Sattelstühle: "Wir haben gegenteilige Erfahrungen!"
Leserbrief zum Titel „Zahnärztliche Ergonomie – Taugt der Sattel in der Praxis?“, zm 21/2017, S. 24–36.
Mit großem Interesse habe ich Ihren ausführlichen und differenzierten Artikel über den Sattelstuhl gelesen. Der Schlussfolgerung, dass der Sattelstuhl nicht in die Zahnarztpraxis gehört, kann ich dennoch nicht zustimmen. Zum einen konnte ich nach Einführung des Stuhls in meiner Praxis wieder schmerzfrei am Patienten arbeiten, zum anderen waren sämtliche Mitarbeiter und Assistenten nach einer anfänglichen Umgewöhnung äußerst begeistert von dem Stuhl.
Die in dem Artikel empfohlene aufrechte und Wirbelsäulen-zentrierte Position ist eigentlich nur beim Arbeiten mit dem Operationsmikroskop möglich. Die ständig wechselnden Positionen des Patientenkopfes unter der Behandlung machen es in der Praxis notwendig, auch etwas ungünstigere Arbeitshaltungen einzunehmen. Man denke nur an die Behandlung der linken oberen Molaren, Patienten mit Schluckbeschwerden, Kinderbehandlung, unzureichende Assistenz, Würgereiz und vieles mehr. Wir Zahnärzte sitzen in der ergonomischen Falle und werden trotz größter Bemühungen niemals auf Dauer in der beschriebenen Idealposition arbeiten können.
Zum anderen vermisse ich in dem Artikel eine Empfehlung für den perfekt designten Arbeitsstuhl, wenn es schon nicht der Sattelstuhl ist. Um den Rücken nicht vollständig zu ruinieren, bleibt dem Zahnarzt auf lange Sicht nur folgendes übrig:
Bemühen um eine möglichst aufrechte, entspannte Arbeitsposition;
Einlegen von kurzen Entspannungspausen mit leichten Dehn- und Streckübungen;
Intensives tägliches Trainingsprogramm zur Stärkung der gesamten Rumpfmuskulatur;
Beratung durch einen Physiotherapeuten für gezielte Ausgleichsgymnastik;
Stressabbau durch mentales Training und geistige Entspannungsübungen.
Das alles kostet natürlich Zeit. Jedoch ist es nur möglich, diesen wunderschönen Beruf richtig auszuüben, wenn der Rücken gesund und schmerzfrei ist.
Dr. Klaus Schneider,München