US-Studie

Behandlungen in Apotheken spart Millionen

mg
Gesellschaft
Eine stärkere Inanspruchnahme von Apothekern bei der Behandlung kleinerer Krankheiten könnte möglicherweise Millionen von Dollar an Gesundheitskosten einsparen, zeigt eine US-Studie.

Die Untersuchung unter Leitung der Washington State University (WSU), USA, ergab, dass die Behandlung einer Reihe kleinerer Gesundheitsprobleme – darunter Harnwegsinfektionen, Gürtelrose, Tierbisse und Kopfschmerzen – in Apotheken im Durchschnitt 278 Dollar pro Behandlung weniger kostet als bei Patienten mit ähnlichen Beschwerden, die an „traditionellen Orten“ wie der Primärversorgung, der Notfallversorgung oder in Notaufnahmen behandelt werden. Nachuntersuchungen bei Apothekenpatienten ergaben, dass fast alle Krankheiten nach dem ersten Besuch bei einem Apotheker abgeklungen waren, berichtet die Universität. Dann rechnen die Forschenden vor: Wären alle Krankheiten in der dreijährigen Studie, die in einer traditionellen Einrichtung behandelt wurden, von Apothekern behandelt worden, hätte dies zu Einsparungen bei den Gesundheitskosten in Höhe von schätzungsweise 23 Millionen US-Dollar geführt.

„Die Ergebnisse zeigen, dass Apotheker, vor allem im ambulanten Bereich, eine praktikable Lösung für einen Teil des Problems des Zugangs der Patienten zur Versorgung in unserem Bundesstaat und in unserem Land darstellen“, sagt die Hauptautorin Julie Akers, eine Pharmazieforscherin der WSU, die ihre Untersuchung in Zusammenarbeit mit einem Beirat von Ärzten durchführte. „Apotheker sind für diese Arbeit ausgebildet und qualifiziert“, erklärt sie, „werden aber leider in vielen Bereichen nicht ausreichend eingesetzt. Und sie könnten einen großen Einfluss darauf haben, wie schnell Patienten Zugang zur Versorgung erhalten, was die Komplexität und das Fortschreiten ihrer Erkrankung minimieren kann.“

Harnwegsinfekt: Kosten in der Notaufnahme sind 32-mal so hoch

Für die Studie analysierte Akers Forschungsteam die Daten von 496 Patienten, die zwischen 2016 und 2019 von 175 Apothekern in 46 Apotheken im Bundesstaat Washington betreut wurden. Das Team verfolgte die Patienten auch 30 Tage nach ihren Apothekenbesuchen, um die Wirksamkeit der Behandlung zu bewerten. Anschließend verglichen sie diese Fälle mit den Versicherungsdaten von Patienten aus demselben Zeitraum mit Erkrankungen derselben Art und desselben Schweregrads, die in einer Arztpraxis, einer Notfallpraxis oder einer Notaufnahme behandelt worden waren.

Ergebnis: Bei fast allen kleineren Erkrankungen in der Studie war die Behandlung in der Apotheke nicht nur wirksam, sondern verursachte auch deutlich weniger Kosten. So ergab die Studie beispielsweise, dass bei einer unkomplizierten Harnwegsinfektion, die normalerweise mit Antibiotika behandelt wird, der erste Besuch in einer Notaufnahme im Durchschnitt 963 Dollar kostete, in einer Hausarztpraxis 121 Dollar – in der Apotheke waren es durchschnittlich 30 Dollar.

Können Apotheker die Versorgungslücke auf dem Land schließen?

Die Ergebnisse unterstreichen nach Ansicht der Autoren die Vorteile einer Ausweitung der Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker, die es einigen Apothekern ermöglicht, Medikamente direkt zu verschreiben. Der Bundesstaat Washington war der erste in den USA, der 1979 die „Verordnungsermächtigung“ einführte, die es einem zugelassenen Verordner wie einem Arzt ermöglicht, einen Apotheker mit der Verschreibung und Verabreichung bestimmter Arzneimittel zu beauftragen. Im Rahmen ihrer Ausbildung werden Apotheker in der klinischen Beurteilung gängiger Krankheiten geschult, erklärt Akers. Sie betont, Apotheker mit Verschreibungsbefugnis könnten dazu beitragen, eine Versorgungslücke zu schließen, vor allem in ländlichen Gebieten oder Randzeiten.

„Wir haben im Laufe der Zeit gesehen, dass immer mehr Patienten Schwierigkeiten haben, Zugang zu medizinischer Versorgung zu bekommen“, sagt sie. „In den letzten Jahrzehnten haben wir eine unangemessene Inanspruchnahme von Notfallambulanzen und Notaufnahmen für Dinge gesehen, die eigentlich nicht auf dieser Ebene behandelt werden müssten.“ Es gebe noch viel zu tun, um diese Behandlung in Apotheken auszuweiten, fügt Akers hinzu. Dazu gehört eine stärkere Sensibilisierung der Öffentlichkeit, damit die Menschen diese Art von Dienstleistung in den Apotheken erwarten, so wie sie es jetzt bei Impfungen tun.

Akers JM et al., Expanding Access to Patient Care in Community Pharmacies for Minor Illnesses in Washington State. Clinicoecon Outcomes Res. 2024;16:233-246, https://doi.org/10.2147/CEOR.S452743

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.