Eine Parcours-Prüfung im Zahnmedizinstudium
Ziel sei, die Studierenden umfassend und möglichst praxisnah auf ihr späteres Berufsleben einzustimmen, indem sie bereits an der Uni erste Erfahrungen in der Identifikation von medizinisch vorerkrankten Patienten und der Prävention beziehungsweise dem Management von Notfallsituationen machen können. „Wir wollen so potenzielle Berührungsängste abbauen“, erläutert Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Kramer, Direktor der Klinik für MKG-Chirurgie am UKB.
Im Zentrum stehen die Übungen zum Erlernen der chirurgischen Injektions- und Extraktionstechniken
Mit Unterstützung der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn wurde daher das kompetenzorientierte Prüfungsverfahren OSCE (objective structured clinical examination) extra für die Bonner Zahnmedizin konzipiert und nun erstmals am UKB durchgeführt. Dabei besteht die Prüfung aus sieben unterschiedlichen Situationen, die sich an den Lehrinhalten orientieren. „Der praktische Kompetenzerwerb im Kurs lässt sich mit mündlichen Testaten und schriftlichen Klausuren nur begrenzt und oft nur wenig belastbar überprüfen“, berichtet Dr. Katharina Elanzew, Referentin für Studiengangsmanagement und Studiengangsentwicklung Zahnmedizin im Studiendekanat der Medizinischen Fakultät.
OSCE: eine Prüfungsform für praktische Lerninhalte
Das Zahnmedizinstudium soll laut neuer Approbationsordnung in vielen Bereichen praxisorientierter werden. Die MKG-Klinik in Bonn will mit der neuen Lehrveranstaltung die Studierenden möglichst praxisnah auf die spätere Patientenbehandlung vorbereiten. Während die sogenannten „OSCE“-Prüfungen in der Humanmedizin verbreitet sind, finden sie an für die Bonner Zahnmedizin zum ersten Mal statt.
Inhaltlich wurde das „Praktikum der zahnärztlich-chirurgischen Propädeutik und Notfallmedizin“ mit zahlreichen praktischen Übungen an Phantommodellen und zum strukturierten Anamnesegespräch, aber auch durch Notfallsimulation mit Schauspielpatienten ergänzt. „Im Mittelpunkt stehen besonders die praktischen Übungen zum Erlernen der chirurgischen Injektions- und Extraktionstechniken“, erzählt Kramer. „Viele neue praktische Übungen – beispielsweise am Phantommodell – gewährleisten, dass die Studierenden über ein gefestigtes ‘Handlungswissen’ verfügen, bevor es an die eigentliche Patientenbehandlung geht.“
48 Minuten inklusive Wechselzeiten zwischen den einzelnen Stationen
So werden in dem Prüfungsparcours das strukturierte Führen eines Anamnesegesprächs, die chirurgische Händedesinfektion, die Applikation einer Leitungsanästhesie, die Durchführung einer Zahnextraktion und eine chirurgische Nahtübung geprüft. Highlight sind zwei nachgestellte Notfallszenarien. Insgesamt dauert die OSCE-Prüfung für die Studierenden nach einer kurzen Einweisung jeweils 48 Minuten inklusive Wechselzeiten zwischen den einzelnen Stationen.
„Nachteilig ist der hohe Personal- und Zeitaufwand in der Vor- und Nachbereitung des Prüfungsparcours. Auch müssen wir von einem erheblichen Aufwand in der Qualitätskontrolle und zukünftigen Weiterentwicklung der Prüfungsstationen ausgehen. Allerdings ist das OSCE-Konzept eine vielversprechende Option zur praxisnahen Ausbildung und Prüfung der Studierenden, besonders im Fach Zahnmedizin“, resümiert Kramer.
Bei den Prüflingen fiel das Echo der ersten Bonner OSCE ebenfalls recht positiv aus. Zwar wurden die OSCE-Prüfung von allen als stressig und anspruchsvoll empfunden., dennoch gaben viele Studierende an, dass sie durchaus Spaß an der neuen, praxisnahen Prüfungsform hatten.