Cannabis-Konsum kann das Parodontitis- Risiko erhöhen
Cannabis kann auf unterschiedliche Art und Weise verwendet werden. Es kann als Marihuana oder vaporisiert geraucht bzw. inhaliert oder anderen Verzehr-Produkten beigemischt werden", erinnerte Dommisch in einer aktuellen Stellungnahme. „Die Legalisierung von Cannabis könnte vor allem einen Anstieg des Marihuana-Rauchens zur Folge haben. In einer Reihe von Studien konnte gezeigt werden, dass der langfristige Cannabis-Konsum negative Konsequenzen für die parodontale Gesundheit bedeutete. Im Besonderen ist der früh, in jungen Lebensjahren, einsetzende Erkrankungsbeginn herauszustellen. […] Der häufige Konsum von Marihuana scheint den Anteil an Neuerkrankungen in jungen Lebensjahren zu steigern und stellt somit ein potenzielles Risiko für junge Menschen dar. Zusätzlich ist zu bemerken, dass der regelmäßige Drogenkonsum ebenfalls mit anderen Ko-Faktoren, die sich auf die allgemeine und parodontale Gesundheit negativ auswirken, wie z.B. Zigarettenrauchen oder regelmäßiger Alkoholkonsum, verbunden ist. Hier können synergistische Effekte zusätzlich systemische und parodontale Konditionen negativ beeinflussen.
Die derzeitige wissenschaftliche Auseinandersetzung bezüglich des Einflusses von Cannabis auf die parodontale Gesundheit zeigte Hinweise auf direkte Zytotoxizität gegenüber integralen und transienten Zellen des Parodonts, selektive anti-bakterielle Wirkung, einen direkten Einfluss auf Resistenzmechanismen z.B. bei Spirochäten sowie dysregulative Prozesse im Rahmen der angeborenen und adaptiven Immunantwort. Diese umfassenden Prozesse sind bislang unvollständig aufgeklärt, könnten jedoch aufgrund des synchronen Charakters der Einflüsse von Cannabis auf die Persistenz von pathogenen Mikroorganismen und die immunologische Modulation für die früh einsetzende kontinuierliche parodontale Destruktion eine Erklärung sein. [1-3] [...]
Mit der im Zuge des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes (FinStG) beschlossenen Budgetierung der parodontalen Leistungen konnte bereits jetzt ein Rückgang an Neuaufnahmen gesetzlich versicherter Patientinnen und Patienten für die Parodontitistherapie nachgewiesen werden. Das aktuelle Niveau der Neuaufnahmen für die Parodontitistherapie liegt unter dem Niveau vor der Einführung der GKV-Behandlungsstrecke. Diese Zahlen belegen, dass konsequente Prävention und Therapie parodontaler Erkrankungen durch den gesetzlichen Rahmen nicht mehr möglich erscheinen, obwohl die GKV-Behandlungsstrecke das Potenzial für eine umfassende, wissenschaftlich fundierte Betreuung der Patientinnen und Patienten in Hinblick auf die Volkskrankheit Parodontitis in Deutschland zeigt."
Dommisch sieht durch dieEinführung des Gesetzes zur Legalisierung von Cannabis die Gefahr eines synergistischen Effekts. Cannabis-Konsum könne, neben Parodontitis, auch andere orale Erkrankungen begünstigen. Dommisch betont, dass die Nicht-Behandlung zahnmedizinischer Erkrankungen per se einen gesundheitsökonomischen Schaden in der Höhe eines zweistelligen Milliardenbetrags zur Folge habe [4].
Literaturliste
1. Scott, D.A., H. Dukka, and D. Saxena, Potential Mechanisms Underlying
Marijuana-Associated Periodontal Tissue Destruction. J Dent Res, 2022. 101(2): p. 133-142.
2. Shariff, J.A., K.P. Ahluwalia, and P.N. Papapanou, Relationship Between Frequent Recreational Cannabis (Marijuana and Hashish) Use and Periodontitis in Adults in the United States: National Health and Nutrition Examination Survey 2011 to 2012. J Periodontol, 2017. 88(3): p. 273-280.
3. Quaranta, A., et al., Illegal drugs and periodontal conditions. Periodontol 2000, 2022. 90(1): p. 62-87.
4. Botelho, J., et al., Economic burden of periodontitis in the United States and Europe: An updated estimation. J Periodontol, 2022. 93(3): p. 373-379.