Goldguss-Teilkronen versus Keramikinlays/-onlays – was hält länger?
Große Seitenzahndefekte wurden früher üblicherweise mit Teilkronen aus Gold restauriert. Insbesondere endodontisch behandelte Seitenzähne konnten so vor Frakturen geschützt werden. Goldteilkronen werden heute jedoch häufig aus ästhetischen Gründen abgelehnt, obwohl sie (bei richtiger Anfertigung) den behandelten Zahn sehr gut vor Kaukraft-bedingten Frakturen schützen. Außerdem ist die Präparation im Vergleich zu Vollkronen sehr zahnsubstanzschonend und die Restaurationen sind ausgesprochen biokompatibel. Das gilt auch für Keramikrestaurationen. Dabei gilt es allerdings bestimmte Präparationsrichtlinien zu beachten. So können adhäsive und kohäsive Frakturen die Lebensdauer von Keramikrestaurationen begrenzen. Die Dicke der Keramik spielt dabei zum Beispiel eine Rolle (mindestens 1,5 mm). Bei endodontisch behandelten Zähnen sollte zudem die Wandstärke der Höckerwände 2 mm nicht unterschreiten. Zudem sollte die Keramik adäquat verarbeitet sein, um Rissausbildung im Material zu verhindern. Die Lebensdauer von Gold- und Keramikrestaurationen ist natürlich auch von anderen Faktoren, zum Beispiel der Entstehung von Sekundärkaries, abhängig. Klinische Kurzzeitstudien zeigen, dass beide Restaurationsarten eine ähnliche Überlebensrate aufweisen.
Studiendesign
Das Ziel der hier zusammengefassten retrospektiven Langzeitstudie war es, das klinische Langzeitverhalten von Goldteilkronen und Keramikinlays/-onlays zu untersuchen. 296 Restaurationen, die von Studierenden im fünften Studienjahr unter der Aufsicht von Zahnärztinnen und Zahnärzten inseriert worden waren, wurden eingeschlossen. Die Patienten wurden entsprechend einem vorher definierten Kriterienkatalog von zwei kalibrierten Zahnärzten untersucht (die Details können der Originalpublikation entnommen werden). Es wurden digitale Röntgenaufnahmen der untersuchten Zähne angefertigt und das Kariesrisiko der Patienten bestimmt. Außerdem wurden Komplikationen während der Zeit nach der Insertion der Restaurationen dokumentiert. Dabei wurden ästhetische, funktionelle und biologische Charakteristika berücksichtigt. Restaurationen, die bereits in den ersten drei Jahren ersetzt werden mussten, wurden ausgeschlossen, um jegliches technisch bedingtes Kurzzeitversagen auszuschließen.
Die Goldteilkronen waren aus einer hochgoldhaltigen Legierung angefertigt und mit einem Glasionomerzement befestigt worden. Die Keramikrestaurationen bestanden aus einer Leucit-verstärkten Glaskeramik und waren entweder mit einem Adhäsivzement oder mit einem flowable Komposit (nach Anwendung der Säure-Ätztechnik) inseriert worden. Die Insertion erfolgte unter Kofferdam.
Ergebnisse
Die kumulative Überlebensrate für Keramikrestaurationen betrug 93,9 Prozent nach einer mittleren Tragezeit von 15,2 Jahren und nahm auf 91,7 Prozent nach 23,5 Jahren ab. Für Goldteilkronen betrugen die entsprechenden Werte 92,6 Prozent nach 14,9 Jahren und 91,8 Prozent nach 23,5 Jahren.
Die jährliche Versagensrate lag bei 0,5 Prozent für Keramikrestaurationen und bei 0,7 Prozent für Goldteilkronen und war damit nicht signifikant unterschiedlich.
84,5 Prozent aller Zähne waren zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung komplikationslos. 8,8 Prozent der Zähne mit Goldteilkronen und 2,7 Prozent der Zähne mit Keramikrestaurationen wiesen endodontische Komplikationen auf. Sekundärkaries war bei 4,7 Prozent der Zähne unabhängig vom Restaurationstyp zu finden.
Interessanterweise war bezüglich des Parameters Sekundärkaries kein Unterschied zwischen Patienten mit gutem oder schlechtem oralem Gesundheitszustand festzustellen. Es gab auch keine Korrelation zwischen dem Vorhandensein einer lokalisierten Parodontitis und dem Versagen einer Restauration.
Die häufigsten Komplikationen waren bei Goldgusskronen endodontischer Art und bei Keramikrestaurationen Frakturen der Restauration.
Diskussion
In klinischen Studien werden Patienten mit schlechter Mundhygiene, Zeichen von Bruxismus oder hohem Kariesrisiko häufig ausgeschlossen. Das war in der vorliegenden Studie nicht der Fall. Insofern repräsentiert der Patientenpool möglicherweise eher den typischen Patienten in der zahnärztlichen Praxis. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass 83,7 Prozent der Patienten einen guten Mundgesundheitsstatus aufwiesen. Das führte sicherlich auch dazu, dass die Sekundärkariesrate in beiden Gruppen mit 4,7 Prozent sehr gering war. Ein wichtiges Kriterium für die Beurteilung der Ergebnisse ist, dass bezüglich Präparation, Herstellung und Eingliederung der Restaurationen sowie Nachsorge ein sehr gut etabliertes und standardisiertes Verfahren zugrunde lag.
Heute sind die Ansprüche der Patientinnen und Patienten an die Ästhetik zahnärztlicher Restaurationen auch im Seitenzahnbereich gestiegen. Insofern geht die Tendenz selbst bei großen Kavitäten im Seitenzahnbereich in die Richtung, zahnfarbene Restaurationen zu verwenden. Die vorliegende Langzeitstudie verdeutlicht, dass Keramikrestaurationen zur Versorgung großer Defekte im Seitenzahnbereich genauso gut geeignet sind wie Goldteilkronen. Probleme bestehen allerdings nach wie vor, wenn der Präparationsrand für derartige Restaurationen im Approximalbereich subgingival endet. Mit der „deep margin elavation“-Technik gelingt es, den Rand in den supragingivalen Bereich anzuheben. Diese Technik konnte in der vorliegenden Studie allerdings nicht berücksichtigt werden. Die bisher verfügbaren Daten zeigen, dass damit ein vielversprechender Ansatz gefunden wurde, Keramikrestaurationen auch bei subgingival liegenden Präparationsrändern sicher einzugliedern.
Die Studie:
Ralf Krug, Lea Droste, Carolina Schreiber, Elisabeth Reichardt, Gabriel Krastl, Britta Hahn, Sebastian Soliman: Long‑term performance of ceramic in/‑onlays vs. cast gold partial crowns – a retrospective clinical study. Clinical Oral Investigations (2024) 28:298.