserem Praxisteil nach.

Viel Spaß bei der Lektüre

Sascha Rudat
Chefredakteur

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