Lufthygiene-Check: So berechnen Sie das Ansteckungsrisiko!
Ein Team von Wissenschaftlern um Prof. Dr. Hendrick Streeck, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn, hat auf einen Präventionscheck für Innenräume erarbeitet. Denn während draußen das Ansteckungsrisiko weniger als 0,01 Prozent beträgt, sind Innenräume die zentralen Infektionsorte.
Die Ursachen sind vor allem „der vom Menschen erzeugten Vertikalflow durch die warme Ausatemluft und die Körperwärme zu finden (bis zu 100m³/h), der die abgeatmeten Aerosole stark verdünnt. Windströmung draußen verdünnt die Konzentration zusätzlich”, heißt es in dem Leitfaden.
"Der Lufthygiene-Check soll weder die Basishygieneregeln noch die G-Regeln ersetzen, sondern Innenräume für den Herbst und Winter sicherer gestalten", schreiben die Autoren. "Die hier vorgeschlagenen Maßnahmen haben dabei einen bisher weithin verkannten zusätzlichen Nutzen: Sie reduzieren aerogen übertragene Infektionen auch jenseits der aktuellen Corona-Pandemie."
Personenanzahl, Raumgröße und Atemfrequenz ergeben das Risiko
Der Leitfaden berechnet anhand von Parametern, wie Personenzahl, Aufenthaltsdauer, Raumhöhe und -größe, Lüftung oder Luftreinigung, Maskenverwendung und Atemfrequenz, das Infektionsrisiko in Innenräumen.
Die Parameter sind an ein Punktesystem geknüpft, aus dem sich dann ein sehr geringes (>1 Punkt), geringes (2 bis 6 Punkte), mittleres (6 bis 10 Punkte), hohes (11 bis 15) oder sehr hohes (15 bis 19 Punkte) Risiko ableiten lässt.
Parameter des Lufthygiene-Checks
Anzahl der Personen, die sich in einem unbelüfteten Raum aktuell aufhalten oder sich bis vor Kurzem aufgehalten haben können.Mit der Anzahl der Personen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Infizierter im Raum befindet und je mehr Menschen im Raum sind umso mehr können sich potenziell infizieren.
Aufenthaltszeit. Durch eine infektiöse Person im Raum steigt die Konzentration der Viren in der Zimmerluft mit der Zeit, und je länger sich nicht infizierten Personen in dem Raum aufhalten, desto mehr Viren inhalieren sie.
Volumen des Raums.Je größer der Raum, umso geringer ist die Konzentration der Viren im Raum.
Raumhöhe.Durch den vom Menschen erzeugten Vertikal-Flow sind hohe Räume besonders sicher, denn die abgeatmeten virushaltigen Aerosole bewegen sich nach oben.
Effektivität der Lüftung.Frischluftmenge, die dem Raum zugeführt wird, verdünnt die Aerosole. Bei Fensterlüftung hängt das insbesondere von der Temperaturdifferenz drinnen/draußen und der Windbewegung ab. Je größer die Temperaturdifferenz, desto größer der Effekt. Allerdings steigt dann auch der Energieverbrauch durch die Abkühlung.
Effektivität von Raumluftreinigungsgeräten.Die praktisch aerosolfreie Luft, die von einem Luftreiniger in den Raum abgegeben wird, bestimmt die CADR = Clean Air Delivery Rate oder abgeblasene gereinigte Luft (m³/h).
Dauerhaftigkeit und Effektivität von Masken, die von den Personen im Raum getragen werden. Schutzschilde sind wirkungslos, da die infektiösen Aerosole dadurch nicht an der Ausbreitung im Raum gehindert werden.
Atemfrequenz und Atemtiefeder infizierten und nicht infizierten Personen im Raum. Vermehrte Ventilation entsteht zum Beispiel bei körperlicher Arbeit, Sport und Singen.
Quelle: Lufthygiene-Check