Neue Fallkontrollstudie

Junge Parodontitispatienten haben doppelt so hohes Schlaganfallrisiko

ck
Zahnmedizin
Forscher vom King's College London und der Universität Helsinki haben bei jungen Patienten einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und kryptogenem ischämischem Schlaganfall festgestellt.

Für die Arbeit untersuchten die Forschenden entzündliche Veränderungen im Zusammenhang mit Parodontitis bei jungen Schlaganfallpatienten im Alter zwischen 18 und 49 Jahren. Durchschnittlich betrug ihr Alter 42 Jahre. Insgesamt wurden 146 Fall-Kontroll-Paare in die Studie aufgenommen, bestehend aus Patienten mit kryptogenem Schlaganfall (CIS) und Kontrollpersonen.

Dabei wurden die Probanden einer gründlichen klinischen und radiologischen Munduntersuchung unterzogen. Parodontitis wurde bei 27,5 Prozent der CIS-Patienten und 20,1 Prozent der Kontrollpersonen diagnostiziert. Die CIS-Patienten wiesen das schwerste Stadium der Parodontitis auf (Stadium IV), während die Kontrollpersonen nicht über Stadium III hinauskamen.

Im Ergebnis war CIS mit einer hohen parodontalen Entzündungslast und schwerer Parodontitis verbunden. Der Grad des Schlaganfalls nahm mit der Schwere der Parodontitis zu. Über 90 Prozent der invasiven zahnärztlichen Behandlungen, die bis zu drei Monate vor dem Schlaganfall erfolgten, waren mit CIS assoziiert. Bei diesen Patienten kam es häufiger zu Extraktionen, endodontischen Behandlungen, Zahnfüllungen und chronischen Zahninfektionen als bei den Kontrollpatienten. Der Zusammenhang zwischen CIS und invasiven zahnärztlichen Behandlungen war besonders stark bei Patienten mit Persistierendem Foramen Ovale (PFO). Die Rolle der Bakteriämie als Vermittler dieses Risikos konnte jedoch nicht bestätigt werden.

Hintergrund

Ein ischämischer Schlaganfall wird gewöhnlich durch eine Blockade einer Arterie ausgelöst, die das Gehirn mit Blut versorgt, meist ein Ast der inneren Halsschlagadern. Ein kryptogener Schlaganfall ist ein Schlaganfall ohne identifizierbare Ursache und macht etwa 25 bis 40 Prozent aller ischämischen Schlaganfälle aus.

Dabei könnte ein PFO den Forschenden zufolge die Bildung von Blutgerinnseln fördern, die zu Schlaganfällen führen, ähnlich wie Bakterien, die aus dem Mund in den Blutkreislauf gelangen. Ein PFO tritt häufig auf und muss normalerweise nicht behandelt werden. Allerdings wurde in anderen Studien auch ein Zusammenhang mit Hirninfarkten beobachtet, und es wurden deshalb Verschlussverfahren durchgeführt, um weitere Infarkte zu verhindern.

„Frühere Studien haben ergeben, dass Parodontitis das Risiko eines ischämischen Schlaganfalls erhöht, es gab jedoch keine genauen Informationen über die Bedeutung oraler Entzündungen bei jungen Schlaganfallpatienten ohne typische Ursachen“, berichtet Susanna Paju von der Universität Helsinki , die die Studie zusammen mit Dr. Svetislav Zaric, King's College, leitete. „Bei leichten Entzündungen, aber auch kurzfristig bei zahnärztlichen Eingriffen und insbesondere bei bereits bestehenden Entzündungen im Mundbereich gelangen Mundbakterien in die Blutbahn“, führt Paju aus. „Normalerweise eliminiert der Körper diese Bakterien aus dem Blutkreislauf."

Mundbakterien können die Blutgerinnung erhöhen

„Es entsteht ein Teufelskreis, in dem sich Bakterien von Gewebe ernähren, das durch Entzündungen zerstört wurde. Ihre Vermehrung beschleunigt wiederum die Entzündung“, ergänzt Prof. Pirkko Pussinen von der University of Eastern Finland. Deshalb sei es wichtig, rechtzeitig auf Symptome einer Parodontitis zu reagieren.

„Schlaganfälle sind weltweit nach wie vor die zweithäufigste Todesursache. Bemerkenswerterweise haben die Inzidenz und Prävalenz ischämischer Schlaganfälle in den letzten Jahrzehnten bei der jüngeren Bevölkerung zugenommen", erläutert Zaric. „Die Ergebnisse zeigen jedoch auch einen Zusammenhang zwischen invasiven zahnärztlichen Eingriffen, die möglicherweise durch Bakteriämien in direktem kausalen Zusammenhang mit CIS stehen.“

Schwere Zahnfleischerkrankungen sind somit ein Risikofaktor für Schlaganfälle im frühen Kindesalter bei Patienten mit nicht identifizierbaren anderen Risikofaktoren. Um die positiven Auswirkungen der Mundgesundheit auf die CIS-Inzidenz abzuschätzen, seien jedoch weitere Studien erforderlich", schlussfolgern die Autorinnen und Autoren.

Die Studie wurde gemeinsam von der Universität Helsinki, der Universität Turku und der University of Eastern Finland sowie dem Universitätskrankenhaus HUS Helsinki, dem Universitätskrankenhaus Turku und dem King's College London durchgeführt.

Leskelä J, Putaala J, Martinez-Majander N, Tulkki L, Manzoor M, Zaric S, Ylikotila P, Lautamäki R, Saraste A, Suihko S, Könönen E, Sinisalo J, Pussinen PJ, Paju S. Periodontitis, Dental Procedures, and Young-Onset Cryptogenic Stroke. J Dent Res. 2024 May;103(5):494-501. doi: 10.1177/00220345241232406. Epub 2024 Apr 16. PMID: 38623924; PMCID: PMC11047014.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.