Britische Kleinkinder erhalten fast die Hälfte ihrer Kalorien aus hochverarbeiteten Lebensmitteln
Die Forschenden vom University College London (UCL) untersuchten die Daten von 2.591 Kindern, die in den Jahren 2007 und 2008 in Großbritannien geboren waren und zum Zeitpunkt der Studie 21 Monate alt waren. Die Eltern zeichneten drei Tage lang auf, was ihre Töchter und Söhne aßen und tranken.
Die häufigsten UPFs, die die Kleinkinder zu sich nahmen, waren aromatisierte Joghurts und Vollkorn-Frühstückszerealien, Produkte, die allgemein als gesund gelten. Im Alter von sieben Jahren waren die häufigsten UPFs süße Cerealien, Weißbrot und Pudding. UPFs werden typischerweise industriell hergestellt und enthalten Zutaten, die in der Hausmannskost nicht oder nur sehr selten verwendet werden, wie etwa Emulgatoren, Farbstoffe und Süßstoffe.
Die Forscher analysierten Daten aus der Gemini-Zwillings-Kohortenstudie und teilten die konsumierten Nahrungsmittel und Getränke in vier Gruppen ein: unverarbeitete oder nur geringfügig verarbeitete Nahrungsmittel (Eier, Milch, Gemüse, Fisch und Obst); verarbeitete Küchenzutaten (Salz, Butter und Öl); verarbeitete Nahrungsmittel (Fischkonserven, Erdnussbutter und Käse); und UPFs (Müsli, Joghurt, industriell hergestelltes geschnittenes Brot, Kekse, Wurst, Chips).
Der Zuckerkonsum überstieg in allen Gruppen das empfohlene Maximum
Die Kleinkinder wurden entsprechend ihrer Aufnahme hochverarbeiteter Nahrungsmittel in fünf Gruppen eingeteilt. Das Team fand heraus, dass Kleinkinder in der Gruppe mit dem niedrigsten UPF 28 Prozent ihrer Kalorien aus UPFs aufnahmen, während es in der Gruppe mit dem höchsten UPF 69 Prozent waren.
In allen fünf UPF-Gruppen überstieg der Konsum von freiem Zucker bei den Kleinkindern das von der britischen Regierung empfohlene Maximum von 5 Prozent der täglichen Kalorienaufnahme. In den beiden höchsten UPF-Gruppen lag die Aufnahme von zugesetztem Zucker im Durchschnitt bei über 10 Prozent.
Die Forscher fordern politische Maßnahmen, um den UPF-Anteil bei der Ernährung von Kindern zu verringern. Dazu gehören für sie die Einschränkung der Werbung für ungesunde, an Kinder gerichtete Nahrungsmittel, das Anbringen von Warnhinweisen auf Produkten und die Subventionierung frischer und nur geringfügig verarbeiteter Lebensmittel.
Die Wissenschaftler berichten, dass es eine Reihe kommerzieller Produkte für Kleinkinder gebe, die nicht als UPF eingestuft werden, da sie keine UPF-ähnlichen Inhaltsstoffe enthalten, sondern UPFs in Bezug auf die Textur imitieren, wie Gemüsesticks oder -bällchen oder keksähnliche Snacks. Ein früher Kontakt mit diesen Nahrungsmitteln würde den Verzehr von Gemüse wahrscheinlich nicht fördern, selbst wenn die Nährstoffe in diesen Nahrungsmitteln gesund sind.
„Hochverarbeitete Lebensmittel sind nicht unbedingt schlecht für unsere Gesundheit und die Lebensmittel, die die Kleinkinder in unserer Studie typischerweise essen, gelten als ziemlich gesund", räumte Hauptautorin Dr. Rana Conway vom UCL Institute of Epidemiology & Health Care ein. „Einige Vollkorn-Müslis und aromatisierte Joghurts enthalten jedoch einen hohen Anteil zugesetzten Zucker und Salz. Unsere Studie ergab, dass Kleinkinder, die mehr hochverarbeitete Lebensmittel zu sich nahmen, auch eine höhere Aufnahme dieser Zutaten aufwiesen.“
Vollwertkost schmeckt den Kindern nicht mehr
Das sei besorgniserregend, insbesondere weil Kleinkinder im Allgemeinen mehr zugesetzten Zucker und Salz zu sich nehmen als empfohlen. „Abgesehen von Zucker und Salz ist es bei einer Ernährung mit vielen hochverarbeiteten Lebensmitteln weniger wahrscheinlich, dass sich Kinder an den natürlichen Geschmack von Vollwertkost gewöhnen und sich daher später im Leben weniger gesund ernähren.“
„Essgewohnheiten in den frühen Jahren sind wichtig, da sie helfen, Gewohnheiten zu etablieren, die während der Kindheit und im Erwachsenenalter bestehen bleiben können", betonte die leitende Autorin, Prof. Clare Llewellyn vom UCL Institute of Epidemiology & Health Care. “Dies spiegelt sich in unseren Ergebnissen wider: 21 Monate alte Kinder, die mehr hochverarbeitete Lebensmittel aßen, waren wahrscheinlich auch im Alter von sieben Jahren mehr Konsumenten hochverarbeiteter Lebensmittel.“
Einschränkend stellten die Forscher fest, dass in ihrer Stichprobe Menschen weißer Abstammung und mit einem höheren sozioökonomischen Status im Vergleich zur britischen Bevölkerung überrepräsentiert waren.
Conway, R.E., Heuchan, G.N., Heggie, L. et al. Ultra-processed food intake in toddlerhood and mid-childhood in the UK: cross sectional and longitudinal perspectives. Eur J Nutr (2024). doi.org/10.1007/s00394-024-03496-7