Simulation der TU Berlin

Private Besuche sind Infektionstreiber

ck/pm
Gesellschaft
Simulationen der TU Berlin zeigen: Infektionen finden praktisch nur drinnen statt, wenn es dort zu längeren Kontakten ohne Maske kommt - im eigenem Haushalt, bei Pivatbesuchen, auf der Arbeit und in der Schule.

Die Wissenschaftler stellten dabei eindeutig fest, dass Bereiche, in denen ungeschützte Kontakte in Innenräumen weiterhin möglich sind, dramatisch zum Infektionsgeschehen beitragen und den R-Wert deutlich über 1 treiben:

  • Kontakte im eigenen Haushalt sind unvermeidbar. Ihr Beitrag zum R-Wert beträgt 0,5.

  • Gegenseitige private Besuche finden in der Regel ohne Masken und Schnelltests statt. In dem Fall liegt der Beitrag zum R-Wert bei 0,6.

  • Kontakte bei der Arbeit tragen 0,2 zum R-Wert bei, wenn man davon ausgeht, dass es sich nicht um Einzelbüros handelt und ohne Maske gearbeitet wird.

  • Der Beitrag der Kontakte in den Schulen beträgt ebenfalls 0,2 – wenn vollständig geöffnet wird.

„In der Summe führen diese einzelnen Beiträge zu einem R-Wert deutlich über 1 und damit nach allen unseren Simulationen zu höheren Inzidenzen und einer stärkeren Krankenhausbelastung als im Dezember 2020“, fasst Prof. Dr. Kai Nagel, Fachgebiet Verkehrssystemplanung und Verkehrstelematik, die Ergebnisse zusammen.

Die Berechnungen ergaben auch, dass es effektiver ist, alle Bereiche zu beteiligen als in einem einzelnen Bereich weitere Schutzmaßnahmen hinzuzufügen. So habe nach der Einführung der Maskenpflicht im Einzelhandel die vollständige Schließung nicht-essenzieller Geschäfte kaum zusätzliche Wirkung.

Das Impftempo senkt nicht wesentlich den R-Wert

„Bei Fortsetzung des derzeitigen Impftempos werden Mitte April knapp 15 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Erstimpfung haben", prognostiziert Nagel. "Das senkt den R-Wert ungefähr um 15 Prozent und ist damit deutlich zu wenig, um die durch die Virus-Variante B.1.1.7 verursachte Erhöhung des R-Werts um 35 bis 70 Prozent auszugleichen."

Selbst eine 50-prozentige Erhöhung des Impftempos ab 1. April 2021 würde daran nichts mehr ändern. Deutschland gehe also mit schlechteren Voraussetzungen als 2020 in die wärmere Jahreszeit.

Forscher raten zur massiven Ausweitung der Schnelltests

Die Forscher raten daher zur massiven Ausweitung der Schnelltests: „Sollte es möglich sein, eine Teststrategie durchzusetzen, die die Bereiche Bildung, Arbeit und Freizeit im großen Umfang abdeckt, könnten die Fallzahlen der dritten Welle effektiv abgesenkt werden – aber im besten Fall nur auf das Niveau der zweiten Welle Ende Dezember 2020." Allein für Berlin würden dann rund 3,4 Millionen Tests pro Woche durchgeführt werden müssen.

Ihre Prognosen erstellte das Forschungsteam anhand eines speziell entwickelten Modells, das für jeden einzelnen Wochentag für alle Personen simuliert, wann, wo und wie sie sich bewegt, wo sie sich aufhält und welche Aktivitäten sie dort ausführt. Verschiedene Parameter adaptieren die zur Verfügung stehenden Maßnahmen und können über den Verlauf der Zeit variiert und der Realität angepasst werden.

Alle Simulationen finden Sie hier .

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