Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung warnt

Umkehrtrend bei Parodontitisversorgung nicht erkennbar

pr
Politik
Einen massiven Einbruch bei Neubehandlungsfällen in der Parodontitistherapie verzeichnet die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV). Das sei Folge von politischen Fehlentscheidungen.

Der KZBV-Vorstandsvorsitzender Martin Hendges weist auf den Widerspruch hin, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) zunächst dringend erforderliche Mittel für die präventionsorientierte Parodontitistherapie gestrichen habe. Jetzt aber verkünde er, dass mangelhafte Prävention sehr viel Geld koste. „Die Gesundheitspolitik von Minister Lauterbach hat massive Spuren hinterlassen, vor allem im Teilbereich Parodontalbehandlungen“, kritisiert Hendges scharf. Allein aufgrund der mit den Kürzungen der Mittel einhergehenden fehlenden Planungssicherheit seien die Zahnarztpraxen gezwungen gewesen, sich organisatorisch auf die Mittelbegrenzung einzustellen, was unmittelbar Einfluss auf die Patientenversorgung habe.

Die Daten zur Finanzentwicklung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) belegen laut Aussagen der KZBV eindeutig, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte keine Kostentreiber im Gesundheitssystem seien. Bereits seit Jahren sinke der Anteil an den GKV-Gesamtausgaben für vertragszahnärztliche Leistungen und liege aktuell bei lediglich 6,1 Prozent. Damit sei er in den vergangenen 20 Jahren um rund 2,6 Prozentpunkte gesunken. Die KZBV sieht dies als einen klaren Beleg für den Erfolg einer konsequenten Präventionsstrategie im zahnmedizinischen Bereich.

Massiver Einbruch bei Neubehandlungsfällen

Als Folge des GKV-FinStG geht jetzt nach Angaben der KZBV die durchschnittliche Zahl der monatlichen Parodontitisneubehandlungsfälle kontinuierlich zurück: Lag sie im Jahr 2022 noch bei etwa 120.000 und war damit der hohen Krankheitslast endlich angemessen, brach der Monatsdurchschnitt 2023 ein und betrug nur noch etwa 94.000 Neubehandlungen. Im Durchschnitt des ersten Dreivierteljahres 2024 war die Zahl der Neubehandlungen mit etwa 79.000 sogar noch niedriger. „Ohne einen politischen Kurswechsel ist ein positiver Umkehrtrend bei der präventionsorientierten Parodontitistherapie nicht absehbar“, mahnt Hendges.

Parodontitistherapie ist eine zentrale Präventionsleistung

Seit Juli 2021 ist die präventionsorientierte Parodontitistherapie, die sich über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren erstreckt, eine zentrale Präventionsleistung für die Mund- und Allgemeingesundheit. „Der unlängst vom Bundesgesundheitsministerium kommunizierte ‚überdurchschnittlich starke Anstieg‘ der GKV-Ausgaben im Teilbereich Parodontalbehandlungen bedeutet keineswegs, dass sich die Parodontitisversorgung in Deutschland verbessert hat“, stellt Hendges klar. „Im Gegenteil: Diese Ausgaben lassen sich allein durch Folgeleistungen der Behandlungsfälle aus den letzten zwei Jahren erklären. Ganze 64 Prozent der Leistungen entfallen während der zweijährigen Nachsorgephase auf die Folgeleistungen im Rahmen der unterstützenden Parodontitistherapie (UPT).“

Hohe Folgekosten bei unbehandelter Parodontitis

Durch eine unbehandelte beziehungsweise nicht frühzeitig behandelte Parodontitis entstünden zudem hohe Folgekosten für das Gesundheitssystem, warnt die KZBV weiter. Sie lägen allein im zahnärztlichen Bereich bei rund 200 Millionen Euro jährlich. Hinzu kämen indirekte Krankheitskosten, die eine international vergleichende Studie für Deutschland mit rund 34,79 Milliarden Euro beziffere. „Daher müssen die Leistungen für die präventionsorientierte Parodontitistherapie als Früherkennungs- und Vorsorgeleistungen anerkannt und wieder vollumfänglich vergütet werden“, fordert Hendges. Denn alles andere koste das System sehr viel Geld.

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