Entwicklungen in der Seniorenzahnmedizin im Fokus
Sven Tschoepe wurde für seine Initiative „Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Mundgesundheit in der Pflege“ (LAGP-Bayern) der Deutsche Preis für Seniorenzahnmedizin 2023 in der Sektion Praxis und Projekte übergeben. Tschoepe hat mit seiner Initiative einen Aufschlag für alle anderen Bundesländer gegeben, über die Etablierung einer LAGP nachzudenken und zu handeln. In seinem Vortrag „Die Rolle der Landesarbeitsgemeinschaft Pflege in der Seniorenzahnmedizin – Anforderungen und Herausforderungen“, erläuterte Tschoepe die wichtige Funktion der LAGP und diskutierte die Anforderungen an deren Tätigkeit in der Seniorenzahnmedizin. Dieses wegweisende Modellprojekt könnte als Vorbild für weitere Landeszahnärztekammern dienen.
Die Arbeitsgruppe Dr. Marc Auerbacher, PD Dr. Dalia Kaisarly und Zahnärztin Lydia Gebetsberger erhielt für ihren wissenschaftlichen Beitrag „Oral health in patients with neurodegenerative and cerebrovascular disease: a retrospective study“ den Deutschen Preis für Seniorenzahnmedizin 2023 in der Sektion Wissenschaft.
Wichtig sind fachlicher Austausch und Fortbildung
DGAZ-Präsidentin Prof. Dr. Ina Nitschke betonte die Bedeutung der Seniorenzahnmedizin und das Engagement der DGAZ-Mitglieder in diesem Bereich und unterstrich die Herausforderungen, denen Zahnärztinnen und Zahnärzte bei der Versorgung älterer Menschen gegenüberstehen. Fachlicher Austausch und kontinuierlicher Fortbildung seien wichtig, um eine bestmögliche Betreuung sicherzustellen.
Die neue PAR-Richtlinie – die bei vielen Fachkolleginnen und -kollegen Fragen zur Umsetzung aufwirft stand außerdem im Mittelpunkt. In seinem Vortrag „PAR-Richtlinie neu – Eine kritische Analyse der verkürzten Versorgungsstrecke für pflegebedürftige Patienten“ erläuterte Prof. Dr. Dr. Dr. Matthias Folwaczny die Bedeutung der Richtlinie und diskutierte die Herausforderungen und Chancen, die sie für die Versorgung von Patienten mit Pflegebedarf mit sich bringt.
Behandlungsbedarf in der Seniorenzahnmedizin steigt
Die potenziellen Auswirkungen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes auf die Seniorenzahnmedizin beleuchtete Martin Hendges, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), in seinem Vortrag „Seniorenzahnmedizin und GKV – Auswirkungen des Gesetzes auf die zahnmedizinische Versorgung älterer Menschen“. Er reflektierte die Implikationen des Gesetzes und erörterte mögliche Lösungsansätze. Obwohl die Seniorenzahnmedizin bereits Erfolge verzeichnet, da die Abdeckung durch Kooperationsverträge kontinuierlich zunimmt, ist der Behandlungsbedarf zukünftig weiterhin stark steigend, so Hendges.
Prof. Dr. Yvonne Jockel-Schneider referierte darüber, welche Rolle einer zielgerichteten Ernährung zur Unterstützung einer gesunden Mundflora in der Pflege zukommt und präsentierte aktuelle Forschungsergebnisse, die zeigen, wie durch eine nitratreiche Ernährung das Mikrobiom erfolgreich moduliert werden kann. Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussionen war die Prävention in der Seniorenzahnmedizin, welche Prof. Dr. Cornelia Frese in ihrem Vortrag mit dem Titel „Prävention auf Vorrat – Eine kritische Betrachtung der Möglichkeiten und Grenzen präventiver Maßnahmen in der Alterszahnmedizin“ erörterte sowie die neuesten Erkenntnisse und Limitationen präventiver Maßnahmen in diesem Bereich vorstellte.
Die Ergebnisse einer DGAZ-Mitgliederbefragung zum Thema „Mobile Zahnmedizin“ stellte Dr. Julia Jockusch vor. Sie beleuchtete dabei sowohl die verschiedenen Praxiskonzepte im Bereich der aufsuchenden Betreuung als auch die Verbreitung von Kooperationsverträgen innerhalb der Mitglieder der DGAZ. Des Weiteren zeigte sie auf, dass rund die Hälfte aller Befragten eine mobile Behandlungseinheit besitzt beziehungsweise Zugang dazu hat, um nahezu das gesamte Spektrum der Zahnmedizin im Rahmen der aufsuchenden Betreuung anbieten zu können.
Der Deutsche Preis für Seniorenzahnmedizin wird von der Stiftung Wissensforum Allgemeine Zahnmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Alterszahnmedizin gestiftet. Dieser Preis ist auch für das Jahr 2024 ausgeschrieben. Bewerbung werden bis zum 19. April 2024 angenommen.