Medizinische Versorgung im Land Brandenburg

„Ohne ausländische Ärztinnen und Ärzte geht nichts“

pr
Politik
Ohne ausländische Ärztinnen und Ärzte wäre eine flächendeckende Versorgung in Brandenburg unmöglich, erklärt die Landesärztekammer. 17,8 Prozent der dortigen Ärzte hätten eine ausländische Staatsbürgerschaft.

„Unsere ausländischen Kolleginnen und Kollegen sind zu einem unverzichtbaren Bestandteil in der Gesundheitsversorgung in Brandenburg geworden, ebenso wie in vielen anderen Regionen Deutschlands“, betonte der Präsident der Landesärztekammer Brandenburg, Dipl. Med. Frank-Ullrich Schulz gestern in Potsdam.

Die neue Sprache, das zum Teil komplizierte deutsche Rechtssystem sowie die sich oftmals unterscheidende Kultur seien zwar anfangs Herausforderungen, und auch die Anforderungen an die Qualifikationsnachweise seien – zu Recht – hoch, so Schulz weiter. Doch in der Regel würden die ausländischen Ärztinnen und Ärzte diese Hürden erfolgreich überwinden und würden dann effektiv in der Gesundheitsversorgung in Brandenburg tätig.

„Kultur des Pluralismus und der Toleranz ist nötig“

Schulz plädierte dafür, den ausländischen Kolleginnen und Kollegen aufgeschlossen und vorurteilsfrei entgegenzukommen und eine Kultur des Pluralismus, der Toleranz und Kompromissfähigkeit zu leben. Es gelte, sich dabei Tendenzen entgegenzustellen, die solche demokratischen und freiheitlichen Prinzipien missachten, forderte er.

Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Klaus Reinhardt, hatte anlässlich des Neujahrsempfangs der deutschen Ärzteschaft vergangene Woche in Berlin deutlich gemacht, dass Pluralismus, Toleranz und Kompromissfähigkeit Wesenselemente einer freiheitlichen Demokratie darstellen, wie das Deutsche Ärzteblatt berichtete. Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hatte auf der Veranstaltung betont, Gesundheitsversorgung sei auch sozialer Kitt in einer Gesellschaft. Ein „Kippen“ dieser Versorgung gelte es, auch im Sinne einer stabilen Demokratie, zu verhindern, zitiert ihn das Blatt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte das klare Bekenntnis der Ärzteschaft zur Demokratie begrüßt.

„Ärztinnen und Ärzte stehen für Toleranz, Weltoffenheit und Menschlichkeit“

Zu den durch das Recherchenetzwerk „Correctiv“ bekannt gewordenen Plänen von Rechtsextremisten, Menschen mit Migrationsgeschichte aus Deutschland zu vertreiben, bezog gleichzeitig auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) Position. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Gerald Gaß, betonte: „Es gibt keinen Bereich unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft, in der es keine Menschen mit Migrationsgeschichte gibt, keinen Bereich, der ohne sie auskommen könnte.“ Die medizinische und pflegerische Versorgung würde ohne Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte mit Migrationsgeschichte kollabieren, so Gaß weiter. Das gelte genauso für den niedergelassenen Bereich, für die Langzeitpflege, für die gesamte soziale Versorgung und letztlich für die gesamte Wirtschaft.

Ebenso hatte die Deutsche Hochschulmedizin dazu aufgerufen, gegen Rechtsextremismus Haltung zu bewahren. Sie rief dazu auf, im Schulterschluss aller Standorte der Hochschulmedizin die freiheitliche Gesellschaft gegen demokratiefeindliche, rechtsextreme Kräfte zu verteidigen.

Nicht zuletzt hatte auch die Ärztekammer Berlin betont, dass Ärztinnen und Ärzte für Toleranz, Weltoffenheit und Menschlichkeit stünden. Ohne die Ärztinnen und Ärzte, die aus dem Ausland nach Deutschland gekommen seien und hier arbeiten, würde das Gesundheitswesen zusammenbrechen. In der Hauptstadt arbeiteten nach Kammerangaben mehr als 3.000 Medizinerinnen und Mediziner aus dem Ausland. Damit stellten sie fast zehn Prozent aller in Berlin tätigen Ärzte. Hinzu kämen die zahlreichen Ärzte mit Migrationshintergrund, die seit Jahren und Jahrzehnten Patientinnen und Patienten in Berlin versorgten.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.