App soll Post COVID-Behandlung unterstützen
Unter der Leitung des Universitätsklinikums Jena entwickelt ein Forschungsverbund eine App, die Beschwerden und Befinden von Post COVID-Betroffenen erfasst. Die App soll diese Daten an die behandelnden Praxen und Kliniken übermitteln, wo sie die Diagnostik und Therapie unterstützen, und personalisierte Rückmeldung geben. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) fördert das Projekt mit drei Millionen Euro.
Post COVID ist noch kaum verstanden
Für akute COVID 19-Infektionen wurden schnell sichere Testverfahren entwickelt und für die Behandlung liegen inzwischen gesicherte Empfehlungen vor. Die als Post COVID bezeichneten Langzeitfolgen hingegen sind noch kaum verstanden.
Wegen der vielfältigen Symptome ist diese Erkrankung schwierig zu diagnostizieren und von anderen abzugrenzen. Dazu kommt, dass Post COVID die Leistungsfähigkeit deutlich einschränkt, so dass aufwendige Untersuchungen und häufige Arztbesuche für die Betroffenen besonders belastend sind. Die Krankheit erfordert deshalb neuartige Versorgungskonzepte, an denen auch intensiv geforscht wird.
Genutzt werden auch Smartphones und Fitnesstracker
Das jetzt gestartete Forschungsvorhaben will Smartphones und tragbare Fitnesstracker für eine präzisere Diagnostik und individuellere Betreuung der Patienten nutzen.
„Wir wollen eine mobile Anwendung entwickeln, die zuverlässige Daten zu physiologischen, verhaltensbezogenen und subjektiven Beschwerden erheben und den behandelnden Ärztinnen und Ärzten zur Verfügung stellen kann“, sagt Prof. Dr. Nils Opel vom Universitätsklinikum Jena.
An den Post COVID-Zentren der beteiligten Unikliniken und über die digitale Studienplattform Digihero laden die Forschenden Betroffene zur Teilnahme ein. Aus ihren Daten zum Beispiel zur Herz-Kreislauf-Funktion, zu Schlaf, Bewegungsverhalten und den selbstberichteten Beschwerden will das Forschungsteam Kriterien identifizieren, die charakteristisch sind für Post COVID und die Diagnose unterstützen können.
Mithilfe von maschinellen Lernalgorithmen sollen zudem Modelle für die Differentialdiagnose und Vorhersage von Krankheitsverläufen entstehen. Die App übermittelt diese aufbereiteten Daten sicher und datenschutzkonform an die IT-Systeme der behandelnden Ärztinnen und Ärzte für eine gezielte Diagnose oder die Therapiekontrolle, zum Beispiel auch in Videosprechstunden.
Die App lernt mit
Die mitlernende Post-COVID-App soll auch personalisierte Rückmeldungen zum Befinden geben und individuell darauf abgestimmte Hinweise und Vorschläge für gesundheitsförderliche Verhaltensweisen wie Atem- und Achtsamkeitsübungen.
In einer Studie wollen die Forschenden die Wirksamkeit der mittels App übermittelten Rückmeldungen und Empfehlungen testen. Opel: „Wir beziehen Patientenvertretungen, Arztpraxen und Kliniken mit ein, weil die App lebensnah und tauglich für die Routineversorgung in der medizinischen Praxis sein muss. Das mobile Monitoring per App sehen wir als eine Möglichkeit, die aktuelle Versorgungssituation bei Post COVID zu verbessern.“
Der Forschungsverbund REMIT (Remote Monitoring und Intervention für eine optimierte Versorgung des Post- und Long-COVID-Syndroms) wird für die Erforschung und Stärkung einer bedarfsgerechten Versorgung rund um die Langzeitfolgen von COVID-19 vom BMG mit über drei Millionen Euro für vier Jahre gefördert. Beteiligt sind neben dem Universitätsklinikum Jena (Projektleitung) die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, das Karlsruher Institut für Technologie, das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, die FIMO Health GmbH Bonn, die mHealth Pioneers GmbH in Berlin sowie die Universität Münster.