Auch MVZ haben ein Fachkräfteproblem
In die Untersuchung gingen die Angaben von bundesweit 288 MVZ ein. Gut zwei Drittel schätzten die Verfügbarkeit von nichtärztlichem Personal 2022 als schlecht bis sehr schlecht ein. Bei MVZ in der Stadt waren dies 88 Prozent, im Umland 79 Prozent und in ländlichen Regionen nur zwei Drittel. Die Verfügbarkeit ärztlichen Personals wurde von unabhängig vom Standort 80 Prozent der MVZ als schlecht bis sehr schlecht bewertet.
Formal ungeeignete Bewerbungen, Lücken in der Sozialkompetenz
Zwar bilden laut Zi derzeit 42 Prozent der Praxen und MVZ aus, doch werde die Bewerbungslage zunehmend schwieriger: Fast 50 Prozent der Befragten gaben an, dass im Schnitt nicht einmal die Hälfte der Bewerbungen formal geeignet gewesen sei. In fast einem Drittel der Einrichtungen hätten die eingestellten Auszubildenden in der Regel einen niedrigeren Schulabschluss gehabt als die erwartete Mittlere Reife. Auch Lücken in Sozialkompetenz und Belastbarkeit müssten oft während der Ausbildung geschlossen werden. Häufige Ausbildungsabbrüche verschärften den Personalmangel und erhöhten den Aufwand in den Praxen und MVZ zusätzlich: "Rund ein Drittel der ausgewerteten Praxen und MVZ sind in den Jahren 2017 bis 2021 von Ausbildungsabbrüchen betroffen gewesen."
Gefragt nach der wirtschaftlichen Gesamtsituation, bewertete etwa die Hälfte der MVZ die Einnahmenhöhe 2021 als eher gut beziehungsweise gut. Krankenhausgetragene MVZ schätzten den Überschuss mit 70 Prozent deutlich häufiger als eher schlecht beziehungsweise schlecht ein als vertragsarztgetragene MVZ mit 56 Prozent. 15 Prozent der MVZ tätigten Investitionen in Höhe von mehr als 50 Prozent, der Großteil zwischen 5 und 10 Prozent des Jahresumsatzes.
Dabei lag der Überschuss eines vertragsarztgetragenen MVZ unabhängig von der Rechtsform im Median bei etwa 200.000 Euro, als GbR und Partnergesellschaften ebenfalls bei 200.000 Euro, aber als GmbH nur bei 153.000 Euro. Die Personalkostenquote betrug dem Zi zufolge bei vertragsarztgetragenen MVZ im Durchschnitt 31 Prozent, bei krankenhausgetragenen MVZ 40 Prozent und bei Dialyse-MVZ 32 Prozent.
Zur Umfrage
In die von Mitte Januar bis Ende Mai 2022 vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) durchgeführte Online-Befragung gingen von rund 3.800 teilnahmeberechtigten MVZ und ihren gleichgestellten Einrichtungen die Angaben von 288 MVZ ein. Rund 38 Prozent wurden von einem Krankenhaus getragen, 34 Prozent von Vertragsärzten. Bei über einem Drittel liegt die Hauptbetriebsstätte in Kernstädten, 42 Prozent sind in verdichteten Kreisen und 21 Prozent in ländlichen Regionen verortet.
Die Erhebung wurde von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und in der Vorbereitung durch den Bundesverband MVZ (BMVZ) unterstützt.