DAK-Untersuchung zu Sozialbeträgen zeigt:

„Es droht ein Beitrags-Tsunami“

pr
Politik
Die Sozialbeiträge in Deutschland explodieren: Laut einer Untersuchung der DAK-Gesundheit droht der GKV bis 2035 ein Beitragssprung von 16,3 auf 19,3 Prozent. Die Krankenkasse warnt vor einem Beitrags-Tsunami.

Bis zum Jahr 2035 könnte der Gesamtbeitrag der Sozialversicherung um 7,5 Beitragspunkte auf 48,6 Prozent ansteigen. Das ergab eine Projektion des Berliner IGES Instituts im Auftrag der DAK-Gesundheit. Allein in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) mit 73 Millionen Versicherten drohe demnach in den nächsten zehn Jahren ein Beitragssprung von 16,3 auf 19,3 Prozent.

Die Wissenschaftler haben erstmals eine Gesamtprognose für alle Zweige der Sozialversicherung (Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung) mit der zu erwartenden Beitragsentwicklung bis 2035 errechnet. Grundlage sind dem Bericht zufolge aktuell verfügbare Daten der zuständigen Bundesministerien und der beteiligten Sozialversicherungsträger.

Schon 2025 eine Steigerung um 0,6 Prozentpunkte

Aus den Analysen geht hervor, dass die Kassenbeiträge schon 2025 voraussichtlich um 0,6 Prozentpunkte auf 16,9 Prozent ansteigen werden. „Mit einer Steigerung um einen vollen Beitragspunkt innerhalb von vier Jahren ist das der historisch höchste Beitragsanstieg in der GKV in einer Wahlperiode“, sagte der DAK-Chef Andreas Storm gestern vor der Presse.

2030 würden 18,1 Prozent erreicht und 2035 dann 19,3 Prozent, was einen Gesamtanstieg um 3,0 Beitragssatzpunkte bedeuten würde.

Zur Lösung schlägt Storm einen zweistufigen GKV-Stabilitätspakt vor. So müssten den Kassen die ihnen zustehenden Ausgaben für die Versicherung von Bürgergeldempfängern in Höhe von aktuell 9,2 Milliarden Euro jährlich vom Bund erstattet werden. Außerdem müsse der Bundeszuschuss für die GKV dynamisiert und jährlich angepasst werden. „Beide Forderungen stehen im Koalitionsvertrag der Ampel, wurden aber nicht umgesetzt“, monierte Storm.

Rentenbeiträge liegen demnach 2035 bei 22,3 Prozent

Storm ist auch dafür, die Ausgabendynamik der GKV zu begrenzen. Die GKV-Ausgaben sollten sich künftig an der durchschnittlichen Entwicklung der beitragspflichtigen Einnahmen orientieren. Durch eine solche „dynamische Ausgabendeckelung“ könne der Beitragsanstieg bis 2035 um gut zwei Beitragspunkte reduziert werden. „Die IGES-Projektion zeigt, dass die Sozialabgaben in Deutschland entgegen bisherigen politischen Vorgaben realistisch nicht auf 40 Prozent gedeckelt werden können. Wir müssen vielmehr verhindern, dass die Gesamtbelastung in den nächsten zehn Jahren in Richtung 50 Prozent klettert und so Versicherte und Arbeitgeber überfordert.“

Laut der Untersuchung wird der Beitragssatz in der Sozialen Pflegeversicherung 2025 auf 3,6 Prozent steigen und damit um 0,2 Prozentpunkte über dem regulären Beitragssatz in diesem Jahr liegen. Bis zum Jahr 2030 ist nach Berechnungen im Basisszenario mit einem weiteren Anstieg um 0,5 Prozentpunkte auf 4,1 Prozent zu rechnen. In der Arbeitslosenversicherung (ALV) geht der Projektion zufolge der Beitragssatz zunächst von aktuell 2,6 Prozent bis 2027 auf 2,5 Prozent zurück. Bis 2035 ist dann demnach mit einem Anstieg auf 3,0 Prozent zu rechnen. In der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) ist gemäß mittelfristiger Finanzplanung und dem geplanten „Rentenpaket II“ mit einem Beitragsanstieg von derzeit 18,6 Prozent auf 20,6 Prozent im Jahr 2030 zu rechnen. Bis 2035 wird ein weiterer Anstieg der Rentenbeiträge auf 22,3 Prozent erwartet.

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