Projekt zur besseren Früherkennung von Tumoren in der Mundhöhle startet
Unter der Projektleitung von Prof. Dr. Katrin Hertrampf, MPH MME, führt ein interdisziplinäres Team das auf mehrere Jahre angelegte Projekt durch. Vorreiter ist ein Präventionsprojekt mit anschließender Aufklärungskampagne in Schleswig-Holstein.
Betroffene gehen zu spät zum Arzt
Zum Hintergrund: Obwohl sich die Behandlungsstandards in Diagnostik und Therapie in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich verbessert haben, ist die Mortalitätsrate bei Tumoren in der Mundhöhle nicht merklich gesunken. Als Grund geben die Forschenden an, dass sich mehr als die Hälfte der Betroffenen erst in fortgeschrittenem Stadium an einen Zahnarzt, MKG-Chirurgen oder HNO-Arzt wenden, da die Erkrankung relativ lange schmerzlos und asymptomatisch verläuft.
Zusätzlich sei bei den Patienten ein sehr hohes Verdrängungspotenzial gegenüber der Erkrankung zu beobachten. Die Folge sei eine sehr aufwendige Therapie und das Resultat oft bleibende, funktionelle Einschränkungen und auch sichtbare Defekte.
Tumoren der Mundhöhle und des Rachenraums
In Deutschland lag die geschätzte Zahl der Neuerkrankungen bei Tumoren der Mundhöhle und des Rachenraums laut Robert Koch-Institut (RKI) 2018 bei über 14.000 Fällen (9.820 Männer und 4.490 Frauen). Gemessen an der Zahl aller Krebserkrankungen waren 3,7 Prozent der Männer betroffen und standen damit an achter Stelle. Frauen standen mit 1,9 Prozent an 13. Stelle. Die Fünfjahres-Überlebensrate in Deutschland lag bei Männer bei 52 Prozent und bei Frauen bei 62 Prozent.
Die Wissenschaftler wollen nun zunächst den Kenntnisstand zuerst bei Zahnärztinnen und Zahnärzten – und im nächsten Schritt bei HNO-Ärzten und Dermatoloegen – erheben, um danach ein speziell auf sie zugeschnittenes Fortbildungsangebot zum Thema Tumore der Mundhöhle anzubieten.
Abgefragt wird zuerst der Kenntnisstand der Zahnärztinnen und Zahnärzte
In der Folge oll dann untersucht werden, inwieweit die Bevölkerung Kenntnis hat über mögliche Risikofaktoren und die Prävention von Mundhöhlentumoren. Außerdem ist eine regionale Analyse der Medienberichterstattung geplant, um herauszufinden, ob das Thema in der Presse und in der Öffentlichkeit präsent ist.
Bitte um Teilnahme!
Im Oktober 2023 startet die Online-Befragung zum Kenntnisstand der Zahnärzteschaft über die Früherkennung von Tumoren der Mundhöhle. Die Erhebung wird mithilfe der Landeszahnärztekammern durchgeführt, Informationen darüber gibt es auch in den regionalen Zahnärzteblättern. Die Bitte geht an die Kollegenschaft, das Projekt aktiv zu unterstützen und bei der Umfrage mitzumachen.
Die Befragung erfolgt pseudonymisiert über Identifikationsnummern, um zu gewährleisten, dass weder die Kammer, noch die Projektgruppe erkennen kann, wer an der Befragung teilgenommen hat. Je nach Ergebnis wird dann ein gezieltes zahnärztliches Fortbildungsprogramm zum Thema entwickelt und angeboten.
Der Abschlussbericht erscheint voraussichtlich Ende 2025 in einem Fachjournal. Das Projekt wird von der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) mit 300.000 Euro und von der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie (DGMKG) mit 50.000 Euro gefördert.