Heraeus Kulzer: Dr. Martin Haase im Executive Talk
Seit Juli 2013 gehört der Dentalbereich von Heraeus Kulzer zum Unternehmen Mitsui Chemicals. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Japanern?Zu Beginn war das natürlich für beide Seiten neu, inzwischen sind wir aber gut aufeinander eingespielt. Mitsui Chemicals kommt aus dem B2B-Chemiegeschäft, während wir mit unserem Dentalgeschäft ja schon fast B2C-Geschäft betreiben. Uns hat von Beginn an die Begeisterungsfähigkeit und enorme Neugier unserer neuen Kollegen aus Japan beeindruckt. Mitsui Chemicals hatte die Diversifizierung des Portfolios strategisch langfristig geplant und den Gesundheitsbereich, hier nun vornehmlich den Dentalbereich, als Segment mit Wachstumspotenzial und Synergiemöglichkeiten erkannt. Die enorme Power in Forschung und Entwicklung, die Mitsui Chemicals gerade im Polymerbereich hat, wird uns langfristig neue Materialien für unsere materialbasierten Lösungen liefern. Im praktischen Tagesgeschäft ist die intensive Zusammenarbeit daher im Wesentlichen auf die Entwicklung neuer Materialien fokussiert. Darüber hinaus ermöglicht die Investitionsbereitschaft unserer neuen Shareholder besonders für unser Management viele Möglichkeiten, gemeinsam neue strategische Allianzen und Akquisitionen anzugehen. Beispiele dafür aus den letzten zwölf Monaten sind der Erwerb der CAD-Firma EGS Srl. in Italien sowie die strategische Zusammenarbeit mit der Firma Dental Wings auf dem Gebiet neuer Laserbearbeitungstechnologien für die Prothetik.Auf welche Weise versuchen Sie, Ihr Portfolio miteinander zu verzahnen?Das ist nicht auf spezifische Segmente bezogen. Unser Konzept materialbasierter Lösungen zieht sich durch unser komplettes Portfolio. Am sichtbarsten ist das sicherlich dort, wo in der Wertschöpfungskette die meisten Veränderungen anstehen. Das ist die Automatisierung prothetischer Lösungen mittels sich weiterentwickelnder Softwarelösungen und Produktionstechnologien.Sind Fortbildungen und Services für Heraeus Kulzer ein Thema?Fortbildungen sind seit Jahren ein wesentlicher Bestandteil unserer Geschäftsmodelle. Allein in Deutschland führen wir pro Jahr mehr als 300 Fortbildungsveranstaltungen in unterschiedlichen Settings durch. Diese Schulungen umfassen neben technischen auch zunehmend betriebswirtschaftliche Aspekte für unsere Kunden. Unser erweitertes Schulungszentrum im neu bezogenen weltweiten Hauptquartier im Zentrum von Hanau ermöglicht uns nun, das Angebot noch weiter auszubauen und zu internationalisieren. Schulung ist jedoch nur ein Element unseres Serviceangebotes. Wir bieten darüber hinaus umfassende technische Anwendungsberatung über unsere Callcenter, wie auch durch Vor-Ort-Einsätze unserer Anwendungstechniker, sowie eine breite Palette an Finanzierungsmodellen für unsere Kunden.
Sie betreiben an Ihren Firmenstandorten in Hanau und Helsingborg eigene CAD/CAM Fräszentren. Wie lohnend ist der Betrieb der Zentren für Heraeus Kulzer? Sind die Zentren ausgelastet?Wir haben uns in den letzten Jahren zur starken Nr. 2 im deutschen Prothetik-Markt für zentral gefertigte Lösungen entwickelt. Die von uns gelieferte hohe Qualität lässt unser Geschäft dort weiter wachsen. Neben zentralen Lösungen bieten wir nun auch komplette dezentrale Lösungen an. Unsere zentralen Fertigungsstätten müssen natürlich profitabel arbeiten. Sie dienen uns auch als Basis für die Entwicklung, Erprobung und Optimierung neuer Fertigungstechnologien und Materialien.
An welchen Zukunftskonzepten arbeiten Sie aktuell?Wir haben auf der IDS einen kleinen Einblick in unsere Forschungsaktivitäten gegeben, dazu gehörte unter anderem das Thema Totalprothetik. Dieses Fachgebiet ist im Grunde der einzige Bereich innerhalb der Prothetik, der noch vollständig analog durchgeführt wird. Wir beschäftigen uns seit 2003 mit der Digitalisierung der Totalprothetik und haben bereits damals ein mittlerweile weltweit erteiltes Patent für den kompletten Workflow angemeldet. Totalprothetik ist ein außerordentlich komplexes Gebiet mit großen Herausforderungen für die digitale Umsetzung. Erst jetzt sind die notwendigen technischen Voraussetzungen gegeben, und wir haben auf der IDS einige Möglichkeiten gezeigt. Erste Produkte hierzu werden zur zweiten Jahreshälfte eingeführt, in den nächsten 12 bis 18 Monaten wird noch viel mehr folgen. Unser Ziel ist es, Zahnärzten und Zahntechnikern ein ausgereiftes System an die Hand zu geben, das die digitale Herstellung von Totalprothesen bei gleichbleibend hoher Qualität standardisiert und vereinfacht.