Umfrage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

In Gesundheitsberufen arbeitet fast jeder Zweite ohne Pause

mg
Praxis
Eine Arbeitszeitbefragung zeigt, dass bei 31 Prozent der abhängig Beschäftigten die gesetzlich vorgeschriebenen Pausen häufig ausfallen. In den Gesundheitsberufen sind es sogar 49 Prozent. Das hat Folgen.

Der Bericht der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat eine Arbeitszeitbefragung von 2021 neu ausgewertet und damit die aktuelle Situation zur Einhaltung der Vorschriften für Ruhepausen laut Arbeitszeitgesetz beschrieben. Außerdem nennt der Bericht Einflussfaktoren, die den häufigen Ausfall von Pausen begünstigen sowie relevante Folgen.

Die Analysen beruhen auf repräsentativen Daten von 17.356 abhängig Beschäftigten zwischen 18 und 65 Jahren, die eine bezahlte Erwerbstätigkeit von mindestens zehn Stunden pro Woche ausüben. Pausenausfälle wurden mit der Frage erfasst: „Kommt es bei Ihnen häufig vor, dass an Arbeitstagen mit mehr als sechs Stunden Arbeitspausen ausfallen? Gemeint sind Pausen über 15 Minuten.“

Ergebnisse: Insgesamt antworteten fast ein Drittel der abhängig Beschäftigten (31 Prozent), dass bei ihnen Arbeitspausen häufig ausfallen. Im Vergleich zu vorherigen Wellen der BAuA-Arbeitszeitbefragung aus 2015, 2017 und 2019 (jeweils 28 Prozent) ist dieser Wert damit leicht gestiegen. Die Auswertung zeigt auch:

  • Frauen erleben den Ausfall von Arbeitspausen etwas häufiger als Männer (32 versus 30 Prozent)

  • Der Geschlechtsunterschied fällt bei der ausschließlichen Betrachtung von Vollzeitkräften klarer aus: Frauen 37 Prozent versus Männer 31 Prozent.

  • Bei Beschäftigten mit hohem Bildungsniveau fallen Arbeitspausen öfter aus (35 Prozent) als bei Beschäftigten mit niedrigem oder mittlerem Bildungsniveau (jeweils 28 Prozent)

Gesundheitsberufe sind der traurige Spitzenreiter

Die Auswertung nach Branchen zeigt: Trauriger Spitzenreiter bei Pausenausfällen sind medizinische und nicht-medizinische Gesundheitsberufe (49 Prozent). Hier liegt der Wert noch einmal deutlich höher als bei den auf den Plätzen zwei und drei liegenden sozialen und kulturellen Dienstleistungsberufen (38 Prozent) und Sicherheitsberufen (36 Prozent).

Vollzeitbeschäftigte mit einer tatsächlichen Wochenarbeitszeit von mindestens 35 Stunden erleben häufigen Pausenausfall öfter (33 Prozent) als Beschäftigte in Teilzeit (24 Prozent). Außerdem fallen Arbeitspausen mit zunehmender Anzahl an Überstunden viel häufiger aus: Während etwas mehr als ein Fünftel der Beschäftigten mit bis zu zweiwöchentlichen Überstunden häufige Pausenausfälle erlebt (22 Prozent), sind es bei den Beschäftigten mit mehr als zehn Überstunden pro Woche mehr als die Hälfte (57 Prozent).

Häufige Pausenausfälle haben gesundheitliche Folgen

Beschäftigte mit häufigem Pausenausfall fühlen sich vor der Arbeit seltener vollkommen ausgeruht (44 Prozent) als Beschäftigte, die keine häufigen Pausenausfälle erleben (54 Prozent). Sie bewerten zudem ihren allgemeinen Gesundheitszustand seltener als „(sehr) gut“ (64 Prozent) als Beschäftigte ohne häufigen Pausenausfall (72 Prozent). Außerdem hängen Pausenausfälle mit einer schlechteren Gesundheit zusammen: So berichten Betroffene öfter von Schlafstörungen und körperlicher Erschöpfung.

Beschäftigte mit häufigen Pausenausfällen sind darüber hinaus extrem seltener „(sehr) zufrieden“ mit der Passung ihres Arbeits- und Privatlebens sind (68 Prozent) als Beschäftigte ohne häufigen Pausenausfall (86 Prozent). „Beschäftigte, bei denen der Ausfall von Arbeitspausen häufig vorkommt, denken zudem öfter darüber nach, ihren Arbeitgeber zu wechseln (29 Prozent), als Beschäftigte ohne häufigen Ausfall von Pausen (20 Prozent)“, heißt es.

Fazit der Autoren: Arbeitgeber sollten gegensteuern

Fazit der Autoren: In Übereinstimmung mit verschiedenen wissenschaftlichen Studien bestätigten die Ergebnisse, dass Ruhepausen eine große Rolle für eine sichere und gesunde Arbeitsgestaltung spielen und wichtig für die Bindung von Beschäftigten an ihre Firma sind. „Organisationen sollten deshalb aus arbeitsschutzrechtlichen sowie personalstrategischen Gründen Maßnahmen umsetzen, um den Ausfall von Ruhepausen unter den Beschäftigten im Blick zu halten und gezielt vorzubeugen“, schließen die Autoren.

L. Vieten, J. Wendsche, Ausfall von Ruhepausen in Deutschland –Verbreitung und Auswirkungen auf dieErholung, Gesundheit und Zufriedenheitvon Beschäftigten, baua: Bericht kompakt 1. Auflage.  Dortmund:  Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2024.  Seiten: 4, Projektnummer: F 2551, PDF-Datei, DOI: 10.21934/baua:berichtkompakt20240416

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