Lagebericht des Bundeskriminalamts

Fast jeden Tag ein Femizid in Deutschland

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Gesellschaft
Hass und Gewalt gegen Frauen nehmen in Deutschland weiter zu, zeigt der erste Lagebericht „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten 2023“ des Bundeskriminalamts (BKA).

In allen Bereichen der geschlechtsspezifisch gegen Frauen begangenen Straftaten gebe es einen Anstieg, sagte BKA-Vizepräsident Michael Kretschmer gestern anlässlich der Veröffentlichung des Berichts in Berlin. Die Analyse trägt zum ersten Mal Zahlen aus unterschiedlichen Datenquellen zusammen.

180.715 erfasste Fälle häuslicher Gewalt

Im Jahr 2023 verzeichnet das BKA im Bereich häusliche Gewalt einen Anstieg um 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Insgesamt erfasste die Polizei 180.715 weibliche Opfer. Wie in allen Deliktfeldern sei hier von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.

Bei Sexualstraftaten wurden 52.330 weibliche Opfer registriert, was eine Zunahme um 6,2 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022 darstellt. Von digitaler Gewalt waren 17.193 Frauen betroffen, ein Viertel mehr als im Vorjahr.

Besonders hoch – um 56,3 Prozent – fällt der Anstieg der Straftaten gegen Frauen im Bereich der politisch motivierten Kriminalität aus. Hier nahm die Polizei im vergangenen Jahr 322 Straftaten auf.

Im Jahr 2023 gab es 360 Femizide

Nach Angaben des BKA ereignete sich 2023 beinahe jeden Tag ein Femizid in Deutschland. Insgesamt seien 938 Frauen und Mädchen Opfer „versuchter oder vollendeter Tötungsdelikte“ geworden, 360 Mädchen und Frauen starben. Der Anteil an weiblichen Opfern, die im Zusammenhang mit partnerschaftlichen Beziehungen Opfer von Tötungsdelikten wurden, lag laut Lagebericht bei 80,6 Prozent.

In der Fallgruppe „Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung“ wurden 591 weibliche Opfer registriert – 6,9 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Das sagt das BKA zu den Ursachen

Die steigende Gewaltkriminalität gegen Frauen hat nach Ansicht des BKA vielfältige Gründe. „Die zunehmende Emanzipation von Frauen kann für Männer aufgrund der nach wie vor in unserer Gesellschaft verankerten patriarchalen Strukturen als Bedrohung ihrer männlichen Position bei traditionellen Rollenbildern aufgefasst werden. Die Ablehnung dessen kann letztlich auch in Gewalt münden“, heißt es im Lagebericht. Als weiteren Grund nannte das BKA die gestiegene Anzeigebereitschaft der betroffenen Frauen.

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