US-Studie untersucht Daten aus China

Effektive Blutdruckkontrolle senkt Demenzrisiko

LL
Medizin
Eine intensivierte Blutdruckkontrolle kann das Risiko für Demenz senken, zeigen Ergebnisse einer Studie mit Patienten aus dem ländlichen Raum Chinas.

Dass Patienten mit einer unkontrollierten Hypertonie ein höheres Risiko aufweisen, an Demenz zu erkranken, haben verschiedene Studien bereits feststellen können. Die Wissenschaftler um den Epidemiologen Prof. Dr. Jiang He des Southwestern Medical Centers in Dallas, USA, wollten daher herausfinden, ob eine intensivierte Blutdruckkontrolle umgekehrt das Risiko minimieren kann und werteten dafür Daten einer großen, cluster-randomisierte Studie im ländlichen Raum von China aus. Der Datensatz des China Rural Hypertension Control (CRHC)-Projects umfasste 326 Dörfer mit knapp 34.000 Patientinnen und Patienten ab 40 Jahren mit unkontrolliertem Bluthochdruck.

Die Teilnehmenden wurden durch eine Art kommunale Gesundheitshelfer („Village Doctors“) betreut und nur selten bei einem Arzt in einem urbanen Krankenhaus vorstellig. Sie waren in der Regel bei keinem festen Hausarzt. Für die Studie wurden die teilnehmenden Dörfer mit ihren Bewohnern in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe erhielt weiterhin die dort übliche Betreuung, der anderen Hälfte bekam eine intensivierte Betreuung durch speziell ausgebildete Village Doctors.

Diese erweiterten etwa schrittweise die antihypertensive Medikation entsprechend internationaler Leitlinien und gaben ein Blutdruckmessgerät kostenlos oder günstig an die Patienten ab. Außerdem achteten die Gesundheitshelfer auf die Therapietreue, gaben den Patienten der Interventionsgruppe Anleitung zur Lebensstiländerungen – etwa hinsichtlich der Gewichtsabnahme, Salz- und Alkoholreduktion sowie zur eigenständigen Blutdruckmessung zu Hause. Deren Zielwert war 130 zu 80 mmHg. Verabreicht wurden ACE-Hemmer, Sartanen, Calciumkanalblockern und/oder Thiaziden. Allgemeinmediziner der städtischen Krankenhäuser begutachteten regelmäßig die gemessenen Blutdruckwerte und gaben ihre Rückmeldung an die Village Doctors.

Die Ergebnisse: Über den Beobachtungszeitraum von zwei Jahren erreichte die Interventionsgruppe eine signifikant bessere Blutdruckkontrolle. Im Schnitt sanken die Werte um 22,0 mmHg systolisch und 9,3 mmHg diastolisch im Vergleich zur Kontrollgruppe. 67,7 Prozent der Interventionsgruppe unterschritten sogar die Zielwerte. In der gängig betreuten Gruppe waren es in dem Zeitraum lediglich 15,0 Prozent. Die Patienten der Interventionsgruppe nahmen am Ende im Durchschnitt 3,0 Antihypertensiva ein, während es in der Vergleichsgruppe nur 1,2 Medikamente waren. Die selbst berichtete medikamentöse Adhärenz lag bei 88,0 versus 66,4 Prozent.

Demenzrate sank in der Interventionsgruppe um 15 Prozent

Da die Studie den Einfluss all der Maßnahmen auf die kognitive Funktion überprüfen wollte, wurden alle Teilnehmenden nach zwei Jahren von Neurologen untersucht und befragt. Ergänzend gaben Familienmitglieder und die Village Doctors Auskünfte. Und tatsächlich reduzierte sich das Risiko, eine Demenz jeglicher Art zu entwickeln, im Beobachtungszeitraum in der Interventionsgruppe gegenüber der Vergleichsgruppe um 15 Prozent. Die Rate kognitiver Beeinträchtigungen sank relativ um 16 Prozent. In der Interventionsgruppe traten auch rund 11 Prozent weniger schwere unerwünschte Ereignisse wie Todesfälle und Krankenhauseinweisungen auf.

Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig eine intensivere Blutdruckkontrolle bei Hypertoniepatienten sein kann, um die globale Krankheitslast der Demenz zu verringern, schreiben die Autoren in der Mitteilung zur Studie bei Nature Medicine.

He, J., Zhao, C., Zhong, S. et al. Blood pressure reduction and all-cause dementia in people with uncontrolled hypertension: an open-label, blinded-endpoint, cluster-randomized trial. Nat Med (2025). https://doi.org/10.1038/s41591-025-03616-8

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