Council of European Dentists

KI: Haftungsfragen müssen für Zahnärzte geklärt werden

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Praxis
Künstliche Intelligenz (KI) wird künftig auch eine bedeutende Rolle in der Zahnmedizin spielen. Damit Zahnärzte die Technologie sicher anwenden können, braucht es entsprechende Gesetze, fordert die Spitzenorganisation der europäischen Zahnärzte.

Der Council of European Dentists (CED) hat sich auf seiner Generalversammlung am 20. November 2020 mit dem Thema „Künstliche Intelligenz in der Zahnmedizin“ beschäftigt. Anlass sind die Initiativen des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission, das wirtschaftliche Potenzial von Big Data mit KI-Anwendungen auszuschöpfen.

KI  kann das Gesundheitswesen verändern

So sind im kommenden EU-Haushalt milliardenschwere Förderprogramme enthalten, die zu jährlichen, öffentlich und privat finanzierten Investitionen von 20 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren führen sollen. Das mache die KI zu einer der „strategisch bedeutendsten Technologien“, die das Gesundheitswesen verändern könnten, stellte der CED fest.

Durch die Fähigkeit, große Datenmengen in kurzer Zeit zu verarbeiten, könne KI helfen, Diagnosen zu beschleunigen und Therapieoptionen zu entwickeln. Der CED begrüßt daher die technischen Entwicklungen, betont jedoch, dass KI den Zahnarzt nicht ersetzen, sondern ausschließlich eine den Behandler unterstützende Rolle spielen kann.

Haftungsfragen müssen geklärt werden

Trotz der schnell voranschreitenden technischen Entwicklung gibt es nach Auffassung des CED jedoch aktuell keinen ausreichenden regulatorischen Rahmen für die Entwicklung und Anwendung von KI-Produkten. „Die bestehende EU-Gesetzgebung ist nicht aktuell und muss entsprechend angepasst werden“, fordern die Delegierten der 33 europäischen Zahnärzteverbände.

Um eine sichere Anwendung und Nutzung von KI durch Zahnärzte zu ermöglichen, müsse insbesondere „ein robuster Rechtsrahmen entwickelt werden“, in dem die Haftungsfragen rund um Fehler und Fehldiagnosen, die durch KI verursacht werden, geklärt werden. Das sei auch wichtig, um im Berufsstand das Vertrauen in KI-Systeme zu stärken: Es „muss Klarheit darüber bestehen, wer für Fehler von KI und Fehldiagnosen haftet. Die Grenzen der zahnärztlichen Haftung beim Einsatz von KI müssen klar definiert werden“, verlangt der CED.

Die Algorithmen müssen transparent sein

Eine wichtige Rolle beim Einsatz von KI-Produkten spiele auch die Transparenz der in diesen Produkten verwendeten mathematischen Algorithmen zum „maschinellen Lernen“. Es müsse dem Zahnarzt möglich sein, „zu verstehen, wie Algorithmen Entscheidungen treffen und wie man gegebenenfalls eingreifen kann". Der CED schlägt in diesem Zusammenhang vor, Standards zu schaffen, die eine Beurteilung der Zuverlässigkeit von KI-Entscheidung ermöglichen.

Nur ein unterstützendes Instrument

Transparente Algorithmen und Standards zur Bewertung von KI-Entscheidungen seien auch für die Aufklärung des Patienten wichtig. Nur wenn Zahnärzte das KI-Produkt in seinen Parametern für die Entscheidungsfindung verstehen, könne auch eine adäquate Aufklärung des Patienten erfolgen.

Da diese Informationen für aktuelle KI-Software in der Regel nicht zur Verfügung gestellt werden und Zahnärzte im allgemeinen nicht über die entsprechenden technischen Kenntnisse verfügen, sollte nach Ansicht des CED „die Rolle von KI auf ein unterstützendes Instrument beschränkt werden, das die Autonomie des Zahnarztes in seinen endgültigen Entscheidungen nicht berührt". Weiterhin betonen die Delegierten, dass der Patient bei der Anwendung von KI grundsätzlich in die Erhebung und Verarbeitung der erhobenen medizinischen Daten einwilligen muss.

Zahnärzte müssen an den Prozessen beteiligt werden

Abschließend fordert der CED „die frühzeitige Einbeziehung der Zahnärzte in die Diskussion über den Prozess der Gestaltung und Entwicklung von KI im Gesundheitswesen sowie die fachliche Beaufsichtigung der klinischen Validierung von KI. Zahnärzte sollten in den einschlägigen Beratungsgremien auf EU- und nationaler Ebene vertreten sein".

Dies würde die frühzeitige Identifikation der dringendsten Herausforderungen ermöglichen, einen nutzerzentrierten Ansatz gewährleisten und eine Anpassung an die Bedürfnisse von Patienten und Zahnärzten sicherstellen, anstatt eine zusätzliche Belastung zu schaffen oder die Kosten für die Zahnarztpraxen zu erhöhen.

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