Adhäsive auf dem Prüfstand – wohin geht die Reise?
Ätzen, Primen, Bonden: Mit diesen drei Schritten funktionieren „Etch&Rinse“-Adhäsive seit Beginn der 90er Jahre. Sie ermöglichen einen dauerhaften Verbund zum Dentin und gelten damit bis heute als Goldstandard.
In den vergangenen zehn Jahren sind immer mehr selbstätzende Ein-Flaschen-Adhäsive auf den Markt gekommen. Sie vereinen Ätzen, Primen und Bonden in einem Schritt und erfreuen sich steigender Beliebtheit. Ein Vorteil: Das Auftreten postoperativer Sensitivitäten wird minimiert – denn durch die fehlende gesonderte Applikation von Phosphorsäure werden die Dentinkanälchen nicht eröffnet.
Aktuell: Universal-Adhäsive
Den stärksten Trend auf dem Adhäsiv-Markt bilden die Universal-Adhäsive wie z.B. Scotchbond Universal von 3M, die bei so gut wie allen „Klebe-Fällen“ im Mund funktionieren und sich einfach anwenden lassen. Laut Herstellerangaben decken sie alle Indikationen ab, die im Praxisalltag regelmäßig auftreten: Neben der direkten Versorgung zählen dazu auch die Zementierung, die Vorbehandlung von Dentalkeramiken, aber auch die Reparatur bereits vorhandener Restaurationen.
Bestätigte Leistungsfähigkeit
Scotchbond Universal wurde in einer randomisierten klinischen Doppelblindstudie gründlich unter die Lupe genommen. Über einen Zeitraum von 36 Monaten bewies es seine Leistungsfähigkeit bei der Verwendung in nichtkariösen zervikalen Läsionen – unabhängig von dem jeweils angewendeten Ätzverfahren1. Im Vergleich zu anderen Adhäsiven zeigte das Produkt außerdem in allen Modi ein geringeres klinisches Verbundversagen.
Und es gibt noch einen weiteren Vorteil: Das Universal-Adhäsiv haftet zuverlässig sowohl auf feuchtem als auch auf trockenem Dentin. Bei der Anwendung wird das Kollagengeflecht rehydriert und es bildet sich eine deutliche Hybridschicht. Das Ergebnis: weniger Techniksensibilität, ein konsistenter Haftverbund und praktisch keine postoperative Sensitivität – egal ob bei Self-Etch- oder Etch&Rinse-Applikation.
Ständig auf dem Prüfstand
In den vergangenen Jahren haben die Universal-Adhäsive ihre klinische Leistungsfähigkeit auch in der Praxis und in Anwender-Workshops unter Beweis stellen können: Unter anderem testen Zahnärzte in der Veranstaltungsreihe „Schlag 3M“ seit Jahren ihr bevorzugtes Adhäsiv im Vergleich zu Scotchbond Universal – allein in Deutschland wurden bisher bereits mehr als 3.000 Messungen durchgeführt. Dazu werden beide Adhäsiv-Systeme zur Befestigung von Komposit auf Rinderdentin eingesetzt; anschließend wird die Adhäsionskraft bestimmt. Das Ergebnis: Im Durchschnitt erzielt Scotchbond Universal zehn Prozent höhere Haftfestigkeitswerte als das bevorzugte Adhäsiv des jeweiligen Anwenders. Bei der Haftfestigkeit brauchen die Universal-Adhäsive den Vergleich mit den als Goldstandard geltenden Mehrschritt-Adhäsiven nicht zu scheuen.
An vielen Kliniken im Einsatz
Auch an vielen deutschsprachigen Universitäten werden die Universal-Adhäsive bereits eingesetzt – z.B. in München, Regensburg und Freiburg. Dr. Uwe Blunck an der Charité Berlin sieht in den Universal-Adhäsiven ein großes Potential: „Die Ergebnisse eigener In-vitro-Studien, vor allem der Langzeit-Tests, und die Erfahrungen aus Workshops zur Anwendung von Adhäsivsystemen mit praktizierenden Kolleginnen und Kollegen zeigen für die Universal-Adhäsive eine ähnlich gute Wirksamkeit, wie wir sie von den bewährten, sogenannten Goldstandard-Adhäsiven kennen. Daher sehe ich in den Universal-Adhäsiven durchaus das Potenzial, die Goldstandard-Produkte abzulösen.“
Das kann auch Prof. Dr. Roland Frankenberger bestätigen, der als einer der Top-Experten im Bereich der restaurativen Zahnheilkunde an der Philipps-Universität Marburg tätig ist: „Universal-Adhäsive, von denen Scotchbond Universal das Erste war, bieten sehr gute Alternativen zu klassischen Mehrflaschen-Adhäsiven“.
Literatur
1 Loguerico, A. D., de Paula, E. A., Hass, V., ‧Luque-Martinez, I., Reis, A., Perdigao, J. (2015). A new universal simplified adhesive: 36-Month randomized double-blind clinical trial. Journal of Dentistry, 43, 1083–1092.