Studie aus dem Vereinigten Königreich

Ländervergleich: Hohe Kosten für Karies in Deutschland

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Zahnmedizin
Studienergebnisse zeigen die wirtschaftliche Belastung durch Karies in verschiedenen Ländern. Mit 22.910 Dollar Pro-Kopf-Kosten ist das Vereinte Königreich Spitzenreiter, dicht gefolgt von Deutschland.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen von Karies sind in vielen Ländern in den am stärksten benachteiligten Bevölkerungsgruppen unverhältnismäßig hoch. Studienergebnisse zeigen, dass die geschätzten Pro-Kopf-Kosten in Großbritannien mit etwa 22 910 Dollar am höchsten sind, dicht gefolgt von Deutschland mit rund 21.359 Dollar. Durch gezielte Präventionsmaßnahmen könnten diese drastisch gesenkt werden.

Die von der European Federation of Periodontology (EFP) in Auftrag gegebene Studie untersuchte die Ungleichheiten im Bereich der Mundgesundheit, indem sie die wirtschaftliche Belastung durch Karies nach dem Grad der Benachteiligung in sechs Ländern berechnete. Ein internationales Forschungsteam, dem auch Professor Moritz Kebschull und Professor Iain Chapple von der School of Dentistry der Universität Birmingham angehören, entwickelte ein Simulationsmodell, um die Gesundheitskosten im Zusammenhang mit der Behandlung von Zahnkaries vom Jugendalter bis zum mittleren Alter im Vereinigten Königreich, in Brasilien, Frankreich, Deutschland, Indonesien und Italien zu untersuchen.

Das Modell basierte auf nationalen Daten über kariöse, fehlende und gefüllte Zähne, der relativen Wahrscheinlichkeit einer Intervention (zum Beispiel ein restauratives Verfahren, Zahnextraktion und Zahnersatz) und klinisch orientierten Annahmen für verschiedene sozioökonomische Gruppen. Die Ergebnisse zeigen, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen von Zahnkaries in den am stärksten benachteiligten Gruppen besonders im Vereinten Königreich, Italien, Frankreich und Brasilien unverhältnismäßig hoch sind. Insgesamt hat das Vereinigte Königreich mit rund 18 000 Pfund (22 910 Dollar) die höchsten Pro-Kopf-Kosten im Ländervergleich. Deutschland liegt mit 21.359 Dollar Pro-Kopf-Kosten an zweiter Stelle.

Höchste Kosten für am wenigsten benachteiligte Gruppe in Deutschland

„In Deutschland und Indonesien hatte die am wenigsten benachteiligte Gruppe die höchsten Pro-Kopf-Kosten, gefolgt von der am meisten benachteiligten Gruppe.“ [Dunleavy et al., 2024]. Die Autoren mutmaßen, dass hohe Behandlungskosten in der am wenigsten benachteiligten Gruppe, zum Beispiel durch Implantat-Behandlungen oder hochpreisigen Zahnersatz, dafür verantwortlich sein könnten. In der am meisten benachteiligten Gruppen werde meist die kostengünstigste Behandlung wie beispielsweise eine Extraktion ohne Zahnersatz gewählt, was die niedrigeren Gesamtkosten erklären könnte.

 „Unsere Studie unterstreicht den dringenden Bedarf an frühzeitigen und nachhaltigen Präventionsmaßnahmen, um die wirtschaftlichen und gesundheitlichen Ungleichheiten im Zusammenhang mit Zahnkaries zu beseitigen. Wenn wir uns auf die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen konzentrieren, können wir erhebliche Kosteneinsparungen erzielen und die Mundgesundheit insgesamt verbessern.“ kommentierte Professor Iain Chapple (Birmingham).

Die Studie analysierte dann die potenzielle Senkung der Gesundheitskosten, die sich aus der Umsetzung verschiedener präventiver Maßnahmen ergibt, darunter sowohl vor- als auch nachgelagerte Interventionen. Dazu gehören Initiativen auf gesellschaftlicher Ebene wie die kommunale Fluoridierung von Wasser, die Besteuerung von zuckergesüßten Getränken, Aufklärungsprogramme in Schulen und Kampagnen zur Förderung der Mundgesundheit, aber auch Maßnahmen auf individueller Ebene wie die Einhaltung einer guten Mundhygiene durch Zähneputzen mit fluoridierter Zahnpasta.

Wenn diese Maßnahmen in der gesamten Bevölkerung gleichmäßig angewandt werden, könnte laut der Forschenden die Kariesprogressionsrate um schätzungsweise 30 Prozent gesenkt werden, wobei die größte Reduzierung der Pro-Kopf-Kosten für die Kariesbehandlung in der am stärksten benachteiligten Gruppe zu verzeichnen ist. Eine Angleichung der Präventionsmaßnahmen an die Bedürftigsten hätte ein noch größeres Potenzial für Kosteneinsparungen, die sich in der am stärksten benachteiligten Gruppe im Vereinigten Königreich auf etwa 14.000 Pfund (17.728 Dollar) pro Person belaufen würden.

Dunleavy G, Verma N, Raghupathy R, Jain S, Hofmeister J, Cook R, Vujicic M, Kebschull M, Chapple I, West N, Pitts N. Inequalities in oral health: estimating the longitudinal economic burden of dental caries by deprivation status in six countries. BMC Public Health. 2024 Nov 21;24(1):3239. doi: 10.1186/s12889-024-20652-0. PMID: 39574014; PMCID: PMC11580539.

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