Nährwertkennzeichnung: Welches Logo ist das beste?
Es ist ein Auftrag aus dem Koalitionsvertrag: In Deutschland soll ein vereinfachtes, erweitertes Nährwertkennzeichnungs-System auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen eingeführt werden. Doch welches Nährwert-Logo soll kommen? Und welches ist auf den ersten Blick verständlich? Das sollen jetzt die Verbraucher entscheiden. Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner (CDU) hat dazu das Meinungsforschungsinstitut INFO beauftragt, eine entsprechende repräsentative Befragung durchzuführen.
Im Blickpunkt stehen vier Modelle:
Nutri-Score:
Das Modell stammt aus Frankreich und wird von Verbraucherschützern wie etwa foodwatch und der SPD favorisiert. Neben dem Gehalt an Zucker, Fett und Salz berücksichtigt es auch empfehlenswerte Bestandteile wie Ballaststoffe oder Proteine. Zusammengefasst wird das in einem einzigen Wert: Auf einer fünfstufigen Skala von A bis E, gekennzeichnet mit den Farben Grün bis Rot. Das Modell ist bereits auf verschiedenen Lebensmitteln im Einsatz.
Keyhole-Modell:
Es stammt aus Skandinavien, ist dort schon im Einsatz und symbolisiert, dass eine positive Nährwertbewertung vorliegt – mit einem weißen Schlüssel auf grünem Grund.
BLL-Modell:
Es besteht aus fünf Kreisen und weist den Gehalt von Energie, Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz pro 100 Gramm in Prozent aus. Eine gekennzeichnete Fläche zeigt an, wieviel Prozent der täglichen Zufuhr der Verzehr von 100 Gramm des Lebensmittels ausmacht. Entwickelt wurde das Modell vom Lebensmittelverband Deutschland (BLL), es ist noch nicht in der Praxis eingesetzt.
MRI-Modell:
Das Modell wurde vom bundeseigenen Max-Rubner-Forschungsinstitut (MRI) entwickelt. In separaten Waben werden die Anteile von Salz, Fett und Zucker pro 100 Gramm angezeigt – bei niedrigem Gehalt blaugrün gekennzeichnet. Außerdem gibt es eine Gesamtbeurteilung mit einem Sternesystem. Es ist ebenfalls noch nicht in der Praxis eingesetzt.
Nährwertkennzeichnung soll bei gesunder Wahl helfen und breit angewandt werden
Das Ziel von Bundesernährungsministerin Klöckner ist es, ein System der erweiterten Nährwertkennzeichnung einzuführen, das einerseits den Verbrauchern einfach auf einen Blick Hilfestellung für eine gesunde Wahl gibt und anderseits möglichst breit zur Anwendung kommt.
Weltweit existieren verschiedene Nährwertkennzeichnungs-Modelle mit unterschiedlichen Zielrichtungen und Zielgruppen. Dazu gehört auch das britische Ampelsystem, das den Energie- oder Nährwertgehalt eines Produktes einzeln beschreibt. Das MRI hat insgesamt zwölf relevante Nährwertkennzeichnungs-Modelle sowie den in Finnland vorgeschriebene Salz-Warnhinweis entlang von 18 Kriterien untersucht und dazu vor kurzem – zusammen mit dem eigenen MRI-Modell – ein Gutachten vorgelegt.
Verpflichtende Einführung "europarechtlich nicht möglich"
Die Bundesernährungsministerin erklärte, dass ein verpflichtendes System der Nährwertkennzeichnung europarechtlich nicht möglich ist. Bei der Einführung des Systems bedarf es deshalb der Unterstützung und Akzeptanz der Unternehmen der Ernährungswirtschaft und des Handels. Für ihre Strategie für weniger Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln steht Klöckner bei der Organisation foodwatch immer wieder heftig unter Beschuss.
Das Ergebnis der Verbraucherbefragung wird nach Angaben der Ministerin maßgeblich sein. Sie wird dann einen entsprechenden Verordnungsentwurf vorlegen, der die Nährwertkennzeichnung empfiehlt.
die Wahrnehmung und Wahrnehmbarkeit der verschiedenen Systeme,
die Verständlichkeit, also die Frage, ob ist ein bestehendes System auch objektiv verständlich ist, sowie
das Verständnis der Verbraucher und damit die Frage, ob diese das vorliegende Modell zutreffend interpretieren.