Neuer Höchststand bei Arzneimittelkosten
Der Trend zu steigenden Kosten ist nach Angaben des WIdO ungebrochen und kann weder durch den knapp sechsprozentigen Anstieg der GKV-Versichertenzahl noch durch die Zunahme der Verordnungsmenge um 13 Prozent erklärt werden. Die Ursache liege vielmehr in den gestiegenen Arzneimittelpackungs-Preisen. So habe im Jahr 2023 der durchschnittliche Preis je verordneter Arzneimittelpackung 73,18 Euro betragen. Im Jahr 2014 waren es noch 47,60 Euro. Dies entspreche einer Steigerungsrate von 54 Prozent in den vergangenen zehn Jahren, so das Institut.
Kostentreiber für die deutlichen Ausgabensteigerungen bei Arzneimitteln liegen vor allem in der Preisentwicklung patentgeschützter Arzneimittel, analysiert das Institut weiter. Auf diese entfallen demnach mehr als die Hälfte der Ausgaben, gleichzeitig decken sie aber einen immer geringeren Versorgungsanteil ab: Nach verordneten Tagesdosen lag dieser im Jahr 2023 bei 6,7 Prozent. Im Jahr 2014 waren es noch 11,4 Prozent. Das entspricht der Analyse zufolge einem Rückgang von über 40 Prozent in den letzten zehn Jahren.
Patentgeschützte Arzneimittel kosteten 2023 im Schnitt 17-mal so viel wie Generika
Das WIdO nennt auch Preisbeispiele: So kostete 2014 eine Packung eines patentgeschützten Arzneimittels der Analyse zufolge im Durchschnitt 190,06 Euro. 2023 lagen die Kosten mit 587,72 Euro mehr als dreimal so hoch. Die Steigerung bei den durchschnittlichen Packungspreisen für Arzneimittel, deren Patentschutz abgelaufen ist und die damit auch als Generika verfügbar sind, lag in den vergangenen zehn Jahren bei 31 Prozent. Im generikafähigen Marktsegment kostete eine Arzneimittelpackung 2023 durchschnittlich 34,85 Euro (2014: 26,60 Euro). Patentgeschützte Arzneimittel haben damit 2023 im Schnitt knapp 17-mal so viel gekostet wie Arzneimittel im generikafähigen Markt – 2014 betrug der durchschnittliche Preis „nur“ das Siebenfache.
Ein weiterer Kostentreiber sind hochpreisige Arzneimittel, die laut WIdO-Analyse immer größere Umsatzanteile einnehmen. Das bedeute, dass zunehmend mehr Geld für die Versorgung von wenigen Patientinnen und Patienten aufgewendet wird. Während 2014 nur etwas mehr als jeder vierte Euro (27,6 Prozent) des Gesamtumsatzes auf Arzneimittel mit Preisen von 1.000 Euro oder mehr entfallen sei, war es 2023 knapp jeder zweite Euro (47,6 Prozent). Damit haben sich die Umsätze der hochpreisigen Arzneimittel in den letzten zehn Jahren verdreifacht.
Der Spareffekt durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz sei ausgeblieben, lautet das Fazit des WIdO. Es sei „höchste Zeit, dass die Politik entschiedene Maßnahmen ergreift, um die Preisgestaltung bei Markteinführungen stärker zu regulieren.“