Departments statt Lehrstühle
Wissenschaftler der Jungen Akademie haben ein Modell entwickelt, bei dem Fakultäten an Universitäten künftig in Department-Strukturen statt in hierarchisch gegliederten Lehrstühlen organisiert werden sollen. Die Nachwuchswissenschaftler an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina schlagen vor:
Die traditionelle Lehrstuhl-Struktur soll durch eine Department-Struktur abgelöst werden
Diese besteht aus jüngeren Wissenschaftlern mit Tenure Track
Vorbild ist ein international anerkanntes Modell, das besonders im nordamerikanischen, angelsächsischen und skandinavischen Raum verbreitet.
Herzstück der Department-Struktur ist eine kooperative Zusammenarbeit unter den Professoren – bei gleichzeitiger Abschaffung eines haushaltsfinanzierten und den Professoren untergeordneten Mittelbaus.
Ressourcen wie wissenschaftliche Mitarbeiter, Personal, Material und Räume werden unter den Professoren im Department geteilt.
Eine immer größere Zahl befristet beschäftigter Wissenschaftler steht einer gleichbleiben geringen Zahl unbefristet tätiger Wissenschaftler gegenüber, heißt es in dem Konzept. Dieses Ungleichgewicht führt zu prekären Beschäftigungsverhältnissen und ausgeprägten Hierarchien in der Wissenschaft. Eine Department-Struktur würde die vorhandenen Grundmittel der Universitäten nutzen, um unbefristete Professuren und gegebenenfalls befristete Professuren mit Tenure Track zu finanzieren.
Tenure Track
Das vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung aufgelegte Tenure-Track-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses soll dazu beitragen, dass die Karrierewege in der akademischen Welt planbarer und transparenter werden. In der ersten Bewilligungsrunde werden 468 Professuren an 34 Universitäten gefördert. Der Bund stellt eine Milliarde Euro bereit, um 1.000 zusätzliche Tenure-Track-Professuren zu fördern. Die Laufzeit des Programms reicht bis zum Jahr 2032. Die Tenure-Track-Professur sieht nach erfolgreicher Bewährungsphase den unmittelbaren Übergang in eine Lebenszeitprofessur vor.
Das Modell bietet jüngeren Wissenschaftlern bereits in einem frühen Stadium ihrer Karriere attraktive Arbeitsbedingungen und erlaubt es etablierten Wissenschaftlern, von einem vielfältigen Kollegium zu profitieren, in dem die zahlreichen Aufgaben auf mehr Schultern verteilt sind, so das Papier. Die Umstellung auf eine Department-Struktur führe auch langfristig zu einer Verringerung der Gesamtanzahl an Wissenschaftlern, da statt prekärer Beschäftigung kostenneutral sozialverträgliche, nachhaltige Stellen in der Wissenschaft geschaffen werden können.
Mit ihrem Konzept sehen sich die jungen Wissenschaftler im Kontext zu aktuellen Bestrebungen in der Wissenschaftspolitik. Die Department-Struktur sei prinzipiell in allen Disziplinen anwendbar. So habe der Wissenschaftsrat die Struktur beispielsweise auch in der Medizin empfohlen („Perspektiven der Universitätsmedizin“, 2016,)
Das Konzept der Jungen Akademie wurde auch auf dem Frühjahrsforum der Deutschen Hochschulmedizin Ende April 2018 thematisiert. Dort plädierte Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich, Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums Heidelberg, für forschungsorientierte Personalstrukturen an den Universitätskliniken und verwies ausdrücklich darauf: „Eine moderne Department-Struktur ermöglicht eine dynamische Wissenschaft, die nach außen international kompetitiv ist und sich nach innen durch Zusammenarbeit auf Augenhöhe auszeichnet.“