Hochverarbeitete Lebensmittel mit 32 Gesundheitsproblemen assoziiert
Das Umbrella-Review bestand aus 45 verschiedenen gepoolten Metaanalysen mit 14 Übersichtsartikeln, die hochverarbeitete Lebensmittel mit gesundheitsschädlichen Folgen in Verbindung bringen. Die Übersichtsartikel wurden alle in den letzten drei Jahren veröffentlicht, keiner wurde von Unternehmen finanziert, die sich mit der Herstellung hochverarbeiteter Lebensmittel befassen.
Untersucht wurden die Gesundheitsrisiken von hochverarbeiteten Lebensmitteln (Ultra-processed foods, UPFs) wie zuckerhaltigem Getreide, Fertiggerichten und kohlensäurehaltigen Getränken. Die Forschenden werteten schließlich Daten von 9,9 Millionen Teilnehmenden aus. An der Überprüfung waren Experten einer Reihe führender Institutionen beteiligt, darunter die Universität Sydney, die Sorbonne University in Frankreich und die Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health.
Was sind hochverarbeitete Lebensmittel?
Hochverarbeitete Lebensmittel, darunter verpackte Backwaren und Snacks, kohlensäurehaltige Getränke, zuckerhaltige Cerealien sowie verzehrfertige oder erhitzte Produkte, durchlaufen mehrere industrielle Prozesse und enthalten oft Farbstoffe, Emulgatoren, Aromen und andere Zusatzstoffe. Diese Produkte enthalten tendenziell auch viel zugesetzten Zucker, Fett und/oder Salz, sind aber arm an Vitaminen und Ballaststoffen.
Sie können in einigen Ländern mit hohem Einkommen bis zu 58 Prozent der gesamten täglichen Energieaufnahme ausmachen und haben in vielen Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen in den letzten Jahrzehnten rapide zugenommen. Auch in Deutschland, Großbritannien, Kanada und den USA tragen sie etwa die Hälfte zur gesamten Energiezufuhr bei.
Um die Glaubwürdigkeit der Evidenz zu bewerten wurden vordefinierte Kriterien für die Klassifizierung der Evidenz angewendet, die als überzeugend („Klasse I“), stark suggestiv („Klasse II“), suggestiv („Klasse III“), schwach („Klasse IV“) oder ohne Evidenz („Klasse V“) eingestuft wurden.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass eine höhere Exposition gegenüber hochverarbeiteten Lebensmitteln durchweg mit einem erhöhten Risiko für 32 gesundheitsschädliche Folgen verbunden war. So ist eine höhere Aufnahme hochverarbeiteter Lebensmittel mit einem um etwa 50 Prozent erhöhten Risiko für Todesfälle im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einem um 48 bis 53 Prozent höheren Risiko für Angstzustände und häufige psychische Störungen sowie einem um 12 Prozent höheren Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden.
Sehr aussagekräftige Belege deuten auch darauf hin, dass eine höhere Aufnahme hochverarbeiteter Lebensmittel mit einem um 21 Prozent höheren Risiko für Todesfälle jeglicher Ursache, einem um 40 bis 66 Prozent erhöhten Risiko für Todesfälle im Zusammenhang mit Herzerkrankungen, Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Schlafproblemen verbunden war sowie um ein 22 Prozent erhöhtes Risiko für Depressionen.
Die Belege für den Zusammenhang zwischen dem Konsum von UPF und Asthma, der Magen-Darm-Gesundheit, einigen Krebsarten und kardiometabolischen Risikofaktoren wie hohen Blutfetten und niedrigen Werten von „gutem“ Cholesterin sind nach wie vor begrenzt.
Was kann man also tun, um ihre weltweit steigende Produktion und ihren Verbrauch zu kontrollieren und zu reduzieren? Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass eine Neuformulierung den Schaden nicht beseitigt und die Rentabilität die Hersteller davon abhält, auf die Herstellung nährstoffreicher Lebensmittel umzusteigen. Daher sind öffentliche Richtlinien und Maßnahmen für hochverarbeitete Lebensmittel von wesentlicher Bedeutung.
Dazu gehören Etiketten auf der Vorderseite der Verpackung, Werbeeinschränkungen und Verkaufsverbote in oder in der Nähe von Schulen und Krankenhäusern sowie steuerliche und andere Maßnahmen, die unverarbeitete oder minimal verarbeitete Lebensmittel und frisch zubereitete Mahlzeiten genauso zugänglich und verfügbar machen wie hochverarbeitete und billigere Lebensmittel Lebensmittel.
Es sei daher an der Zeit, dass die Vereinten Nationen zusammen mit den Mitgliedsstaaten ein Rahmenübereinkommen über hochverarbeitete Lebensmittel ähnlich dem Rahmen über Tabak entwickeln und umsetzen.
Lane M M, Gamage E, Du S, Ashtree D N, McGuinness A J, Gauci S et al. „Ultra-processed food exposure and adverse health outcomes: umbrella review of epidemiological meta-analyses“ BMJ 2024; 384 :e077310 doi:10.1136/bmj-2023-077310