Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde

Burn-out: Darum sind Zahnärzte besonders häufig betroffen

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Praxis
Wie entsteht ein Burn-out-Syndrom? Welche Persönlichkeitsmerkmale machen insbesondere Ärzte und Zahnärzte anfälliger dafür und wie kann Musik helfen?

Bei einem Burn-out liegt laut Prof. Dr. Ulrich T. Egle eine Dysbalance zwischen Verausgabung und Belohnung vor. Äußere Faktoren, wie hohe Arbeitsanforderungen im Job, und Persönlichkeitsfaktoren, wie das Vorliegen einer Bereitschaft, sich zu verausgaben, wirken dabei zusammen. Dabei mangelt es gleichzeitig an „Belohnungen” in Form von Lob, angemessenem Gehalt oder Aufstiegsmöglichkeiten, sagte der Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Spezielle Schmerztherapie aus Freiburg.

Am 9. und 10. Dezember fanden die Online-Tage der DGZMK-Arbeitskreise und -Arbeitsgemeinschaften statt. Prof. Dr. Ulrich T . Egle (Freiburg) ,Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Spezielle Schmerztherapie, berichtete in seinem Vortrag über die Pathogenese und Prophylaxe von Burn-out.Darüber hinaus standen uThemen wie die Evaluation der ersten Z2-Prüfung nach neuer ZApprO, künstliche Intelligenz sowie ethische Aspekte mobiler Radiologie auf der Tagesordnung.

Die Folge sei eine Dysbalance zwischen psychologischen Grundbedürfnissen. Dabei werden die Bedürfnisse nach Bindung und Lustgewinn beziehungsweise Unlustvermeidung zugunsten von Orientierung, Kontrolle und Selbstwerterhöhung vernachlässigt. Ungünstige frühe Umweltbedingungen in der Kindheit können eine Prägung zugunsten dieser Dysbalance fördern.

Eine Dysbalance von Bedürfnissen

Einige Symptome eines Burn-outs überschneiden sich mit denen einer Depression. Deshalb müsse genau zwischen Burn-out und Depression abgegrenzt werden. Während bei einem Burn-out Erschöpfung, Leistungsminderung, zynische Einstellung zur Arbeit im Vordergrund stehen, sind Hauptsymptome einer depressiven Störung anhaltend schlechte Stimmung, hohe Erschöpfbarkeit und Anhedonie.

Persönlichkeitsmerkmale sind ein Risikofaktor

Studienergebnisse und Umfragen belegen, dass Ärzte und Zahnärzte überdurchschnittlich oft von Burn-out betroffen sind. Egle erläuterte, dass bei ihnen häufig bestimmte Persönlichkeitsmerkmale vorliegen, die es ihnen ermöglichen, in ihrem Job erfolgreich zu sein.

Dazu zähle, sich selbst viel abzuverlangen und ein sehr hohes Maß an Verantwortung für ihre Patienten zu verspüren, während es ihnen gleichzeitig schwerfällt, abzuschalten. Eine Extremform dessen sei die Anankastische Persönlichkeitsstörung (ICD 10 - F60.5), die vor allem von Perfektionismus, Kontrolle, ausgeprägter Leistungsorientierung und übertriebener Gewissenhaftigkeit geprägt ist.

Prävention im Praxisalltag

Was können Betroffene tun, um nicht vollkommen auszubrennen? Egle zeigte in seinem Vortrag sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext Möglichkeiten auf, die präventiv wirksam sein können.

Im beruflichen Alltag hilft präventiv: seine kommunikativen Fähigkeiten zu verbessern, sich häufig mit KollegInnen, auszutauschen, eine gute Praxisorganisation, sich Zeiten für die Behandlung von zahnärztlichen Notfällen freizuhalten, wenn nötig ein Aufnahmestopp von neuen PatientInnen, Mithilfe in der Aus-und Weiterbildung, mit dem Berichtewesen ökonomisch unzugehen, eine angemessene Arbeitsdauer und sich in regelmäßigen und nicht zu weiten Zeitabstände ganze Tage freizunehmen.

Sport senkt Cortisolspiegel

Sport und Bewegung sind ebenfalls effektive Maßnahmen zur Burn-out-Prävention. Egle zufolge sollte man aber im aeroben Bereich verbleiben und eine Herzfrequenz von 120 Schlägen pro Minute nicht überschreiten – sich also nicht überanstrengen. Dies senke die Cortisol- und Noradrenalin-Ausschüttung, während gleichzeitig eine Balance zwischen der Ausschüttung von pro-und antiinflammatorischen Zytokinen gefördert werde.                                                                       

Egle empfiehlt auch angenehm empfundene Musik zu hören, weil dies fördere die Dopaminausschüttung, aktiviere über endogene Opiate das „Belohnungssystem” im Frontalhirn den Thalamus und anteriorem Gyrus cinguli, was Wachheit und Aufmerksamkeit und somit auch das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit fördert. 

Auch mihilfe von Psychotherapie könne man Einfluss auf die inneren Faktoren nehmen – während Coaching für die Einflussnahme auf äußere Faktoren hilfreich sein könnte. In der Therapie werde versucht, ein Gleichgewicht der Grundbedürfnisse herzustellen und Fähigkeiten zu fördern, die den Betroffenen helfen, belastende Situationen besser zu meistern. Egle nannte hier die Fähigkeit zu einem Perspektivwechsel, Empathie, Wahrnehmung und Akzeptanz der eigenen Emotionen sowie Humor. Auch das Erlernen von Konfliktbewältigungsstrategien gehöre dazu.

Burn-out-Definition der ICD 11 (QD85)

„Burn-out ist ein Syndrom, das durch chronischen Stress am Arbeitsplatz entsteht, der nicht erfolgreich bewältigt wurde. Es ist durch drei Dimensionen gekennzeichnet:

  1. Gefühle von Energiemangel oder Erschöpfung;

  2. zunehmende mentale Distanz zur eigenen Arbeit oder Gefühle von Negativismus oder Zynismus in Bezug auf die eigene Arbeit; und

  3. ein Gefühl von Ineffizienz und mangelnder Leistung. Burn-out bezieht sich speziell auf Phänomene im beruflichen Kontext und sollte nicht zur Beschreibung von Erfahrungen in anderen Lebensbereichen verwendet werden.”

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